Viele Eltern hilflos (Allgemein)

sleepless, Montag, 25.09.2006, 12:22 (vor 6885 Tagen) @ KlaKla

Es zeigt mir lediglich, dass hier Aufklärungbedarf besteht.

Worüber gehören denn die Lehrer aufgeklärt?

Eine mir bekannte, aufgeklärte Schulleitung hatte schon vor dem bayerischem Handyverbot reagiert. Auf dem Gymnasium waren MP3-Player und Handy im Unterricht verboten. Die Lehrer durften den MP3-Player und das Handy einkassieren.

Das ist ja auch völlig richtig, im Unterricht hat ein Handy nichts zu suchen und das muss den Schülern auch klipp und klar vermittelt werden. Aber eben nicht weil damit evtl. ein Lehrer verwanzt werden könnte und damit sein Persönlichkeitsrecht verletzt oder weil die Gefahr besteht Gewaltvideos auszutauschen. Sondern schlichtweg weil es den Benutzer und den Rest vom Unterrichtsgeschehen ablenkt, genauso wie ein Walkman, CD-Player etc.

Nur die Eltern können das Handy persönlich abholen. So kann man das Problem mit den Eltern besprechen. Wenn die Eltern nicht kommen, bleibt das Spielzeug unter Verschluss, bis der Schüler die Schule endgültig verlässt.

Dieses Beispiel zeigt doch wunderbar, dass ein Nutzungsverbot zur Eindämmung von Gewaltvideos nicht nötig ist, um einen sinnvollen Umgang mit Handys in der Schule zu regeln. Offenbar hat es an dieser Schule ja funktioniert.
Dies setzt natürlich voraus, dass die Lehrer auch selber als Vorbild fungieren und eben nicht mitten in der Mathestunde des Lehrers Handy klingelt.

Nach Art. 56 Abs. 5 BayEUG gilt ein Nutzungsverbot für Handys und sonstige digitale Speichermedien, die nicht zu Unterrichtszwecken verwendet werden, im Schulgebäude und auf dem Schulgelänge. Es besteht die Möglichkeit des vorübergehenden Einbehalten bei Zuwiderhandlung.

Ich darf mein Handy also mitnehmen aber nicht einschalten, auch nicht in Pausenzeiten, in einer Freistunde etc. Wie will ich das denn bitte kontrollieren und den Schülern vermitteln?
Und verlassen die Schüler z.B. in der Mittagspause das Schulgelände oder sitzen sie im Schulbus "dürfen" sie sogar Gewaltvideos tauschen ohne gegen Abs. 5 zu verstoßen, der doch angeblich genau dieses so wirkungsvoll einschränkt und die Opfer schützt.

1) Es wird keiner kriminalisiert. Das ist billige Hetze ihrer Seits.

Keineswegs. Wikipedia: Kriminalisierung
Ich erinnere daran, dass ein Handy neben dem Missbrauch zum Tauschen von Gewaltvideos, erstellen von Happy-Slapping-Filmen und Bespitzelung der Lehrer auch zu ganz harmlosen Dingen wie telefonieren und versenden von SMS verwendet werden kann und von der Mehrheit auch hierzu genutzt wird. Dieses bisher in den Pausenzeiten geduldete Verhalten wird nun sanktioniert, bzw. es reicht sogar aus ein eingeschaltetes Handy mitzuführen ohne sich aktiv damit zu beschäftigen.

2) Kinder brauchen Erziehung mit Grenzen und Regeln.

Ja sicher, um bspw. den Umgang miteinander oder den Umgang mit Technik zu erlernen. Doch dafür brauche ich nicht über die Hintertür "Schutz vor Gewaltvideos" ein allg. Nutzungsverbot einzuführen, dass in Wahrheit nur von anderen Problemen ablenkt.

Wie kommen sie darauf, das das Medium Handy und sonstige digitale Speichermedien blindlinks verboten werden?

weil eben nicht darüber nachgedacht wird ob Handys wirklich der Auslöser des Problems sind, und ob ich dieses Problem damit tatsächlich lösen kann.

Das Handy wird wie jedes Messer an bayerischen Schulen verboten.

Ich hatte 9 Jahre lang ein Taschenmesser dabei. Niemals Probleme gehabt und seltsamerweise auch nicht durch Messerstechereien aufgefallen.

Jugendliche missbrauchen diese Medien.

Präziser: Einige Jugendliche, nicht alle! Und genau das ist ja mein Argument.
Anstatt sich mit dem Missbrauch auseinanderzusetzen und zu versuchen den Kindern Medienkompetenz zu vermitteln wird es einfach verboten und alles wird gut. (=>Insel der Glückseligkeit)
Für die Politik ist dies natürlich die billigere und populärere "Lösung".

Das Nutzungsverbot an Schulen ist nur ein Schritt zur Eindämmung von Gewalt an Schulen. Dem können andere Schritte folgen.

Verwechseln Sie da nicht Ursache und Symptom?
Werde ich zum Schläger weil ich ein nun ein Fotohandy besitze? Tausche ich nur deshalb Pornos weil ich das jetzt bequem per Bluetooth kann?

Bei 95% Handyrate von Jugendlichen sollten wir uns vielleicht mal mit dem Gedanken anfreunden, dass dies für sie ein völlig selbstverständliches Kommunikationsmittel, ein Alltagsgegenstand so wie für uns Festnetztelefon oder Radio geworden ist. Statt mit sinnlosen Verboten den verzweifelten Versuch zu unternehmen die Zeit zurückzudrehen wäre es angemessener ihnen denn sinnvollen Umgang damit zu vermitteln. Zum Beispiel dass es rücksichtslos ist immer und überall in voller Lautstärke den Nachbarn am Gespräch teilhaben zu lassen. Oder wie unhöflich es ist mit seinem Klingeln im Kino, Theater, Konzert zu stören. Hut ab vor denen, die dies im Alltag versuchen und dabei auch sinnvolle und vermittelbare Grenzen setzen.

Verwandter Thread
Alarmstimmung wegen Gewaltexzessen

Und wieder ist mir nicht ganz klar was dieser SPON Artikel damit zu tun hat.
Das der Fall Ruetli-Schule in erster Linie als Musterexemplar für die Analyse von Problemen mit Massenmedien und manipulierter Wahrnehmung gilt sollte sich inzwsichen rumgesprochen haben.
Und all die dort angesprochenen Probleme und Missstände sehe ich nicht im Zusammenhang mit der Nutzung eines Handys. Die einzige Erwähnung im Artikel hebt sogar die positive Rolle als Rettungsanker für Lehrer hervor.
Ich forder auch keine Gleichgültigkeit mit dem Thema sondern Auseinandersetzung - und genau die wird durch das Verbot umgangen.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum