Der Fall Alain Berset: Minister im Kreuzfeuer (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 25.08.2022, 10:09 (vor 702 Tagen) @ e=mc2

Hin und wieder kursiert unter Mobilfunkgegnern die dämliche Behauptung, Reiche und Mächtige würden mit Geld, List oder Tücke dafür sorgen, zuhause keinen Funkmasten in Sichtweite zu haben.

Hier eine aktuelle Geschichte nach diesem Muster. Falls sie sich wirklich so zugetragen hat, wäre das sehr peinlich für den Gesundheitsminister.

Tolle Geschichte! Manchmal werden Märchen eben wahr, wollte ich schon schreiben, nachdem ich den Artikel gelesen habe. Dann aber habe ich nochmal genau hingeschaut, was "Blick" an Informationen preisgibt, und sehe die Sache nun anders.

Als da wäre:

«Elektromagnetische Wellen technologischer Herkunft, insbesondere jene, die von der Mobilfunktechnologie ausgehen, haben schädliche Auswirkungen auf Mensch und Tier», schreiben die Bersets.

Und ...

Zudem habe Berset im Schreiben lediglich darauf hingewiesen, dass «die korrekte Einhaltung der Strahlennormen wesentlich» sei, da man dadurch Gesundheitsrisiken ausschliessen könne.

Bei Licht besehen heißt beides in der Gesamtschau doch nur in Übereinstimmung mit Icnirp: Oberhalb der "Strahlennormen" (Grenzwerte) ist Mobilfunk gefährlich, unterhalb hingegen nicht.

Das ist Stand des Wissens und faktisch korrekt. Jedes Gericht würde Alain Berset dies zubilligen und freisprechen.

Im Großen und Ganzen ist der Bericht von "Blick" mMn sachlich korrekt, unterschwellig werden Leser jedoch dazu verleitet, in der Angelegenheit Gemauschel zu sehen. Dazu trägt auch die unglückliche, weil nicht überzeugende Stellungnahme von Bersets Sprecher bei, der am Kern der missverständlichen Äußerungen des Ministers vorbei argumentiert und so eher Öl ins Feuer gießt.

Da es hier um Nuancen geht, wäre für eine faire Beurteilung des "Falls Berset" aus meiner Sicht die Veröffentlichung des vollständigen Briefes der Familie Berset angesagt gewesen, statt nur Fragmente daraus zu zitieren.

Mobilfunkgegner werden die Geschichte selbstredend als Beleg dafür sehen, dass ihre Märchen von den korrupten Reichen und Mächtigen, die sich Funkmasten vom Hals halten möchten, wahr sind. Wie immer genügt dazu selektives Zitieren und ein tendenziöser Begleittext, der nagende Vorbehalte gegen "die da oben" bestätigt. Würde mich wundern, wenn z.B. gigaherz.ch diese günstige Gelegenheit nicht beim Schopf packen würde.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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