Ruhe sanft: Was klemmt am Mastbruch-Projekt? (Allgemein)

Lilith, Dienstag, 15.01.2013, 23:39 (vor 4318 Tagen) @ Doris

Auf der Pandora Seite gibt es von Juli 2011 einen Abschlussbericht

http://www.stiftung-pandora.eu/forschungsprojekte/mastbruch-projekt/mastbruch-abschluss.html

Selten so einen wolkigen, künstlich aufgeblasenen und dann doch nichtssagenden Bericht gelesen. Es grenzt fast schon an eine Unverschämtheit, so ein dürftiges Werk so bar jeder Selbstkritik freizugeben.

Über vieles dort zu Lesende kann man nur den Kopf schütteln: rund 100 "Willige" hatten sich also zur Untersuchung gemeldet. Aha. Also keine repräsentative, nicht einmal eine random-Auswahl. Aber halt, es ergaben sich dennoch immerhin gewisse Signifikanzen: "Die Auswertung der Fragebögen, abgegeben von 96 Personen, die an den beiden Untersuchungen teilnahmen, ergab, dass sich das Befinden der Betroffenen nach Inbetriebnahme der Basisstation signifikant verschlechtert hatte. Dieser Trend ist bei Frauen besonders auffällig." Heisst im Klartext: alle, die glauben, der Mast sei schuld, haben sich den Fragebogen besorgt und darin im Ankreuzverfahren festgehalten, dass der Mast schuld ist. Und die Mastbrucher Frauen erwiesen sich dabei als besonders (elektro?)sensibel. Wenn das mal nicht eine heisse Spur ist.

Allgegenwärtige Selbstverständlichkeit: die üblichen Albernheiten der Dramatisierer mit ihren heissgeliebten Einheiten, wo aus minimalen 1mW/qm schon mal gewaltige "1012 µW/m2" werden können. Preisfrage: wird es schon ab 1010 µW/m2 gesundheitsgefährlich, oder erst ab 1015 µW/m2? Wie genau ist bei diesen Leuten genau? Und was wäre, wenn wir noch eine Potenz obenauf legen und in nW/m2 weiterquasseln? Würden beteiligte "unabhängige Wissenschaftler" wie unser früherer Tabakforscher dann wohl auch noch solchen Unsinn durchwinken?

Und man liest auch dies: "Das Ergebnis der Auswertung der Messdaten von 70 Personen, die an den beiden Untersuchungen teilnahmen, zeigt weder bei Frauen noch bei Männern eine relevante Veränderung der Konzentration freier Radikale, die Folge der erhöhten Strahlenexposition sein könnte." So what? Aber dennoch "erlauben die bisherigen Ergebnisse keine Aussage über mögliche gesundheitliche Folgen des Anstiegs der Strahlenbelastung nach Inbetriebsetzung der neuen Basisstation".

Ist aber so oder so Banane. Der dramatisierende Zweckoptimismus bleibt erwartungsgemäß ungebrochen: "Beim Blick in die Zukunft wagt Prof. Adlkofer die Aussage, dass die jetzige Einordnung der Hochfrequenzstrahlung als 'möglicherweise krebserregend' innerhalb von 10 Jahren von der IARC auf 'wahrscheinlich krebserregend' erweitert werden wird und dass nach weiteren 10 Jahren ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Hochfrequenzstrahlung und Krebs beim Menschen bewiesen sein wird." Mindestens. Wenn nicht vorher sowieso die ganze Mastbrucher Bevölkerung bereits mit Sack und Pack nach Grönland ausgewandert ist.

Brandneu ist immerhin diese gewonnene Erkenntnis: "So hat sich gezeigt, dass die Strahlenbelastung der einzelnen Studienteilnehmer unabhängig von der Exposition durch die neue Basisstation sehr verschieden ist." Wer hätte das auch nur geahnt? Es sind also nicht alleine die Basisstationen. Na so was. Wobei sich aber die Frage erhebt, was die Mastbrucher Studienprofis bei so viel Verschiedenheit denn dann überhaupt erhoben haben wollen. Aber sorry, ach so: einer "Pilotstudie" sollte man nicht allzuviel abverlangen wollen. Die Mastbrucher Experten haben eben erstmal nur spielen wollen. Mit Umfragen, Blutproben und den Ängsten unbedarfter Mitmenschen. Wird man ja wohl noch dürfen.

Woran also "klemmte" es beim "Mastbruch-Projekt"? Doch wohl daran, dass vorgefasste Meinung das Herangehen und Design von vornherein und bis in die finalen Darstellungen im sogenannten Abschlussbericht hinein grundtief verdorben hat. Dafür auch noch gutes Geld zum Fenster hinausgeworfen zu haben, ist aber immerhin auch eine Leistung gewesen.

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"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

Tags:
Signifikanz, Mastbruch, Inbetriebnahme, unabhängige Wissenschaft


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