BfS will Gesundheit von Pflanzen erforschen lassen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 12.06.2022, 15:14 (vor 707 Tagen) @ H. Lamarr

Die kleine aber nimmermüde Baumfraktion der Mobilfunkgegner um Waldmann-Selsam beklagt seit vielen Jahren, ihre Bildersammlungen geschädigter Pflanzen und Bäume zeigten bei den Behörden keine Resonanz. Wegen der Absurdität der Sammlungen ist dies auch nachvollziehbar. Jüngste Forschungsvorhaben des Bundesamts für Strahlenschutz müssen für die Szene deshalb wie ein schwacher Lichtstrahl in beklemmender Finsternis wirken.

Wer sich für das BfS-Fachgespräch angemeldet hat, das vom 16. Mai bis zum 18. Mai 2022 in Cottbus sowohl online als auch präsent stattfand, bekam als Vorspeise eine umfangreiche Liste mit aktuellen Forschungsvorhaben des Amtes ausgehändigt. Das Vorhaben "Einfluss von HF-EMF auf das Verhalten von Honigbienen" soll 2022 vergeben werden und wird eher die Bienenfraktion der Gegner begeistern. Zum exklusiven Entzücken der Baumfraktion soll 2022 jedoch auch das Vorhaben "Einfluss von HF-EMF auf Pflanzengesundheit und -wachstum" vergeben werden, zählen doch auch Bäume zu den Pflanzen. Doch es kommt noch besser, denn das Amt kündigt ein weiteres Forschungsvorhaben an, das jeden Zweifel ausräumt und so zum Volltreffer wird: "Einfluss von HF-EMF auf die Gesundheit von Bäumen". Einen Wermutstropfen gibt es aber doch, denn dieses Vorhaben unterliegt der Einschränkung "optional".

Was bedeutet diese Einschränkung? Wir haben uns umgehört und folgendes erfahren. Das Baumprojekt hängt von dem Pflanzenprojekt ab. Findet das Pflanzenprojekt über den Einfluss von EMF auf die Gesundheit und das Wachstum von Pflanzen nichts, was nicht schon bekannt ist, wird das Baumprojekt gar nicht erst ausgeschrieben. Findet das Pflanzenprojekt hingegen etwas Neues, wirkt sich dies förderlich auf das Baumprojekt aus. Ein entscheidender Punkt im Pflanzenprojekt dürfte die "Tomatenstudie" aus Frankreich sein (Vian & Roux et al., 2006), auf die Forumteilnehmerin "Doris" 2010 aufmerksam machte. Das EMF-Portal berichtete über die Ergebnisse dieser Studie für Laien wenig umwerfend:

[...] Die Ergebnisse zeigten, dass ein elektromagnetisches Feld von 900 MHz mit geringer Amplitude und von kurzer Dauer, die Akkumulierung des Stress-verbundenen Transkripts (mRNA) evozierte. Diese Akkumulierung war schnell (Spitzenwert 5-15 Minuten nach der Exposition), stark (3,5-fach) und war ähnlich zu der, die durch verletzende Stimuli evoziert wird.
Bei einigen Experimenten begann die Akkumulierung direkt nach dem Ende der Exposition, wohingegen sie bei anderen Experimenten eine kurze Verzögerung aufwies. In allen Fällen war die Reaktion 5-15 Minuten nach dem Ende der Exposition am größten, in einigen Fallen nahm sie nach 30 Minuten etwas ab, aber blieb im Allgemeinen bis 60 Minuten nach der Exposition bei hohen Werten.

Wenn wir den Flurfunk im BfS richtig empfangen haben, plant das BfS die Replikation dieser "Tomatenstudie". Reagieren Tomatenpflanzen auf schwache EMF-Befeldung unterhalb von 5 V/m dann abermals so erschrocken, als würde ein Kälteeinbruch oder heftiger Wind ihren Stresspegel hochschnellen lassen, dann sieht es für die Baumstudie gut aus. In Bezug auf die Baumfraktion der Mobilfunkgegner heißt das in Anspielung auf den Filmklassiker "Die Caine war ihr Schicksal", in dem es um meuternde Offiziere eines Kriegsschiffs geht: Solanum lycopersicum ist ihr Schicksal.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Stress, BfS, Baum, Tomaten, Pflanzen, Fachgespräch, Akkumulierung


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