Mobilfunkgegner mit Augenklappe: Und nun, Herr Hensinger? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 07.06.2012, 16:59 (vor 4363 Tagen) @ H. Lamarr

Antwort Hensinger: Es gibt Untersuchungen, die feststellen, dass industriefinanzierte Mobilfunkstudien meist keine Effekte finden, im Gegensatz zu Studien, die unabhängig oder ausschließlich aus öffentlichen Geldern finanziert werden.

Hmmm, tja, es gibt also Studien ...

Genau genommen gibt drei solche Studien.

2006: Henry Lai (Uni Washington) und Mobilfunkkritiker L. Slesin (Microwavenews) untersuchen den Zeitraum 1994 bis 2006 und haben darin 308 Studien gefunden, von denen 93 (30 %) industriefinanziert waren. Nur 29 % dieser industriefinanzierten Studien fand eine EMF-Wirkung, wogegen von den anderen, nicht-industrieförderten Studien, 68 % einen Effekt fanden.

2006: Berner Wissenschaftler (M. Egger u.a.) untersuchten alle Laborstudien, die sich zwischen 1995 und 2005 mit der Wirkung von EMF auf Menschen beschäftigt haben. Nach Darstellung der Wissenschaftler fanden sie unter 222 Studien nur 59 Studien, die ihren Anforderungen genügten. 12 (20 %) dieser Studien wurden allein von der Mobilfunkindustrie gefördert. Nur 33 % dieser rein industriegeförderten Studien fanden zumindest einen (1) biologischen Effekt, wogegen dies bei den übrigen 47 Studien mit anderen Finanzierungsformen (inkl. unbekannter Finanzierung) in 76 % der Fälle zutraf.

2007: Der Schweizer Studienkritiker W.K. attackiert im IZgMF die Berner Studie heftig in seinem Beitrag mit den Titel Fehlerhafte Studie für fehlgeleitete öffentliche Meinung.

Offenbar blieben Herrn Hensinger die Einwände des Studienkritikers W.K. verborgen oder er ignoriert diese.

Richtigerweise nennt Hensinger u.a. auch die Tabakindustrie als schlechtes Beispiel. Was der Stuttgarter Mobilfunkgegner aber geflissentlich übersieht: Die Stiftung Verum, gegründet von der Tabakindustrie und bis vor kurzem unter der Leitung eines ehemaligen Tabaklobbyisten, hat 17 Studien finanziell gefördert, darunter mit Reflex eine der Lieblingsstudien des Stuttgarters. Wundersam nur, dass von den 17 Studien nur eine einzige keinen Effekt fand, 16 dagegen "erfolgreich" waren und einen Effekt fanden. Auf diesem Auge aber ist Peter Hensinger bekanntermaßen blind.

Auch die Arbeit von Lai/Slesin muss man keineswegs so schlucken, wie sie einem der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk unterjubeln möchte. Meine skeptischen Anmerkungen dazu habe ich <hier> wiedergefunden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Interessenkonflikt, Tabak, Hensinger, Prahlhans, Autodidakt, Studienbewertung


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