Vortrag bei den Hanseatischen Sanierungstagen in Warnemünde, 3.–5.11.2005
von E. Wielandt, Kirchheim unter Teck/Stuttgart
Eine Strömung der Esoterik beschäftigt sich pseudowissenschaftlich mit geheimnisumwitterten Phänomenen, die rationalem Denken eher unzugänglich sind. Bekanntes Beispiel sind homöopathische Arzneimittel und deren bizarres Wirkprinzip der Potenzierung. Mobilfunk und pseudowissenschaftliche Esoterik haben auf den ersten Blick nichts gemeinsam. Doch das ändert sich, sobald es um biologisch unerwünschte Nebenwirkungen des Mobilfunks geht, von denen “Elektrosensible” zu erzählen wissen. Objektiv unerklärlich, müssen geheimnisvolle Kräfte wie Skalarwellen oder Tesla-Strahlen als Schadensbringer herhalten. Mit kommerziellen Folgen. Denn gemäß dem newtonschen Axiom Actio = Reactio gehört zu jedem Problem auch eine Lösung. Bereit gehalten wird diese von der Esoterik-Industrie in Form von allerlei Mitteln, die der Mobilfunkstrahlung ihre angeblich schädlichen Wirkungen nehmen sollen. Der Beitrag zeigt Spielarten sowie typische Erkennungsmerkmale der pseudowissenschaftlichen Esoterik und wappnet so, den Braten rechtzeitig zu riechen (23.03.2014).
Cargo-Cult-Science
ZusammenfassungWasser ist eines der Lieblingsmedien der "ganzheitlichen" Naturbetrachtung des New Age. Es ist die Grundlage allen irdischen Lebens, ist fast allgegenwärtig und hat ungewöhnliche, nicht vollständig verstandene Eigenschaften. Da fügt dann die nicht naturwissenschaftlich gezügelte Phantasie gerne Fähigkeiten hinzu, die normalerweise geistigen Wesen vorbehalten sind. Die Homöopathie postuliert ein Gedächtnis des Wassers an ehemals darin gelöste Wirkstoffe. Rutengänger glauben die physikalisch nicht fassbare, aber gesundheitsschädliche Ausstrahlung von Wasseradern zu spüren. Und aus Mauern soll sich Feuchtigkeit durch Aufhängen einer modernen Gebetsmühle vertreiben lassen, wobei die nötigen Zaubersprüche nicht einmal in der Mühle selbst angebracht sind, sondern im Verkaufsprospekt. Die moderne Esoterik bedient sich der Sprache der Physik, ohne mit den Worten dieselben – oder überhaupt irgendwelche – physikalischen Inhalte zu verbinden. Die pseudowissenschaftliche Sprache macht es selbst für Naturwissenschaftler schwer, zu entscheiden, wo die legitime Spekulation endet und das bloße Geschwätz anfängt. Dieser Beitrag soll hierzu eine kleine Hilfestellung geben, indem er an grundlegende physikalische Erfahrungssätze erinnert. |
Dieses Zitat stammt aus einer Begrüßungsrede für Studienanfänger, die der Physiker Richard Feynman 1974 am California Institute of Technology hielt [1]. Er spricht hier nicht über Mauerentfeuchtung durch kosmische Energie, wie Sie vielleicht jetzt denken, sondern über pädagogische und psychologische Studien, mit denen er als Mitglied einer Lehrmittelkommission in Berührung gekommen war. In der Rede geht es darum, wie man es vermeiden kann, einer Cargo-Cult-Science zu verfallen. Feynman sagt: Wissenschaftliche Arbeit erfordert eine spezielle Art von Ehrlichkeit, die sich nicht darauf beschränkt, nicht zu lügen. Sie verlangt, dass man jede mögliche Schwachstelle der eigenen Argumentation offen legt, jeden möglichen Einwand gegen sein Ergebnis diskutiert und, wenn er nicht entkräftet werden kann, ihn zusammen mit dem Ergebnis mitteilt. Dass man also dem eigenen Interesse bewusst entgegenarbeitet. Die Naturwissenschaft hat in ihrer geschichtlichen Entwicklung gelernt, wie man es vermeidet, sich selbst zu betrügen, sie hat in Feynmans Worten „a long history of learning how not to fool ourselves“.
Was wir als Parawissenschaften oder Pseudowissenschaften bezeichnen, sind Gedankengebäude, die sich parallel zu den heute etablierten Wissenschaften entwickelt, aber den Ausweg aus der Falle der Selbsttäuschung nicht gefunden haben. Es sind Systeme der kollektiven Selbsttäuschung, und sie sind viel weiter verbreitet, als man gemeinhin meint [2].
Beispiele für Parawissenschaften
Wenn ich Ihnen jetzt einige parawissenschaftliche Lehren nenne, dann wird nicht jeder von Ihnen in jedem Fall mit dieser Einordnung einverstanden sein. Dabei bringe ich nur eine Auswahl: ich rede zum Beispiel gar nicht erst von Astrologie oder Geistiger Fernheilung, ich beschränke mich auf solche Lehren, bei denen das Wasser eine besondere Bedeutung hat. Gleichzeitig möchte ich damit belegen: Parawissenschaft ist nicht nur ein Zeitvertreib für unbedarfte Leser des PM-Magazins. Parawissenschaft wird von Akademikern verbreitet, typischerweise von Hochschullehrern, Ingenieuren, Ärzten oder Firmeninhabern, die beruflich erfolgreich waren und nun meinen, sie hätten auch auf weltanschaulichem Gebiet der Menschheit etwas mitzuteilen. Sie organisieren sich in gemeinnützigen Vereinen mit wissenschaftlich klingenden Namen, haben ihre eigenen Tagungen, Zeitschriften und ihre eigene Fachsprache. Sie bilden Netzwerke, in denen sie sich gegenseitig bestätigen, dass sie und nicht die sogenannte Schulwissenschaft den Fortschritt vertreten. Es ist, wie Feynman sagt, alles genau wie in der Wissenschaft, der einzige Unterschied ist: kein Ergebnis kann je von Außenstehenden reproduziert werden!
Wissenschaftliche Arbeit erfordert eine spezielle Art von Ehrlichkeit, die sich nicht darauf beschränkt, nicht zu lügen. Sie verlangt, dass man jede mögliche Schwachstelle der eigenen Argumentation offen legt, jeden möglichen Einwand gegen sein Ergebnis diskutiert und, wenn er nicht entkräftet werden kann, ihn zusammen mit dem Ergebnis mitteilt. |
Die sogenannte Komplementärmedizin ist ein sehr vielfältiger parawissenschaftlicher Bereich. Nicht alles, was dort getrieben wird, ist aus wissenschaftlicher Sicht abzulehnen, aber die Komplementärmedizin propagiert auch Heilmethoden, die auf geheimnisvollen Strahlungen beruhen und mit phantasievollen Namen wie „Bioresonanz“, „Magnetfeldtherapie“, „Energiemedizin“ und dergleichen belegt werden [4]. Die Wirkung beruht angeblich auf einer Beeinflussung der Wassermoleküle in den Zellen des Körpers. Ein besonders geniales Verfahren überträgt der Einfachheit halber die Information „Gesundheit“ mittels „Skalarwellen“ direkt ins Gehirn. Das Bemerkenswerte daran ist: solche Verfahren werden mit wissenschaftlich aussehenden Geräten von zugelassenen Ärzten praktiziert!
Die Homöopathie [5] behauptet, Wasser könne das Wirkprinzip von pharmazeutisch wirksamen Stoffen speichern, auch wenn die Lösung so stark verdünnt wird, dass kein einziges Molekül des Wirkstoffs mehr enthalten ist. Die Verdünnungen werden dann als „Hochpotenzen“ bezeichnet, obwohl es sich ja um negative, also niedrige Potenzen der Wirkstoffkonzentration handelt. Im Wasser sollen dann nur noch „geistartige Abbilder“ des Wirkstoffs enthalten sein, die sich auf ungeklärte Weise durch Schütteln und Weiterverdünnen beliebig vermehren und verstärken lassen. Schließlich kann man das chemisch reine Wasser über Zuckerkügelchen träufeln, trocknen lassen, und die geistartige Heilkraft ist nicht etwa mitverdunstet, sondern ungeschwächt auf die Zuckerkügelchen übergegangen! Das sind magische Konzepte aus vorwissenschaftlicher Zeit. Eine über den Plazeboeffekt hinausgehende Wirkung homöopathischer Hochpotenzen konnte trotz größter Anstrengungen nie nachgewiesen werden. Trotzdem treten immer wieder Wissenschaftler auf, die behaupten, eine Wirkung im Laborversuch objektiv beobachtet zu haben. Solche Ergebnisse konnten noch nie reproduziert werden, aber sie sorgen kurzzeitig für Publicity. Eine Forschergruppe an der Universität Leipzig hat dafür kürzlich einen von einer homöopathischen Pharmafirma gestifteten Preis von 10 000 Euro erhalten, der ein gewaltiges Medienecho ausgelöst hat. Um den vom amerikanischen Illusionisten und Skeptiker James Randi ausgesetzten Preis von einer Million Dollar [6,7] hat sich die Gruppe wohlweislich nicht beworben. Die Universität Leipzig hat es bisher nicht für nötig gehalten, sich von diesem peinlichen Spektakel zu distanzieren. (Anmerkung 2006: inzwischen hat sich wenigstens die zuständige Fakultät distanziert.)
Was wir als Parawissenschaften oder Pseudowissenschaften bezeichnen, sind Gedankengebäude, die sich parallel zu den heute etablierten Wissenschaften entwickelt, aber den Ausweg aus der Falle der Selbsttäuschung nicht gefunden haben. |
Die Raumenergie kann auch Informationen übertragen; sie wird dann als „Informationsstrahlung“ bezeichnet. Ein Zitat aus dem „Lexikon der Grenzwissenschaften“ [9]: „Die von Körpern abgestrahlte Raum-Energie ist – vergleichbar den Radiowellen – moduliert, sie enthält alle Informationen über deren physikalischen Aufbau und ihre bioelektrischen Funktionen, also bei Lebewesen auch über deren Gedanken, Gefühle und Empfindungen. Hieraus ergibt sich eine Erklärung für paranormale Phänomene wie Außersinnliche Wahrnehmung, Hellsehen, Telepathie (Gedankenlesen) und Fernbeeinflussung. Rutengehen oder Pendeln beispielsweise beruhen auf einer in erweiterten Bewußtseinszuständen möglichen bewussten Auswertung der vom Energie-Körper aufgefangenen raumenergetischen Strahlung anderer Körper.“ An einem Forschungslabor der Donau-Universität Krems kommuniziert man mittels Quanten-Teleportation bereits gebührenfrei über das kosmische Hintergrundrauschen [10]. Insgesamt entnehme ich der einschlägigen parawissenschaftlichen Literatur: die Raumenergie ist allgegenwärtig, allwissend und allmächtig. Offenbar bewegen wir uns hier in einem Gebiet, für das der Naturwissenschaftler nicht zuständig ist.
Der österreichische Erfinder Wilhelm Mohorn, Gründer der Firma Aquapol, verwendet die Raumenergie zum Austrocknen von Mauerwerk. Er hat angeblich schon 20 000 seiner nicht ganz billigen Geräte verkauft. Sie neutralisieren übrigens nebenbei auch Erdstrahlen. Der deutsche Fachschulprofessor K. E. Lotz bestätigt ihm öffentlich die Wirksamkeit seiner Geräte. Ein anderer österreichischer Erfinder, Johann Grander, veredelt Leitungswasser, indem er ein geschlossenes Fläschchen eines von ihm vertriebenen, besonders heilkräftigen Wassers in die der Wasserleitung einbaut. Dessen Informationsstrahlung überträgt sich dann auf das Leitungswasser. Grander wurde dafür 2001 mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Auch mehrere deutsche Firmen, darunter eine große, international tätige, beherrschen die Wasserveredelung durch Informationsübertragung.
Was sagt der Physiker dazu?
Den meisten Physikern sind die Behauptungen der Parawissenschaftler, soweit sie überhaupt eine physikalische Aussage enthalten, zu absurd, um sie ernsthaft zu diskutieren. Der Physiker hält hier eher den Psychiater für zuständig als den Naturwissenschaftler. Aber der Parawissenschaftler „leidet“ ja normalerweise nicht an seiner Überzeugung und ist deshalb kein Fall für den Arzt. Das interessanteste Buch über Rutengänger, das ich kenne, stammt von einem Soziologen [11], und mir scheint, dass er den Nagel auf den Kopf trifft: Parawissenschaften sind ein komplexes soziales Phänomen, das man nur versteht, wenn man nicht nach dem Wahrheitsgehalt, sondern nach der sozialen Funktion fragt. Die ist zweifellos vorhanden, und man darf sie nicht in jedem Fall negativ bewerten.
Parawissenschaften sind ein komplexes soziales Phänomen, das man nur versteht, wenn man nicht nach dem Wahrheitsgehalt, sondern nach der sozialen Funktion fragt. |
Sehr viel weniger Verständnis habe ich dafür, wenn Ingenieure ins paraphysikalische Abseits geraten. Sie fabulieren von objektiv feststellbaren Zusammenhängen, die es in Wirklichkeit nicht gibt, und müssten eigentlich von ihrer Ausbildung her in der Lage sein, das zu erkennen. Und doch scheint mir, dass unter den Akademikern neben den Ärzten die Ingenieure die stärkste Neigung zur Esoterik haben. Das ist auch schon anderen aufgefallen [11,12]. Die Domäne der Ingenieure in den Parawissenschaften sind naturgemäß eher technische Disziplinen wie Rohstoffsuche, Energiegewinnung, Informationsübermittlung und das Geschäft mit dem Elektrosmog.
Parawissenschaftliche und esoterische Denkweisen sind bei Ärzten weiter verbreitet, als man aufgrund der Nähe ihres Fachs zu den Naturwissenschaften annehmen möchte. |
Der weltanschauliche Hintergrund
Die verschiedenen Varianten der modernen Esoterik haben eines gemeinsam: sie glauben an ein der Physik unbekanntes geistiges Medium, das den ganzen Raum durchdringt, Energie und Informationen übertragen kann und zu dem auserwählte Personen Zugang haben. Gelegentlich wird eine ganze Hierarchie solcher Medien oder Felder postuliert und das unterste, unmittelbar über der materiellen Welt liegende, wird als „feinstofflich“ bezeichnet. Popularisiert wurden diese in fernöstlichen Religionen schon länger vorhandenen Ideen durch die 1875 von der Deutsch-Russin Helena Blavatsky begründete „neue Theosophie“, von der sich 1912 die Anthroposophie abgespalten hat. Einzelne Forscher haben schon immer ihre eigenen Varianten des feinstofflichen oder geistigen Mediums entwickelt, so der Arzt Franz Anton Mesmer (1734–1815) mit seinem animalischen Magnetismus [14], der Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann (1755–1843) mit seinen geistartigen Abbildern pharmazeutischer Substanzen, der Psychiater Wilhelm Reich (1897–1957) mit seiner Orgonstrahlung und der Biologe Rupert Sheldrake (geb. 1942) mit seinem morphogenetischen Feld. Nähere Informationen zu all diesen Theorien finden Sie in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia [5].
Man darf die Vorstellung, dass jemand willentlich mit einem geistigen Feld kommunizieren und dadurch andere Personen heilen oder krank machen kann, nicht für eine harmlose Spinnerei halten. Von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Hexenwahn! Der lebt in der modernen Parapsychologie fröhlich weiter. Der Freiburger Parapsychologe Prof. Hans Bender (1907–1991) hielt „rätselhafte physikalische Bewirkungen“ – sprich Hexerei - für real [15] und seine Nachfolger tun das heute noch.
Die pseudowissenschaftliche Sprache
Wie der Physiker Martin Lambeck [...] ausführt, spielt in unserem unmittelbaren Erfahrungsbereich neben der Schwerkraft nur die elektromagnetische Kraft eine Rolle. |
Nützliche physikalische Grundprinzipien
Dem Laien mag es scheinen, als gäbe es in der Physik eine unübersehbare Vielfalt von Kräften, Effekten und Feldern, so dass es auf eines mehr oder weniger nicht ankommt. Das Gegenteil ist richtig. Wie der Physiker Martin Lambeck in seinem Taschenbuch „Irrt die Physik?“ [16] ausführt, spielt in unserem unmittelbaren Erfahrungsbereich neben der Schwerkraft nur die elektromagnetische Kraft eine Rolle. Sie vermittelt alle Einflüsse, die ein Körper auf einen anderen ausübt, vom grobmechanischen Zusammenstoß bis hin zu chemischen Reaktionen. Insbesondere ist sie für alle technisch nutzbaren Fernwirkungen verantwortlich.
Die innere Gesetzmäßigkeit des elektromagnetischen Feldes wird seit 140 Jahren unverändert mit höchster Genauigkeit durch die Maxwellgleichungen beschrieben. Da bleibt kein Platz für zusätzliche Kräfte oder Felder. Jede auf eine elektrische Ladung ausgeübte Kraftwirkung wird dem elektrischen Feld zugeschrieben, die Definition der elektrischen Feldstärke ist „Kraft pro Einheitsladung“, gleichgültig woher die Kraft rührt. Das elektrische Feld beschreibt also bereits die Summe aller beobachtbaren Kraftwirkungen. Man kann nicht weitere Kraftwirkungen postulieren, ohne sich in Widerspruch zu den Maxwellgleichungen und damit zur Erfahrung zu begeben.
Wenn irgendwo ein Effekt beobachtet wird, der scheinbar im Rahmen der bekannten Physik unerklärlich ist, dann ist erfahrungsgemäß entweder die Beobachtung fehlerhaft, oder der Experimentator versteht nicht genug von Physik, um sie zu erklären. |
Dasjenige physikalische Prinzip, das von Parawissenschaftlern am häufigsten ignoriert wird, ist der Satz von der Erhaltung der Energie. Er besagt, dass man Energie nur umformen, aber nicht erzeugen oder vernichten kann. Dazu gehört im Prinzip ein Katalog von möglichen Energieformen, der natürlich erweitert werden könnte, wenn etwas Neues entdeckt wird. Aber unsere Erfahrung sagt: wir kennen die Energieformen, die im täglichen Leben und in der Technik eine Rolle spielen. Unser Katalog ist in diesem Bereich vollständig. Wäre er das nicht, müsste ja einmal beobachtet werden, dass irgendwo Energie verschwindet oder scheinbar aus dem Nichts entsteht. Das kommt, jedenfalls in messtechnisch nachvollziehbarer Weise, nicht vor. Aus dem leeren Raum kann man keine Energie gewinnen. Was immer sich dort, uns verborgen, abspielen mag, es beeinflusst unsere Maschinen und Messgeräte nicht. Es gibt kein Perpetuum Mobile und keine mit Raumenergie angetriebene Maschine, auch wenn sie im Internet zu Dutzenden beschrieben und zum Nachbau angeboten werden. Das liegt wohl kaum daran, dass alle wirklich brauchbaren Modelle sofort von der Erdölindustrie aufgekauft und die Erfinder zum Schweigen gebracht werden, notfalls durch den russischen Geheimdienst. Ich ziehe die Erklärung vor, dass die „Schulphysik“ weiterhin gilt.
AutorenvorstellungErhard Wielandt, Jahrgang 1940, studierte Physik an der Universität Tübingen und der Freien Universität Berlin. Anschließend war er vier Jahre als Entwickler tätig. 1968 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Geophysikalische Institut der Universität Karlsruhe. Die Promotion schloss er 1972 mit einer Dissertation über die Anregung seismischer Wellen durch Unterwasserexplosionen ab. Von 1972 bis 1988 war Wielandt wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Geophysik der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. 1988 wurde er als Professor und Direktor an das Institut für Geophysik in Stuttgart berufen. Diese Position behielt er bis zum Eintritt in den Ruhestand 2005. 2003 wurde der gebürtige Berliner mit der Emil-Wiechert-Medaille ausgezeichnet, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft. Mit der Esoterik kam Wielandt gewissermaßen dienstlich in Berührung durch Anfragen von Bürgern, die sich wegen “Erdstrahlen” sorgten. Typische Beispiele sind: "Muss ich jetzt mein Baugrundstück verkaufen?” oder “Hilft eine Schicht Glasscherben als Abschirmung?". |
Lassen Sie mich zum Schluss noch das Argument erwähnen, das von Esoterikern aller Art immer wieder vorgebracht wird: es sei lächerlich, etwas für unmöglich zu halten, nur weil es nicht in die etablierte Wissenschaft passt; wenn unmöglich wäre, was „noch“ nicht wissenschaftlich erklärt werden kann, dann gäbe es nie einen wissenschaftlichen Fortschritt. Dazu sage ich: das ist ein Verwirrspiel mit dem Wort „unmöglich“. Selbstverständlich kann man in der Naturwissenschaft (im Gegensatz zur Mathematik) niemals mit Sicherheit sagen, dass etwas unmöglich ist. Es geht nur darum, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, bei einer Nachprüfung auf etwas Interessantes zu stoßen. Zwischen „nicht unmöglich“ und „möglich“ liegen im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit Welten. Man kann nicht alles untersuchen, was nicht absolut unmöglich ist. Ist es unmöglich, dass ein Mensch gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten ist? Können Sie das mit Sicherheit ausschließen? Nicht? Es ist also nicht unmöglich. Also ist es möglich. Glaubhafte Berichte darüber gibt es ja genug. Das muss natürlich erforscht werden, da müssen Forschungsgelder her. So argumentieren Esoteriker. Aber den wissenschaftlichen Fortschritt verdanken wir nicht ihnen, sondern Wissenschaftlern, die ihr Handwerk gelernt haben und sich präzise ausdrücken können.
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Literatur und Internet-Fundstellen
Einige im Jahr 2005 herangezogene Websites sind nicht mehr auffindbar. Ich habe die entsprechenden Verweise aktualisiert, jedoch sind die Inhalte nicht mehr ganz dieselben. Zwei Sätze im Text wurden ebenfalls geändert. – Februar 2014, E.W.
[1] |
Richard P. Feynman,„Surely you are joking, Mr. Feynman”. Unwin Hyman Limited, London 1985. |
[2] |
O. Prokop und W. Wimmer, Der moderne Okkultismus. Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1987 |
[3] |
|
[4] |
Zur Alternativ- und Komplementärmedizin: Wikipedia, Psiram, Prof. Ernst |
[5] |
Zur Homöopathie allgemein: Wikipedia, Psiram, Prof. Ernst |
[6] |
en.wikipedia.org/wiki/One_Million_Dollar_Paranormal_Challenge |
[7] |
|
[8] |
|
[9] |
Lexikon der Parapsychologie. Das gesamte Wissen der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete. Bonin, Werner, F. (Hg.) Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, 1984 |
[10] |
www.global-scaling-institute.de/files/bratengeyer_expertenmeeting_duk.pdf |
[11] |
Hubert Knoblauch: Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler. Campus Verlag Frankfurt 1991 |
[12] |
G. Danielewski: Geschäfte mit der Angst - Baubiologie zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Beton-Verlag 1981 |
[13] |
W. Mohorn, Die elektroosmotische Trockenlegung: Fallbeispiele und Hintergründe zum Einsatz eines speziellen Verfahrens. Bautenschutz und Bausanierung Jg. 25 Nr. 4, Mai 2002. |
[14] |
de.wikipedia.org/wiki/Franz_Anton_Mesmer |
[15] |
Hans Bender: Unser sechster Sinn. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1971 |
[16] |
Martin Lambeck: Irrt die Physik? C. H. Beck Verlag München 2003. |
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