01001 Klotzsche (Allgemein)

KlaKla, Freitag, 21.04.2006, 09:05 (vor 6604 Tagen) @ KlaKla

Mobilfunk - ein neues Geschäft für die Stadt?

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass die Wellen hoch schlagen, wenn ein Mobilfunk-Unternehmen Bau und Betrieb eines Sendemastes ankündigt. In der Regel haben es O2, Vodafone, T-Com und Co dennoch nicht schwer, ihre Wünsche durchzusetzen. Seit vergangener Woche mit der im Rahmen der Sitzung des Klotzscher Ortschaftsrates organisierten Informationsveranstaltung ist klar, dass sich die Verwaltung der Stadt Dresden bei der Standortwahl von Mobilfunkmasten den Ansichten der Mobilfunkbetreiber zu 100 Prozent anschließt. Die Folge ist, dass diese Antennen künftig auf jedem städtischen Grundstück errichtet werden können. Zweifellos eine gute Nachricht für alle Mobilfunkanbieter. Eine Vielzahl an Sportflächen oder anderen öffentlichen Plätzen bieten sich an, den großen Bedarf zu decken.

Auf dem Sportplatz Klotzsche soll ein 30 Meter hoher Mast errichtet werden. Die Stadt sichert sich damit eine neue Einnahmequelle, vermutlich in Höhe eines knapp fünfstelligen Euro-Betrags. Um für den Haushalt diese Summe zu sichern, beschränkte die Stadt den Aufwand des Baugenehmigungsverfahrens auf ein absolutes Minimum. Angesichts des kleinen Kreises von Vodafone-Kunden, die von der Antenne profitieren werden und den doch verhältnismäßig geringen Einnahmen für die Stadt, sollten unter dem Aspekt der Bürgerfreundlichkeit auch die Belange der Anwohner eine wichtige, wenn nicht entscheidende Rolle spielen. Denn schließlich ist es eine absolut freie Entscheidung der Stadt, einem Mobilfunkbetreiber einen Standort auf einem eigenen Grundstück anzubieten. Wie die bisherige Diskussion zum Standort Klotzscher Hauptstraße zeigt, agiert die Baugenehmigungsbehörde bei dem Antrag zum städtischen Sportplatz und dem darauf zu errichtenden Funkmasten so, als handele es sich um einen simplen Carport. Dabei wird auch außer Acht gelassen, dass der Stadtrat vor wenigen Jahren beschloss, auf Kitas und Schulen, keine Mobilfunkantennen zuzulassen. In unmittelbarer Nähe des geplanten Klotzscher Masten befinden sich gleich zwei Kindertagesstätten. Sich als Anwohner kritisch mit Mobilfunkantennen auseinander zu setzen hat immer den Beigeschmack, aus rein egoistischen Motiven zu handeln. Hauptsache, die Masten stehen nicht in meiner Nähe. Doch hier geht es darum, dass sich die Stadt verhält wie jeder Eigentümer: Erst auf den eigenen Profit gucken und nur dann aufs Gemeinwohl, wenn man durch Gesetze oder Gerichte dazu genötigt wird. Genauso wie Vodafone, die auch dann nicht auf einen Funkmasten verzichtet, wenn nach dessen Errichtung die Rate der Krebserkrankungen um 300 Prozent gestiegen ist. Geschehen in der fränkischen Kleinstadt Naila.

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von Holger Ostermeyer

Quelle: Sächsische Zeitung
veröffentlicht am 14.03.2006

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