Falsche Schlüsse (68): Wahlarithmetik (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 25.05.2014, 19:09 (vor 3643 Tagen) @ H. Lamarr

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel heute um etwa 18 Uhr 30 auf der Wahlparty anlässlich der Europawahl 2014 nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen voller Stolz:

[...] Das ist der höchste Zuwachs, den die SPD jemals bei einer bundsweiten Wahl gehabt hat!

Die Partygäste bejubelten Gabriels Worte, denen ein Zuwachs um rund 6,5 Prozentpunkte zugrunde liegt, mit frenetischem Beifall.

Schön. Und was soll daran falsch sein?

Mit relativen Angaben ist das immer so eine Sache, denn mit relativen Angaben (Zuwachs, Verlust, Prozentwerte) lässt sich nach belieben schönen oder mies machen, je nachdem, was man gerade erreichen möchte.

Gabriel konnte den stolzen Zuwachs nur deshalb verkünden, weil die SPD 2009 bei der vorangegangenen Europawahl ein historisches Debakel erlitt, und so schlecht abschnitt wie nie zuvor. Dass es dazu kommen konnte liegt daran, dass die SPD in allen zurückliegenden Europawahlen nur Verluste eingefahren hatte. Unter dieser Voraussetzung ist es keine allzu große Kunst, 2014 den "höchsten Zuwachs" aller Zeiten für sich zu reklamieren.

Glückwunsch zur Trendwende - SPD.

Auch einige organisierte Mobilfunkgegner beherrschen diese Kunst der legalen Irreführung richtig gut.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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