Dariusz' EHS-Projekt: Was wäre, wenn es Erfolg hat? (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 24.05.2022, 18:14 (vor 754 Tagen) @ Dariusz Leszczynski

https://betweenrockandhardplace.wordpress.com/2021/08/12/calling-on-physician-diagnosed-ehs-persons/

and

https://betweenrockandhardplace.wordpress.com/2021/08/13/the-ehs-project-is-the-reason-why-i-called-you-ehs-persons-and-ehs-diagnosing-physicians/

Dariusz Leszczynski ist fest davon überzeugt, "Elektrosensibilität" (EHS) sei eine real existierende Erkrankung, von der wenige Menschen betroffen sind und für die es eine gegenwärtig noch unbekannte organische Erklärung gibt. Mit seinem EHS-Projekt hofft er Biomarker zu finden, welche die bislang nicht mögliche evidenzbasierte Diagnose EHS zulassen.

Auf die sozialen Aspekte seines Projekts geht Dariusz' nicht ein. Wahrscheinlich deshalb, weil diese a) nur Mutmaßungen sein können und b) voraussichtlich nicht allzu rosig sein werden.

Nehmen wir mal an das EHS-Projekt scheitert und der Finne findet keine eindeutigen Biomarker für EHS. Dann bleibt alles wie es ist, einige Ärzte werden weiterhin nach nicht anerkannten proprietären Methoden EHS diagnostizieren, andere werden einfach nur Willkür walten lassen und Verdachtsdiagnosen stellen und überzeugte EHS werden auch ganz ohne EHS-Diagnose unbeirrt weiter an ihre unerwünschte (von einigen aber auch als elitär empfundene) Fähigkeit zur Wahrnehmung schwacher EMF glauben.

Hat das EHS-Projekt hingegen Erfolg, wird es wahrscheinlich mehr Rechtsstreitigkeiten geben. Etwa dann, wenn ein positiv getesteter EHS auf einem EMF-freien Arbeitsplatz besteht oder dergleichen. Da aber voraussichtlich nur wenige Menschen positiv sind, sollten sich solche Einzelfälle in Grenzen halten. Problematischer werden die negativ getesteten EHS sein, die plötzlich das Erklärungsmodell für ihre Symptome verlieren und auf den sekundären Krankheitsgewinn verzichten sollen. Etablierte EHS werden sich dagegen wahrscheinlich mit allen Mitteln wehren, ihre Überzeugung behalten und die Aussagekraft der Biomarker anzweifeln.

Unterm Strich dürfte sich also auch bei einem Erfolg des EHS-Projekts nicht viel an der gegenwärtigen Situation ändern, abgesehen von besser durchsetzbaren Rechtsansprüchen weniger "echter" EHS. Dieses Fazit beruht allerdings auf Dariusz' Annahme, dass es nur wenige "echte" EHS gibt. Sollten die noch zu findenden Biomarker entgegen der Annahme haufenweise "echte" EHS identifizieren, sieht die Sache anders aus. Ein Dreh- und Angelpunkt wird dann sein, wie treffsicher die gefundenen Biomarker sind. Da ist neuer Streit programmiert. Das Ringen von "echten" EHS um Anerkennung wird, sollte es überhaupt welche geben, noch viele Jahre andauern.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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