"Havanna-Syndrom" in der Schweiz angekommen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 14.01.2022, 18:12 (vor 851 Tagen) @ H. Lamarr

Das Medium "Blick" wusste gestern zu berichten:

Drei US-Diplomaten in Genf leiden unter dem mysteriösen «Havanna-Syndrom». Die Krankheit soll bisher über 200 Angestellte in US-Botschaften befallen haben. Auch in Paris erkrankten mehrere Diplomaten.

Unsere Frau W. aus O. in M. nutzte diese Steilvorlage unverzüglich, um die subjektiv empfundene Notlage mit ihrer "Elektrosensibilität" anekdotisch weiter auszuschmücken. Das lindert wahrscheinlich die Pein von Frau W. etwas, hilft sonst aber wohl kaum jemand.

Funk scheidet mMn als geheimnisvolle Angriffswaffe aus einem einfachen Grund aus, denn ein Angriff mit Funkwellen ließe sich ziemlich mühelos mit Messempfängern der Funküberwachung sowohl live als auch nachträglich nachweisen. Solche Geräte müssten lediglich dort aufgestellt werden, wo ein Angriff erwartet wird. Ebenfalls denkbar und weniger umständlich wären Personenexposimeter fürs Botschaftspersonal. Anzunehmen ist, dass die Amerikaner meine Ratschläge nicht brauchen und längst selber auf solche Gedanken gekommen sind.

Anlass für dieses Posting ist aber etwas anderes, nämlich diese Passage aus dem "Blick"-Beitrag:

[...] Einige Betroffene leiden laut der US-Regierung noch Jahre nach der Infektion unter den Folgen. Auch wurden bei manchen Erkrankten im Nachhinein «massive Hirnschäden» festgestellt. [...]

Nein, ich möchte mich nicht über Hirnschäden bei Diplomaten der Trump-Administration lustig machen, sondern ich fragte mich, wo "Blick" diese Information wohl aufgegabelt hat. Fündig wurde ich bei der Studie Neuroimaging Findings in US Government Personnel With Possible Exposure to Directional Phenomena in Havana, Cuba, die Mitte 2019 veröffentlicht wurde. Dort heißt es im Abschnitt "Conclusions":

Among US government personnel in Havana, Cuba, with potential directional phenomena exposure, compared with healthy controls, advanced brain MRI techniques revealed significant neuroimaging differences in whole brain white matter volume, regional gray and white matter volume, cerebellar tissue microstructural integrity, and functional connectivity in the auditory and visuospatial subnetworks but not in the executive control subnetwork. The clinical importance of these differences is uncertain and may require further study.

"Blick" hat also einen gefundenen Effekt, von dem gegenwärtig niemand zutreffend sagen kann, ob jener sich positiv, negativ oder gar nicht auf die Betroffenen auswirkt, uminterpretiert in "massive Hirnschäden". Jedem, der hier regelmäßig mit liest, dürfte diese kreative Leistung von "Blick" verdammt bekannt vorkommen :yes:.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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