Hensinger vs. Röösli: Kompetenzausstattung der Kontrahenten (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 03.08.2022, 10:15 (vor 656 Tagen) @ H. Lamarr

Bevor sie in den Ring steigen, werden Boxer einer Wiegung unterzogen. Dies soll im Interesse der Chancengleichheit gewährleisten, dass nur Gegner derselben Gewichtsklasse gegeneinander antreten. Im Argumentationsduell Hensinger vs. Röösli ersetzt die Kompetenzausstattung der Kontrahenten diese Wiegung. Geht man von der Papierform der beiden aus, ist der Herausforderer dem Champion hoffnungslos unterlegen. Er muss darauf spekulieren, gemäß der biblischen Legende von David vs. Goliath als Überraschungssieger vom Schauplatz der Auseinandersetzung zu gehen.

Der Herausforderer

Peter Hensinger (Jg. 1948), verheiratet, kinderlos, ist ein Ur-Stuttgarter. Nach dem Abitur studierte er Germanistik und Pädagogik, machte anschließend eine Druckerlehre und übte diesen Beruf einige Jahre aus, bevor er in die Psychiatrie wechselte. In den 90er Jahren baute er nach einer Ausbildung zur Fachkraft für Arbeits- und Behindertenförderung in den Werkstätten für Behinderte des Rudolf-Sophien-Stifts eine Druckerei mit auf – für psychisch kranke Menschen, die wieder in die Berufswelt integriert werden sollten. Während seiner Berufstätigkeit war er 25 Jahre Betriebsrat und in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aktiv. 2006 trat der Stuttgarter, inzwischen vorzeitig im Ruhestand, der Anti-Mobilfunk-Szene bei. Ein Mobilfunkmast war in direkter Nachbarschaft zu seiner Wohnung errichtet worden. Damals wurde er Mitbegründer der Bürgerinitiative Mobilfunk Stuttgart-West, die den Funkmasten zu Fall bringen wollte. Das gelang zwar nicht, auf Betreiben Hensingers wurde der Pachtvertrag des Standortvermieters mit dem Mobilfunknetzbetreiber jedoch nicht verlängert. Am Ende der Vertragslaufzeit im Dezember 2020 musste der umkämpfte Dachstandort deshalb ersatzlos abgebaut werden. Für Hensinger war dies kein Grund sich zurück zu ziehen, er hatte längst Gefallen an der Aufmerksamkeit gefunden, die ihm sein vielfältiges Engagement gegen Funkwellen aller Art einbrachte. 2007 gründete er den Verein zum Schutz der Bevölkerung vor Elektrosmog, dessen Vorsitzender er ist, 2010 war er Mitbegründer des Vereins Diagnose-Funk Deutschland, dessen zweiter Vorsitzender er bald wurde (zuständig für "Wissenschaft") und 2017 war er Mitinitiator des Projekts "Bündnis für humane Bildung". Für das Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) trat das Ehepaar Hensinger zur Kommunalwahl 2019 an, er auf Listenplatz 54, seine vermögende Ehefrau auf Platz 19. Peter Hensinger hält vor Laienpublikum häufig Vorträge über das Thema "Risiko Mobilfunk & Digitalisierung", er ist im www mit zahlreichen Artikeln zu seinem Thema vertreten, vier davon sind im EMF-Portal gelistet. Hensinger sieht sich selbst nicht als Mobilfunkgegner, er versteht sich als Umweltschützer, der für gesundheitsverträgliche Alternativen eintritt.

Der Champion

Martin Röösli (Jg. 1967), verheiratet, zwei Kinder, studierte zunächst erfolgreich Lehramt und erwarb parallel zu seiner Tätigkeit als Lehrer einen MSc in Umweltwissenschaften an der ETH Zürich. An dieser Hochschule erhielt er ab 1997 nach Aufgabe seiner Lehrertätigkeit als Forschungsassistent Einblick in die Atmosphärenphysik, später wurde er dort auch in angewandter Statistik ausgebildet. Seinen Doktorgrad in Umweltepidemiologie erwarb er 2001 an der Universität Basel. Danach folgte eine Station als leitender Epidemiologe am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern, 2009 wurde ihm von der Universität die Lehrbefugnis erteilt. Röösli wechselte anschließend ans Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Basel und übernahm dort die Leitung der Einheit Umwelt und Gesundheit, zunächst als Assistenzprofessor, seit 2016 als außerordentlicher Professor für Umweltepidemiologie. Auf dem Gebiet der nichtionisierenden Strahlung führte er mehrere Expositionsabschätzungen und epidemiologische Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder durch, darunter bevölkerungsbasierte Studien zu Krebs, neurodegenerativen Erkrankungen, zu Krankheiten mit unspezifischen Symptomen sowie eine Untersuchung über Berufskrankheiten von Eisenbahnern. Röösli leitet in der Schweiz die Beratende Expertengruppe Nis (Berenis), zudem ist/war er Mitglied in vielen nationalen und internationalen Kommissionen für Umweltgesundheitsforschung, darunter die deutsche Strahlenschutzkommission (Ausschuss Nis), die Expertengruppe der schwedischen Strahlenschutzbehörde, die Cosmos-Beratergruppe (2016 bis 2021) und der wissenschaftliche Beirat der WHO-Krebsagentur Iarc (2015 bis 2018). Er hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, Rezensionen und Buchbeiträge verfasst, das EMF-Portal listet gegenwärtig 125 seiner Veröffentlichungen. Seit 2016 ist der Schweizer Mitglied der Icnirp-Kommission. Gemäß dem Ranking der Mediengruppe TX Group zählte Röösli 2019 zu den 30 bekanntesten Persönlichkeiten der Schweiz.

Ausführlicheres Profil von Röösli: https://www.swisstph.ch/en/staff/profile/people/martin-roeoesli

Wird fortgesetzt ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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IARC, Rentner, SSK, Hensinger, Bürgerinitiative, COSMOS, Röösli, BERENIS, Kompetenzgefälle, Drucker, SOES, Epidemiologe, GEW, Humane Bildung, ICNIRP-Kommission


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