Eltersdorfer Gebot: Du sollst nicht mobben deinen Nächsten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 24.11.2010, 01:03 (vor 4923 Tagen) @ real-think

Warum ist die Presse so ungenau?

Weil für Journalisten gilt: Only bad news are good news. Je schlechter, desto besser.

"Die" Presse gibt es übrigens nicht, denn hier in München existiert das Mastenproblem in Eltersdorf schlich nicht, keine der hiesigen Zeitungen bringt auch nur eine Randnotiz darüber. Es ist ein, mit Verlaub, lokal sehr begrenztes Problem geringer Reichweite. So ist das halt, je größer die Entfernung, desto dramatischer muss eine Meldung sein, um Beachtung zu finden. Wird in Eltersdorf ein Fußgänger überfahren, steht das vielleicht noch im "Fränkischen Tag". Werden zehn Fußgänger gleichzeitig überfahren steht das wahrscheinlich auch in der "Süddeutschen". Werden 100 Fußgänger gleichzeitig in Eltersdorf überfahren steht es möglicherweise auch in der "New York Times".

Das ist ja der Wahnwitz, dass nur die Demonstranten bei euch glauben, sie würden Pionierarbeit leisten, tatsächlich aber nervt das immerzu gleiche Theater (riesengroße, große, mäßige, kleine, keine Aufregung) um solche Sendemasten nach inzwischen mehr als zehn Jahren nur noch ab! Warum fragt sich in Eltersdorf nur keiner der BI'ler, wie es möglich ist, dass in München 1000 Masten stehen - dort keine einzige Anti-Mobilfunk-BI mehr bekannt ist, und die Münchener dennoch wie zuvor wachsen und gedeihen, nicht mal in der Münchener Krebsstatistik machen sich die 1000 Masten irgendwie bemerkbar - kann jeder selber prüfen.

Außerdem ist anzunehmen, dass Michael Busch, der Verfasser des Artikels, die Anzahl der Teilnehmer vom Veranstalter erfragt hat. Und da kommt es dann regelmäßig zu anscheinend eklatanten Zählschwächen auf allen Seiten, wenn es z.B. heißt: "nach Angaben der Veranstalter waren es 250 Demonstranten, nach Angaben der Polizei 75". Es ist klar, dass die Veranstalter immer übertreiben, wir hatten z.B. früher auch keine Hemmungen, bei der Nennung der Teilnehmerzahlen von Anti-Mobilfunkdemos Kinder mit zu zählen, um auf möglichst "viele" Teilnehmer zu kommen. Auf den Fotos der Eltersdorfer Demos sehe ich stets auffällig viele Kinder, die natürlich nicht mit gezählt werden dürfen ...

Also, auch ich sehe es so, dass das größte Problem der Eltersdorfer Montags-Demos nicht die Sicherheit ist, dies ließe sich mit finanziellem Aufwand regeln, sondern das disoziale kollektive Mobbing eines Gemeindemitglieds aus Beweggründen, die allein auf Kenntnisdefiziten beruhen. Der Pfarrer sollte sich die Anführer dort mal öffentlich vorknöpfen und ins Gebet nehmen - die Ängste der Leute haben immerhin viel mehr mit Glauben zu tun als mit Wissen, deshalb ist das eher ein Fall für die Kirche und nicht für Politiker. Notfalls müssen wir bei Benedikt XVI halt um Nachbesserung der zehn Gebote ersuchen und ein elftes vorschlagen: Du sollst nicht mobben! Vielleicht merken dann ein paar der Demonstranten, auf welch' üblen Holzweg sie da unterwegs sind.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Krebsstatistik


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