Italien: Vorsorgewert 6 V/m soll auf mindestens 15 V/m steigen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 22.11.2023, 17:46 (vor 158 Tagen) @ H. Lamarr

Der italienische Vorsorgewert, der vor mehr als 20 Jahren eingeführt wurde, wird allgemein als Hindernis für den Ausbau der 5G-Infrastruktur angesehen, weil er die Errichtung von unverhältnismäßig vielen Antennen erfordert. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, den Vorsorgewert aufzugeben und den ICNIRP-Grenzwert von 61 V/m anzuwenden.

Am 27. Oktober 2023 meldete die Nachrichtenagentur Reuters:

Ein italienischer Parlamentsausschuss billigte am Freitag eine Gesetzesänderung zur Anhebung der Grenzwerte für elektromagnetische Felder, die nach Ansicht der Mobilfunkbetreiber in Italien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu niedrig sind.

Der Änderungsantrag, der zunächst von einem Ausschuss des Oberhauses des Parlaments, dem Senat, gebilligt wurde, sieht eine Entscheidung innerhalb von vier Monaten vor, inwieweit der derzeitige Grenzwert für elektromagnetische Emissionen von 6 Volt pro Meter angehoben werden sollte.

Wenn innerhalb dieser Frist keine Entscheidung getroffen wird, wird der Grenzwert automatisch auf 15 Volt pro Meter angehoben und liegt damit unter dem europäischen Höchstwert von 61 Volt pro Meter. [...]

Das Gewürge um eine EMF-Grenzwertanhebung in Italien geht damit in die nächste Runde. Erst im August 2023 hatte Microwave News berichtet, die Grenzwertanhebung von 6 V/m auf 24 V/m sei zumindest vorerst vom Tisch. Devra Davis behauptete zeitgleich auf ihrer Website, Italien weigere sich die Grenzwerte für 5G-Funkstrahlung zu lockern.

Spätestens am 27. Februar 2024 sollte das Verwirrspiel ein Ende haben, ob und wenn ja, um wie viel der EMF-Grenzwert in Italien angehoben wird.

Hintergrund
Bereits im November 2011 war der italienische EU-Abgeordnete Niccolò Rinaldi über den Entwurf der italienischen Regierung für ein "Entwicklungsdekret" besorgt, das eine Anhebung des EMF-Grenzwerts von 6 V/m auf 20 V/m im Freien vorsah. Das Dekret soll auch eine Änderung des Messverfahrens entalten, das seinerzeit eine Mittelung von Messwerten über 24 Stunden vorsah. Rinaldi war die Sache nicht geheuer, hilfesuchend wandte er sich an die EU-Kommission, die ihn mit dem Hinweis beruhigte, selbst 20 V/m wären noch immer deutlich unter der Grenzwertempfehlung der EU.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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