Vom Ozonloch bis zum Elektrosmog:
Gesundheitssorgen aus Sicht der Bevölkerung

Bei den Gesundheitssorgen der Deutschen führen unerwartet das Ozonloch und Antibiotika im Essen die Rangfolge von 26 repräsentativ abgefragten Sorgen an. Ebenfalls unerwartet: Trotz großer Präsenz in den Medien liegen Sorgen wegen Elektrosmog weit abgeschlagen hinten. Am allerwenigsten sorgen sich die Deutschen – so eine kürzlich publizierte Erhebung aus dem Jahr 2008 – um die Handynutzung (02.05.2010).

Viele Menschen fühlen sich durch mögliche gesundheitsschädliche Folgen moderner Technologien bedroht. Die Auswirkungen von Elektrosmog, Handystrahlung, Ozonloch oder auch gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die Gesundheit finden viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien, in der Fachwelt werden sie häufig kontrovers diskutiert. Oft finden sich nur ungenaue Aussagen zu den befürchteten Folgen und der Wahrscheinlichkeit dass diese eintreten könnten.

Stichprobe

  • 2524 Personen (48,% männlich, 51,4 % weiblich)
  • Alter: 7,8 % 14-19 Jahre, 13,6 % 20-29 Jahre, 15,6 %
    30-39 Jahre, 19,2 % 40-49 Jahre, 15,1 % 50-59 Jahre, 28,7 % über 59 Jahre
  • Befragungszeitraum: Mai – Juni 2008
  • Kontakt: Dr. Heide Glaesmer, Universität Leipzig, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Tel.: 0341-9718811
    E-Mail: Heide.Glaesmer@medizin.uni-leipzig.de
  • Im Auftrag der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig (Prof. Dr. Elmar Brähler, Dr. Heide Glaesmer) wurde in Kooperation mit Prof. Dr. Winfried Rief von der Philipps-Universität Marburg eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe von 2524 Personen der deutschen Allgemeinbevölkerung zu diesen modernen Gesundheitssorgen befragt. Dazu wurde den Befragten eine Liste von 26 häufig diskutierten Gesundheitsrisiken vorgegeben, zu denen das Ausmaß der individuellen Sorgen eingeschätzt werden sollte.

    Deutsche im Durchschnitt leicht besorgt

    Betrachtet man die Ausprägung der Gesundheitssorgen als Gesamtsummenwert, resultiert daraus ein möglicher Wertebereich von 0 (sorgt sich über nichts) bis 104 (sorgt sich über alles). Der Wert 104 folgt aus dem Untersuchungsinstrument: Die Befragten sollten zu 26 gesundheitlich relevanten Aspekte angeben, wie sehr sie deswegen um ihre Gesundheit besorgt sind. Dabei gab es fünf Antwortmöglichkeiten von 0 = gar nicht besorgt bis 4 = extrem besorgt). Wer bei allen 26 Gesundheitsrisiken extrem besorgt je vier Punkte vergab konnte somit theoretisch auf den maximalen Summenwert von 104 kommen.

    Der Großteil der Befragten (79,4 %) gibt an, kaum (Summenwert 0-25) oder leicht (25-50) ausgeprägte Gesundheitssorgen zu haben, 17,3 % sind mittel besorgt (Summenwert 50-75), 3,3 % stark (Summenwerte > 75). Im Durchschnitt sind die Gesundheitssorgen der Deutschen mit einem Summenwert von 30,3 leicht ausgeprägt (Abb. 1).

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    Abbildung 1: Ausprägung von Gesundheitssorgen in der deutschen Bevölkerung. Die überwiegende Mehrheit ist kaum oder nur leicht besorgt

    Überaschenderweise wird die Hitliste der Gesundheitssorgen noch immer von Sorgen um das Ozonloch angeführt (29 %), gefolgt von Antibiotika im Essen (24,3 %) und genetisch manipulierten Nahrungsmitteln (24,2 %). Im Gegensatz dazu gaben nur 4,2 % der Befragten an, sich um die gesundheitlichen Folgen der Handynutzung zu sorgen, obwohl dies in den letzten Jahren immer wieder diskutiert wurde (Abb. 2).

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    Abbildung 2: Die Grafik zeigt, über welche Aspekte des modernen Lebens die meisten Deutschen sehr oder extrem besorgt sind (Häufigkeit in Prozent, Angabe von Platz 1-6 und letzter Platz)

    Die 4,2 % über Mobiltelefonnutzung Besorgten von Abb. 2 setzen sich zusammen aus 1,4 % extrem Besorgten (34 Personen) und 2,8 % sehr Besorgten (71 Personen). In diesen beiden Gruppen sorgen sich jedoch mehr über die Folgen von Sendemasten (5,8 %) und noch mehr über Hochspannungstrassen (6,7 %). Zwischen rd. 50 % und 54,5 % der Befragten zeigten sich über die drei Spielarten des Elektrosmogs gar nicht besorgt, der Anteil der etwas Besorgten liegt bei rd. 30 %, ziemlich besorgt äußerten sich zwischen 9,6 % (Mobiltelefon) und 13,9 % (Hochspannung). Im Vergleich zu den anderen Gesundheitssorgen der Deutschen sind die Sorgen wegen Elektrosmog allgemein nur schwach ausgeprägt (Abb. 3).

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    Abbildung 3: Über Mobiltelefone, Sendemasten (Mobilfunk & Rundfunk) und Hochspannungstrassen machen sich nur wenige Deutsche große Sorgen, am stärksten noch sorgen sie sich wegen Hochspannungstrassen

    Im Vergleich mit Männern berichten Frauen signifikant stärker ausgeprägte moderne Gesundheitssorgen (Abb. 4). Betrachtet man die Ausprägung der Sorgen über die Altersgruppen hinweg, zeigen sich ebenfalls signifikante Unterschiede: Jüngere (14 bis 29 Jahre) sind weniger besorgt als Ältere. Die am stärksten ausgeprägten modernen Gesundheitssorgen äußern die 30 bis 39-Jährigen. Dagegen weisen der Bildungsstand der Befragten sowie das Haushaltseinkommen keine signifikanten Zusammenhänge mit der Ausprägung der modernen Gesundheitssorgen auf.

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    Abbildung 4: Unabhängig vom Alter sorgen sich Frauen mehr als Männer, am Besorgtesten ist die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen

    Neben Diskussionen um die tatsächliche oder nur vermeintliche Gefährdung durch die genannten Quellen, gibt es in den letzten Jahren auch zunehmendes Interesse aus klinisch-psychologischer Sicht. Moderne Gesundheitssorgen werden dort im Kontext der somatoformen Störungen diskutiert. Diese sind unter anderem durch verschiedenste körperliche Beschwerden ohne organisch hinreichenden Befund, durch ausgeprägte Gesundheitssorgen und eine hohe Inanspruchnahme medizinischer Leistungen gekennzeichnet. In der Untersuchung wurde auch diesem Zusammenhang nachgegangen und es konnte gezeigt werden, dass Personen, die viele verschiedene und stark ausgeprägte Gesundheitssorgen berichten, auch deutlich häufiger unter somatoformen Beschwerden leiden (Abb. 5).

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    Abbildung 5: Beeinträchtigung durch somatoforme Symptome in Zusammenhang mit Ausprägung der Gesundheitssorgen

    Die Angaben zu der oben beschriebenen Gesundheitssorgen der Deutschen im Jahr 2008 beruhen im wesentlichen auf einer Presse-Information der Universität Leipzig. Zur Ausprägung der Gesundheitssorgen gegenüber Elektrosmog (Mobiltelefon, Sendemast, Hochspannung) stellte uns freundlicherweise Frau Dr. Heide Glaesmer zusätzliche Daten zur Verfügung. Alle Diagramme wurden vom IZgMF anhand der vorliegenden Unterlagen neu angefertigt.

    Zum Vergleich: Umfragen des BfS von 2003 bis 2006

    In den Jahren 2003 bis 2006 ließ das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) jährlich repräsentativ die Gesundheitssorgen der Deutschen ermitteln. Auch damals schon rangierten im Vergleich zu anderen Risiken die Sorgen wegen Handygebrauchs, Sendemasten und Hochspannung auf den hinteren Plätzen. Am wenigsten sorgten sich die Deutschen seinerzeit wegen Schnurlos-Telefonen, am meisten wegen der Luftverschmutzung. Da die Umfragen im Auftrag des BfS eine nur 4-stufige Sorgenskala benutzten (gar nicht, wenig, ziemlich und stark besorgt) vor allem aber weitaus weniger Gesundheitssorgen zur Auswahl stellten (nur 15, wovon sechs sich auf Funkfelder beziehen), lassen sich die Ergebnisse leider nicht 1:1 mit der aktuellen Untersuchung der Universität Leipzig vergleichen. Tendenziell sind bei den BfS-Umfragen der geringeren Auswahlmöglichkeiten wegen stärker ausgeprägte Gesundheitssorgen zu erwarten. Tatsächlich zeigten sich 2006 nicht weniger als 17 % der Befragten über die Handynutzung ziemlich oder stark besorgt. Wenn überhaupt, lässt sich dieser Wert in der Leipziger Untersuchung den extrem, sehr und ziemlich Besorgten zuordnen, zu den 4,2 % extrem und sehr Besorgten gemäß Abb. 2 kommen daher noch 9,6 % ziemlich Besorgte hinzu (Abb. 3), so dass der Summenwert mit 13,8 % den 17 % der BfS-Erhebung schon recht nahe kommt. Ganz anders dagegen die Situation bei Sendemasten: In der BfS-Umfrage 2006 zeigten sich 14 % ziemlich oder stark besorgt gegenüber Rundfunkmasten und 26 % gegenüber Mobilfunk-Sendemasten. In der Umfrage der Leipziger hingegen sorgten sich nur noch 17,7 % extrem, sehr oder ziemlich um beide Mastentypen.

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