Balodis-Baumstudie wartet auf Fortsetzung – und Fördergeld (Allgemein)
Prof. Balodis war so freundlich, mir den Volltext seiner Studie zur Verfügung zu stellen.
Der baltische Wissenschaftler berichtete anhand der analysierten Baumringe von einer Wachstumshemmung ab dem Zeitpunkt, an dem das Skrunda-Fernradar den Betrieb aufnahm.
Das mag man nun glauben oder nicht. Denn ein entscheidender Aspekt fehlt leider in der Balodis-Studie. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kündigte Lettland die Zusammenarbeit mit den Russen, die ab 1992 den Betrieb des Skrunda-Radars schrittweise bis 1998 einstellen mussten. Seit nunmehr 18 Jahren werden die Bäume im Bereich des inzwischen demontierten Radars nicht mehr bestrahlt. Dies schreit geradezu nach einer Fortsetzung der Studie.
Jetzt an den Stellen, an denen Balodis reduziertes Wachstum beobachtet hatte, zu prüfen, ob sich das Wachstum der Bäume dort wieder normalisiert hat und auf das Niveau von 1965 zurückgekehrt ist, dies wäre eine spektakuläre und belastbare Baumstudie. Mobilfunkgegner könnten sich damit endlich einmal verdient machen, beschäftigen sich aber lieber mit leichter Kost in Gestalt einer dilettantischen Pseudostudie.
Fortsetzung und Abschluss der Balodis-Studie würde auch richtigen Wissenschaftlern gut zu Gesicht stehen, doch die werkeln nicht aus inbrünstiger Überzeugung gratis, sondern wollen Geld zur Durchführung und Entlohnung sehen. Wie Prof. Balodis mitteilt, liegt hier jedoch der Hund begraben: Seine Forschung wird von Lettland nicht weiter finanziert und gilt als abgeschlossen. Nach der Stilllegung der Radarstation sei das Interesse an der weiteren Erforschung möglicher Umweltschäden im Wirkbereich der Station erloschen.
Deutsche und schweizerische Mobilfunkgegner halten mit Spenden und Mitgliedsgebühren Anti-Mobilfunk-Vereine am Leben, die zum Selbstzweck tonnenweise Altpapier produzieren. Einen erkennbaren Mehrwert oder Nutzen zeigt keiner dieser Vereine. So wäre es denn für die Szene ein Paukenschlag, würde sie einmal etwas Sinnvolles zuwege bringen und die Fortsetzung der Balodis-Studie finanzieren. Doch dazu müssten die wenigen verbliebenen Vereine zusammenarbeiten und ein tragfähiges Konzept zuwege bringen. Ein frommer Wunsch, denn auf Selbstdarstellung Fixierte sind an derartigen Aktionen, grundsätzlich nicht interessiert.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
gesamter Thread:
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