5G-Messwerte aus Frankreich: Blamage für Gigaherz-Präsident (Technik)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.05.2020, 13:26 (vor 1532 Tagen) @ H. Lamarr

Auch Gigaherz-Präsiden Jakob verwurstet nun die Meldung aus Frankreich und münzt diese bösartig um in "alarmierende Resultate". Wie üblich begreift Jakob nicht worum es wirklich geht, er reduziert die Messungen der Franzosen auf das kleine Segment, das er glaubt verstanden zu haben.

Ganz Ex-Elektriker nimmt Gigaherz-Jakob aus der Tabelle mit den Messwerten den in der Stadt Mérignac gemessenen Maximalwert von 9 V/m und stellt damit einige mehr oder weniger dumme Gehirnverrenkungen an:

In einer Distanz von 100m (wie in Mérignac) bedeuten 9V/m:
eine Sendeleistung von 16’800Watt ERP und nicht 50-300WattERP wie in Schweizer Projekten deklariert wird.
Das sind in einer Entfernung von 50m=18V/m
und in einer Entfernung von 25m=36V/m

Die sinnlose Umrechnung auf Strahlungsleistung ist ein persönlicher Tick von Jakob und muss nicht weiter beachtet werden. Immerhin mathematisch richtig ist seine Extrapolation der Feldstärke auf den 4-fachen Wert (36 V/m) in 1/4 des Abstands zum Sendemast, doch das können auch Schulkinder. Was Jakob übersieht: Seine Rechenkunststück gilt nur für kugelförmige Abstrahlung unter idealen Bedingungen im Freifeld, nicht aber für 5G-Richtstrahlen unter reale Umgebungsbedingungen, die mit Abschattungen und Reflexionen dem theoretischen Wert schwer zu schaffen machen können. Doch zu intellektuellen Kraftakten musste sich Jakob gar nicht aufraffen, es genügte schon vollauf, hätte er den Messbericht der Funknetzagentur ANFR wenigstens oberflächlich ausgewertet und sich nicht allein an der Tabelle mit den Messwerten gelabt. Dann wäre ihm die peinliche Blamage erspart geblieben, hier und jetzt wieder einmal als Dummschwätzer gebrandmarkt zu werden.

Wie falsch Jakobs Extrapolationen auf hohe Messwerte in der Nähe von 5G-Antennen sind zeigt auf Seite 21 des Messberichts die folgende Grafik des tatsächlichen Feldstärkeverlaufs, der in Mérignac gemessen wurde (1,5 Meter über Grund, 100 MHz Messbandbreite):

Feldstärkeverlauf abhängig vom Abstand zu einer 5G-Antenne
[image]

Von Jakobs 36 V/m in 25 Meter Abstand zur Antenne bleiben gerade einmal kümmerliche 0,8 V/m übrig. Die Antenne in Mérignac hat acht Meter Montagehöhe und ist so ausgerichtet, dass der Hautstrahl in etwa 120 Meter Entfernung auf dem Boden auftrifft. Dies erklärt die Maxima in diesem Entfernungsbereich. Sogar Jakob hätte dies wissen müssen, denn den Downtilt von Mobilfunk-Sendeantennen gibt es schon seit GSM. Dass sich im konkreten Fall zwei Maxima um ein Minima bei 120 Metern ausbilden erklärt der Messbericht mit konstruktiven und destruktiven Reflexionen, die mit dem Hauptstrahl interferieren und den welligen Verlauf prägen. Ungewöhnlich ist bei dem gezeigten Feldstärkeverlauf das Fehlen von Nebenkeulen im unmittelbaren Nahbereich der freistehenden Antenne. Eine Erklärung dafür gibt der Messbericht nicht. Möglicherweise lassen sich unerwünschte Nebenkeulen bei smarten 5G-Antennen gezielt unterdrücken. Dies bei ANFR zu hinterfragen wäre eine edle Aufgabe für Gigaherz-Jakob und das erste Mal, dass er sich nützlich in die Mobilfunkdebatte einbrächte.

Die falschen Behauptungen von Gigaherz-Jakob sollte damit hinreichend widerlegt sein und wir wissen jetzt auch, warum er seinen Lesern einen Link zur Originalquelle vorenthält.

Wenden wir uns interessanteren Dingen zu ...

Wie breit ist ein 5G-Richtstrahl?
Bislang ist über die neuen "bleistiftdünnen" Richtstrahlen smarter 5G-Antennen nur wenig bekannt. Der Messbericht aus Frankreich bringt jedoch etwas Licht ins Dunkel, zumindest was eine Huawai-5G-Antenne der Charakteristik 64T64R anbelangt.

Wie der folgenden Grafik zu entnehmen ist, kann von einem "bleistiftdünnen" Richtstrahl in 150 Meter Entfernung von der Antenne keine Rede mehr sein. Der Feldstärkeverlauf zeigt ein Maximum beim Auftreffpunkt des Hauptstrahl auf dem Boden (0 m, rd. 9 V/m). Links und rechts des 0-m-Auftreffpunkts fällt die Feldstäke symmetrisch nur gemächlich ab, in 5 Meter Abstand zum Auftreffpunkt hat sie noch Werte von 6,5 V/m (links) und rd. 5 V/m (rechts). Die "Halbwertsbreite" der untersuchten Antenne beträgt in 150 Meter Entfernung ungefähr sechs bis sieben Meter bezogen aufs Maximum.

Strahlbreite in 1,5 m Höhe vom Boden und in 150 m Entfernung von der Antenne
[image]
Bilder: ANFR

Den Wiederanstieg der Feldstärke rechts vom Auftreffpunkt erklärt der Messbericht der ANFR mit der Feldreflexion eines großen Gebäudes. Dies führt in etwa 15 Meter Abstand zum Auftreffpunkt des Hauptstrahls zu einem zweiten lokalen Maximum (8 V/m), wohingegen in der diametral entgegengesetzten Richtung im gleichen Abstand zum Auftreffpunkt kein Maximum zu beobachten war (1 V/m).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Entlarven, Elektriker, 5G, Fake-News, ANFR


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