Falsche Schlüsse (260): Bielefeldverschwörung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 27.02.2024, 22:46 (vor 78 Tagen) @ H. Lamarr

2019 hatte die Marketing-Abteilung der Stadt Bielefeld eine Million Euro Preisgeld ausgelobt: Wer beweist, dass es Bielefeld wirklich nicht gibt, sollte gewinnen. Vier Jahre später musste ein Gericht klarstellen: Das war ein Scherz!

Die Belohnung wollte ein Mann einklagen, weil er bewiesen haben wollte, dass es Bielefeld nicht gibt. Das Stadt-Marketing hatte die Belohnung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der sogenannten Bielefeld-Verschwörung 2019 ausgelobt. 1994 hatte Achim Held mit dem Spruch: "Bielefeld gibt es doch gar nicht!" die sogenannte Bielefeld-Verschwörung aus der Taufe gehoben.

Unter dem Motto "#Bielefeldmillion - Das Ende einer Verschwörung" hatte die Stadt dazu aufgerufen, zu beweisen, dass die ostwestfälische Metropole mit rund 340.000 Einwohnern nicht existiert. Zwei Wochen lang konnten Teilnehmer ihre "Beweise" einreichen, die Teilnahmebedingungen standen im Internet.

Der in diesem Fall klagende Mann schickte im August 2019 ebenfalls einen Beweis für die Nichtexistenz der Stadt ein und begründete ihn mit einem sogenannten Axiom, einer theoretisch abstrakten grundlegenden Aussage, die ohne Beweis gültig ist.

Das Landgericht (LG) Bielefeld wies die Klage bereits im Juli 2023 ab, wie nun bekannt wurde (Urt. v. 14.07.2023, Az. 1 O 181/22). Es sei nach der Veröffentlichung aller zum Wettbewerb erfolgten Texte des Stadtmarketings und auch der Teilnahmebedingungen deutlich gewesen, dass es sich um eine scherzhafte Marketing-Aktion gehandelt habe. Und weiter: "Der erforderliche Erfolg wäre, nach dem objektiven Empfängerhorizont nur der offensichtlich unmögliche empirische Beweis der Nichtexistenz Bielefelds gewesen. Der axiomatische Beweis innerhalb eines axiomatischen Systems war nicht erfasst." Auch interdisziplinär hat das LG offenbar richtig was auf dem Kasten. mehr ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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