Elektrosensibilität: Mainzer EMF-Wachhund
hat bislang erst 120-mal angeschlagen

Experten schätzen, dass derzeit etwa 2 % der Bevölkerung anfällig für Elektrosensibilität sind. Bei einem Bundesland wie Rheinland-Pfalz (4,0 Mio. Einwohner) sollten also etwa 80 000 Personen das Potenzial für Elektrosensibilität in sich tragen. Offensichtlich sind es jedoch erheblich weniger, die tatsächlich unter Elektrosensibilität leiden und die Symptome auch der Elektrosmogbelastung zuordnen können. Denn beim Forschungsprojekt Mainzer EMF-Wachhund haben sich – trotz beträchtlichem PR-Aufwand zum Aufschrecken von Elektrosensiblen in Rheinland-Pfalz – nach 5 Monaten erst 120 Personen gemeldet. Selbst bei großer Dunkelziffer ist diese Anzahl konkreter Fälle erstaunlich klein. Da das vom Projekt erarbeitete statistische Zahlenmaterial auch für politische Entscheidungsträger vorgesehen ist, wäre es im Interesse einer besseren Gewichtung bestimmt gut, wenn sich mehr Elektrosensible der 15 Minuten dauernden Fragebogenaktion unterziehen würden.

Seit Oktober 2003 schlägt der Mainzer EMF-Wachhund an, wenn ihm Menschen den Verdacht melden, dass sie unter Einwirkung elektrischer, magnetischer oder elektromagnetischer Felder mit körperlichen oder psychischen Beschwerden reagieren. Der EMF-Wachhund ist ein vorerst bis Ende März 2003 befristetes Gemeinschaftsprojekt des Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz und der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Jede (online oder per Brief) eingehende Meldung von Elektrosensibilität wird genau registriert und wissenschaftlich analysiert. Ziel ist es, die Beschwerden für zukünftige Entscheidungsprozesse statistisch zu erfassen und Strategien zu deren Therapie zu entwickeln. Meldung abgeben kann jeder Bundesbürger aber nur Rheinland-Pfälzer bekommen auch das Einzelresultat der wissenschaftlichen Analyse ihrer Meldung mitgeteilt. Alle anderen müssen warten, bis das anonymisierte Gesamtresultat im Internet für jedermann zugänglich publiziert wird.

Möglicherweise wird das Projekt bis Herbst 2004 verlängert

Dr. Joachim SchüzIn den abgelaufenen 5 Monaten haben rd. 120 Personen Meldungen beim EMF-Wachhund abgegeben, 75 % davon kommen aus Rheinland-Pfalz. Die Dominanz des Heimatlandes des EMF-Wachhunds ist kein Zufall, denn nur hier wurde auf breiter Front informiert (wiederholte Pressemitteilungen, Information aller Ärzte, separate Anschreiben für Bürgerinitiativen, Verbraucherschützer, Umweltberatungen). Der offizielle Projektbericht wird voraussichtlich Ende März/Anfang April veröffentlicht. Über seinen Inhalt wollte uns die Projektleitung nichts konkretes mitteilen, nur so viel: die Meldungen würden sehr gewissenhaft ausgefüllt, die Beschwerdemuster seien vielseitig und das Spektrum möglicher Expositionen sei weit gefächert.

Gibt es keine Verlängerung, endet das Projekt bereits Ende März. Von Seiten der Wissenschaftler wird allerdings eine Verlängerung bis zum Herbst 2004 befürwortet, entsprechende Verhandlungen mit dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium wurden bereits aufgenommen.

Dr. Schüz’ Entgegnung zum Vorwurf der Industrienähe

Mit Dr. Joachim Schüz betreut den EMF-Wachhund ein Wissenschaftler, der zuletzt durch seine Mitarbeit an der dänischen WHO-Interphone-Studie (Hörnervtumoren wegen Handynutzung) Aufsehen erregte. Auf einigen mobilfunkkritischen Websites wird Joachim Schüz jedoch als Verharmloser mit deutlicher Industrienähe beschrieben. Wir fragten nach, wie er diese Vorwürfe entkräften wolle. Antwort: “Es wurden keine derartigen Vorwürfe an unsere Gruppe herangetragen, zumindest nicht direkt, so dass sie mir im Detail nicht  bekannt sind. Ich sehe dafür auch keine Basis. Das Projekt ist eine Initiative des hiesigen Umweltministeriums. Wer sich die Mühe macht und die Publikationslisten der beteiligten Wissenschaftler durchsieht, wird sich leicht überzeugen können, dass wir für eine objektive Berichterstattung stehen. Zudem sind auch viele Kliniker an dem Projekt beteiligt, die ansonsten höchstens in Therapie- aber nicht Ursachenforschung involviert sind.” (22.2.04-ll)

Nachtrag vom 27. Mai 2004: nach sechs Monaten 150 Meldungen

Das Forschungsprojekt Mainzer EMF-Wachhund verzeichnete nach der geplanten Laufzeit von sechs Monaten etwa 150 Meldungen über Verdacht auf Elektrosensibilität. Details sind in einem bislang unveröffentlichten Zwischenbericht enthalten, der momentan dem Auftraggeber (Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz) vorliegt. Im Zuge einer Projektverlängerung wird die Website bis zum Herbst weitergeführt und aller Voraussicht nach um eine Befragungskomponente erweitert. Mit einer Veröffentlichung des Zwischenberichts ist nach Auskunft von Dr. Schüz im Juli 2004 zu rechnen, der Abschlussbericht ist für Ende des Jahres vorgesehen (-ll).

Nachtrag vom 16. September 2004: Zwischenbericht

Das Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz, veröffentlichte am 16. September 2004 folgende Presseinformation:

Seit Oktober 2003 können sich Menschen beim Mainzer EMF-Wachhund melden. Umweltministerin Margit Conrad fördert das Projekt, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, ob und in welchem Umfang Elektrosensibilität tatsächlich in der Bevölkerung existiert.

Das Umweltministerium legt jetzt in Zusammenarbeit mit der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität einen ersten Bericht vor. Frauen und Männer, die befürchten durch elektromagnetische Felder (EMF) körperlich und/oder psychisch beeinträchtigt zu werden, können sich per Fragebogen melden.

Ministerin Conrad: 'Elektromagnetische Felder, der sogenannte Elektrosmog, sind für die Menschen ein wichtiges Thema. Deswegen gehen wir hier in Mainz in einem bislang einmaligen Projekt dem Phänomen nach.'

Die Wissenschaftler der Projektgruppe, darunter Ärzte verschiedener Fachrichtungen, haben die bisher eingegangenen 150 Meldungen ausgewertet, von denen 93 aus Rheinland-Pfalz stammten.

Die Wissenschaftler stellen fest, dass sich der 'Mainzer EMF-Wachhund' sehr gut dazu eignet, Kontakte zwischen Wissenschaft und Klinik auf der einen und den Betroffenen auf der anderen Seite aufzubauen. 'Aber die geringe Anzahl derer, die sich gemeldet haben, hat Fragen aufgeworfen', sagt der Leiter der Projektgruppe, Privatdozent Dr. Joachim Schüz. Zwar sei der Rücklauf für die wissenschaftliche Auswertung ausreichend, aber die Anzahl der Einsendungen sei vergleichsweise klein. Das Bundesamt für Strahlenschutz geht von einem Anteil von einem bis vier Prozent elektrosensibler Menschen in der Gesamtbevölkerung aus; das wären in Rheinland-Pfalz bis zu 160.000.

Unter den bisher eingegangenen Meldungen liegt ein Schwerpunkt auf der Gruppe der 40- bis 69-jährigen, wobei nach Aussage der Mainzer Wissenschaftler diese Gruppe möglicherweise durch die Art der Umfrage besonders gut erreicht wurde. Die Fragebögen waren aus dem Internet zu laden, per Post anzufordern oder bei Ärzten zu erhalten. Repräsentative Aussagen sind nicht möglich, weil sich die Teilnehmer selbst meldeten, um einen Fragebogen auszufüllen und nicht zufällig aus der Bevölkerung ausgewählt wurden. Demographische Aussagen können daher nicht gemacht werden.

Die Teilnehmer schildern auf den Fragebögen ein breites Spektrum von Symptomen. Häufig werden Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit genannt. Oft erwähnte Erkrankungen sind Krebs, Migräne, MCS (Multiple Chemical Sensitivity - vielfache chemische Sensibilität) und Tinnitus. Es ergaben sich keine auffälligen Gemeinsamkeiten. Über 60 Prozent der Einsender hatten bereits einen Arzt aufgesucht, weil sie als Ursache von Beschwerden Elektrosmog vermuteten; bei 17 Prozent war eine Therapie erfolgreich.

Ein Ziel der Untersuchung mittels Fragebogen war es, Informationen über Art und Herkunft der Beschwerden zu erhalten. In den Fragebögen wurden vorwiegend Mobilfunk-Basisstationen (61 Prozent) und Handys oder schnurlose Telefone (36 Prozent) genannt. Auch elektromagnetische Felder von Hochspannungsleitungen und Trafostationen (22 Prozent), von Haushaltsgeräten (16 Prozent) sowie Bahnanlagen (11 Prozent) wurden als Ursache der Beschwerden angenommen; Mehrfachnennungen waren möglich.

Das Projekt wird unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse fortgeführt und vertieft. Der Abschlussbericht liegt voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2005 vor.

Der vollständige Zwischenbericht ist auf den Internetseiten des Umweltministeriums www.muf.rlp.de und demnächst auch auf der Seite des Mainzer EMF-Wachhundes www.mainzer-emf-wachhund.de verfügbar. Das Internetportal www.mainzer-emf-wachhund.de mit dem Online-Fragebogen ist weiterhin offen, Fragebögen können auch beim Umweltministerium angefordert werden.

Nachtrag vom 14. Mai 2005: Abschlussbericht

15 Monate war das Internet-Portal des Mainzer EMF-Wachhunds geöffnet. In dieser Zeitspanne meldeten sich 189 Personen, die unter Elektrosensibilität leiden. Vor allem der Schweregrad der berichteten Beschwerden zeigt, dass das Phänomen der Elektrosensibilität nicht zu vernachlässigen ist. Die geringe Anzahl der Meldungen zeigt aber auch, dass mit einer solchen internetbasierten Form eines Melderegisters eine epidemiologische Auswertung der Daten zur Quantifizierung des Problems in der Bevölkerung nicht möglich ist. Der Abschlussbericht des Projekts (PDF, 173 KByte) gibt u. a. Auskunft über Art und Schwere der gemeldeten Beschwerden und wie oft Betroffene deshalb Ärzte aufgesucht haben. Am häufigsten sind 40- bis 49-jährige betroffen, Frauen etwa genauso oft wie Männer. Auch plausible Erklärungen für die geringe Anzahl der Meldungen finden sich in dem Abschlussbericht. Aller Voraussicht nach wird das inzwischen geschlossene Melderegister nicht wieder geöffnet. In einer zweiten Projektphase kann es jedoch zu ärztlichen Untersuchungen der Betroffenen kommen, vorausgesetzt das Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz folgt den Empfehlungen der Wissenschaftler.

Weiterführende Informationen

Befragung: 5 % der Schweizer halten sich für elektrosensibel

Bamberger Ärzte: Ihre Krankheitsgeschichte ist gefragt

BAuA erforscht wieder Elektrosensibilität

BAuA findet keine Elektrosensiblen

EPROS-Schlafstudie mit Elektrosensitiven

Bericht von der WHO-Tagung in Prag (2004)

2 % Elektrosensible: Stimmt die Zahl noch, Prof. Leitgeb?

Studien über Elektrosensibilität

Estland: Studie bestätigt Existenz von Elektrosensibilität

Elektrosensiblenstudie wartete 21 Monate auf Veröffentlichung

Funklochmühle: Geplantes Erholungsgebiet für Elektrosensible

Meldungen 2004

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