Mobi-Kids: Diagnose-Funk entlastet Joe Wiart (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 01.03.2022, 00:54 (vor 810 Tagen) @ H. Lamarr

Der Nachtrag brachte den Franzosen aber erst recht auf Touren. Am 3. Februar 2022 erregte er sich zuerst darüber, dass mit J. Wiart ein Mitarbeiter des Mobilfunknetzbetreibers Orange an der Mobi-Kids-Studie beteiligt war. Da die Studie zur treffsicheren Abschätzung der Exposition u.a. von den Netzbetreibern gespeicherte individuelle Nutzungsdaten der Studienteilnehmer auswertete, halte ich die Mitarbeit von Orange nicht für verwerflich, sondern für erforderlich. Irgendwelche Hinweise auf ein Fehlverhalten Wiarts benennt Arazi nicht, er belässt es beim Generalverdacht, Mitarbeiter eines Netzbetreibers könnten nur Böses im Schilde führen. Arazis Einlassung gegen Wiart sehe ich deshalb nicht als validen Punkt.

Wie dünn das Eis ist, auf das sich Arazi begeben hat, zeigt der kuriose Umstand, dass ausgerechnet der Stuttgarter Anti-Mobilfunk-Alarmverein Diagnose-Funk den angeblich bösen Joe Wiart entlastet. Nur wissen davon die Stuttgarter mit hoher Wahrscheinlichkeit noch gar nichts. Das kam so:

Für einen "Brennpunkt" sammelte Diagnose-Funk 2011 Belastungsmaterial, das beweisen sollte, Handystrahlung (SAR) sei noch viel schlimmer als gedacht, besonders für Kinder. Verwurstet wurde, was bei Drei nicht auf den Bäumen war. Tja, deshalb ging prompt auch Wiart ins Netz, weil er 2008 eine Studie veröffentlichte, die den Stuttgartern gefallen hat. In besagtem Brennpunkt heißt es dazu:

[...] Wiart et al. (2008) verwendete Magnetresonanztomographien von Kindern im Alter zwischen 5 und 8 Jahren und fand heraus, dass bei diesen Kindern der SAR-Wert zweimal so hoch lag wie bei Erwachsenen [...]

Und nun, Herr Arazi?

Keinen Anstoß nahm Diagnose-Funk daran, dass Wiart sich anlässlich seiner Veröffentlichung ordentlich als Mitarbeiter des Ex-Monopolisten France Telecom zu erkennen gab (entspricht in Deutschland der Deutschen Telekom) und schon 2008 eine Orange-E-Mail-Adresse nannte, obwohl sich der Konzern erst 2013 in "Orange" umbenannte. Wiart qualifizierte sich für die Stuttgarter Alarmisten, weil er etwas Belastendes gefunden hatte. Das genügt. Was, der Mann kommt von einem der verhassten Mobilfunknetzbetreiber? Mist, aber egal, müssen wir ja nicht erwähnen!

Dreizehn Jahre später hat Wiart in einer Großstudie gemeinsam mit zig anderen Autoren jetzt etwas Entlastendes gefunden und prompt nimmt ihn Arazi wegen seiner Orange-Zugehörigkeit unter Generalverdacht. Was soll man dazu noch sagen? Vielleicht das: Die Rosinenpicker unter den Mobilfunkgegnern können einem zuweilen ganz schön auf die Nerven gehen ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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