Wie beim Nierenstein-Zertrümmerer (Allgemein)

Kuddel, Montag, 20.08.2007, 00:20 (vor 6542 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Montag, 20.08.2007, 00:59

Wäre hier der Vergleich mit einem Nierenstein-Zertrümmerer zulässig? Da treffen doch auch Stoßwellen aus mehreren Schallkanonen an einem Punkt so aufeinander, dass harte Nierensteine zerdröselt werden.

Habe gerade mal ein wenig zum Nierensteinzertrümmerer recherchiert, um die Unterschiede herauszuarbeiten...Ich sehe das so (könnte noch Fehler enthalten):
Beim Lithotripter werden sehr kurze, aber hochenergetische Impulse verwendet. Die Impulslänge beträgt einige Mikrosekunden und ist damit relativ zur Schall-Ausbreitungsgeschwindigkeit von 1500m/s sehr kurz, so dass der Energieimpuls im Körper eine Ausdehnung von wenigen Millimetern hat und damit Impulse aus verschiedenen Einfallswinkeln im Körper zielgenau überlagert werden können.
Zum Vergleich: Ein elektromagnetischer GSM-Impuls mit ca 400us Länge hat bezogen auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit im Körper (c*sqrt(Er) ,Wasser mit Er=81) eine "Länge" von ca 13 Kilometer, läßt sich im zeitlichen Bereich also nicht fokussieren.

Hinzu kommt, dass beim Lithotripter die Schallwelle mit einem Wasserbad oder Wasserkissen in den Körper hineingeleitet wird. Damit gibt es eine nahezu 100%ige Leistungsübertragung und keinen zusätzlichen Brechungseffekt durch unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeiten der Schallwelle. Nur so gelingt im Körper eine saubere Fokussierung auf einen Punkt.
Die Funkwellen müssen sich erstmal durch eine Grenzschicht (Luft zu dem Wasser im Körper) durchquälen, wo sie zum Teil reflektiert und gebrochen werden, so dass nur ein Teil der Energie in den Körper gelangt und selbst dann aufgrund der ohmschen Verluste überwiegend in den ersten cm der Körperoberfläche "verbraten" wird.

Ja ist es denn nicht so, dass sich in stecknadelkopfgroßen Hotspots reflektierte Funkwellen auch mal zufälligerweise gleichphasig so überlagern können, dass die Resultierende (evtl. nur kurzzeitig) eine Mordsamplitude aufweist?

Nicht kurzzeitig (siehe oben) wenn dann "quasi stationär", solange der GSM-Puls dauert.
Aufgrund der großen Wellenlänge bei GSM (ca 30cm) kann die Welle nicht auf Stecknadelkopfgröße fokussiert werden. Der "Brennfleck" hätte eine Größe von mehreren Zentimetern und wäre sehr unscharf. Der SAR-Wert im Brennfleck wäre aufgrund der Verluste bei der Ausbreitung durch den Telefoniernden selbst, duch die Flugzeugeinrichtung und die unperfekte (bzw sehr unwahrscheinliche) Fokussierung auf jeden Fall um einige Zehnerpotenzen geringer, als am Ohr des Telefonierenden.

... der Mittelwert aber schon. Sind die ominösen 10 W EIRP der Standortbescheinigung auf den Spitzenwert bezogen?

Gute Frage...das weiss ich jetzt nicht...
Wenn 7 GSM-Handies mit je 2Watt Spitzenleistung in verschiedenen Zeitschlitzen senden, dann sind Spitzen- und thermische Leistung nahezu gleich und ergeben eine Gesamtleistung von 2 Watt und nicht 10 Watt.

Der Punkt ist aber an sich eher akademisch, denn vor dem Hintergrund:

Ungeachtet dieser Erkenntnisse, wollen einige Airlines nun das Telefonieren mit Handy, sowie mobiles Internet über Wireless LAN während des Fluges erlauben

Damit kann es sich nur um einen Mobilfunkbasis an Bord des Flugzeiges handeln und somit werden die "Handy"s aufgrund guter Empfangsfeldstärke mit minimal möglicher Leistung senden.

Die ungeregelten WLAN Geräte dürften dann den größeren "Belastungsanteil" ausmachen.

Es ist aber richtig, dass die Insassen im Flugzeug mehr Energie absorbieren, als z.B. in gleicher Sitz-Anordnung in einem Gebäude...

K


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum