W-Lan: Teile der Schulfamilie schweben in Angst (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.01.2017, 14:57 (vor 2672 Tagen) @ diagnose:falsch

Die Verbände, allen voran der PhV, haben sich leider vor den Karren von DF spannen lassen.

Ja, doch wie kommt das? PhV-Funktionäre sind bestimmt keine Experten in Sachen Funk, sich von den mMn leicht widerlegbaren Pseudoexperten des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk ins Bockshorn jagen zu lassen, zeigt mir indes ein befremdliches Maß an Offenheit für schräge Außenseitermeinungen. So gestrickt sollte der PhV womöglich auch zustimmen, wenn Standorte von Schulneubauten künftig von der Begehung der Grundstücke durch Wünschelrutengänger abhängig gemacht werden. Das Gedöns um W-Lan an Schulen unterscheidet sich in Nichts vom Glauben an schädliche Wasseradern und an "Verwerfungen" im Untergrund. Wer für alles offen ist, heißt es, kann aber nicht ganz dicht sein :-).

Was meinen Sie, wie kann man denn den PhV auf den Pfad der Tugend und weg vom Aberglauben zurück zu nachvollziehbaren Beschlüssen führen? Oder eine Etage tiefer angesetzt: Wie kommt der PhV überhaupt dazu, sich mit einem Verein wie Diagnose-Funk einzulassen, wer hat hier mit Vitamin B Steigbügel bereit gehalten? Dort müsst mMn der Hebel (Brecheisen) gezielt angesetzt werden.

Von den Philologenverbänden scheint indes hauptsächlich der Landesverband Baden-Württemberg auf die schiefe Bahn geraten zu sein, was die Sicht auf Funkwellen in Schulen angeht. Dabei kennt dieser Verband das IZgMF durchaus, wie die Links in dem PDF zeigen.

Der Bundesverband DPhV hat indes eine ganz andere, eine unverkrampfte Meinung zu Funk:

2006 – Philologenverband: Debatte über Handyverbot ist "weltfremd": Der Deutsche Philologenverband (DPhV) hält die Debatte um ein Handyverbot an Schulen im Zusammenhang mit Gewaltvideos als praxisfern. Eine solche Forderung sei nicht durchsetzbar, sagte Verbandsvorsitzender Heinz-Peter Meidinger heute in Berlin. Wenn jedes Medium, mit dem Missbrauch betrieben werden könne, verboten würde, dann müssten auch sämtliche Computer abgeschafft und alle schulischen Internetanschlüsse gekappt werden.

2016 – DPhV fordert Ausweitung der Digitalisierungsoffensive: Abschließend machte der Verbandschef [Heinz-Peter Meidinger, DPhV-Chef; Anm. spatenpauli] darauf aufmerksam, dass eine WLAN-Anbindung von Schulen in nicht wenigen Fällen nicht daran scheitere, dass es an der Finanzierung hapere, sondern weil sich Teile der Schulfamilie wegen der befürchteten Strahlenbelastung dagegen entschieden. Das mag man bedauern, daran werde aber auch die Digitalisierungsoffensive nichts ändern können.

Aus meiner Sicht ist der Herr Meidinger da allerdings zu passiv, wenn er achselzuckend Teile seiner Schulfamilie der gezielten Desinformation durch organisierte Mobilfunkgegner kampflos preisgibt. Meine Erfahrung ist: Unter Blinden ist der Einäugige König, nur deshalb können die Pseudoexperten von Diagnose-Funk ausnahmslos bei fachlichen Laien punkten, niemals aber bei echten Experten. Und wenn schon ein paar Freiwillige hier im Forum imstande sind, den Stuss zu widerlegen, den Diagnose-Funker öffentlich gegenüber Laien vortragen (Beispiele), dann sollte es Herrn Meidinger nicht allzu schwer fallen, ein fachlich qualifiziertes Positionspapier des DPhV zu Funk an Schulen in Auftrag zu geben und sich gegen die alberne "Loch-Ness-Debatte" zu verwahren, die immer dann aufbrandet, wenn Laien von Pseudoexperten unwidersprochen "aufgeklärt" werden. Da könnte Verbandschef Meidinger den Schulleitern, die sich mit solchen Pseudodebatten abrackern müssen, ja mal eine Handreichung zukommen lassen, die das Zerrbild wieder zurecht rückt. An belastbaren Fakten herrscht ja wahrlich kein Mangel.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Handyverbot, Instrumentalisiert, Philologenverband, Pseudodebatte


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