Argumentation vs. Manipulation (Forschung)

dlsasv @, Mittwoch, 07.04.2010, 01:04 (vor 5136 Tagen) @ Sektor3

Ausgangspunk ist bei mir dieses Posting von dlsasv:

Woher sollen denn die Strangbrüche kommen, wenn nicht durch Spaltungen von Atombindungen?

Zum Beispiel dadurch, http://www.broschuerenreihe.net/assets/heft4_grenzwert-broschuere_screen.pdf
nachzulesen ab Seite 44 des PDFs.

Auf Seite 46 wird behauptet, bei EMF Befeldung würden vermehrte "Freie Radikale" festgestellt. Freie Radikale sind aber genau das Resultat von Spaltungen der Atombindungen. Die Spaltungen können z.B. durch chemische Prozesse oder durch Photonen von "Elektromagnetischen Strahlen mit hoher Frequenz" (man nennt das "ionisierende Strahlung) erfolgen.

Der Name "nichtionisierende Strahlung" kommt daher, dass diese Strahlung nicht ionisieren kann. Die Photonen von nichtionisierende Strahlung (z.B. EMF) haben nicht genug Energie um die Atombindungen aufzuspalten, sie können also keine freien Radikale schaffen.

Aber Magnetfelder können - nachdem eine Bindung gebrochen wurde - die Wahrscheinlichkeiten, dass die Bruchstücke sich wieder zusammen schließen oder auseinander driften, (mehr oder weniger stark) beeinflussen.

http://www.mobil-straaling.dk/menu11-en


Kommentar/Frage: Was wollen Sie (dlsasv) mit der fett markierten Antwort anderes sagen, als dass die Anzahl Freier Radikale bei HF-Befeldung erhöht sein kann, weil das Magnetfeld der HF-Befeldung das Zusammenschließen der Bruchstücke behindern kann?

Diese Frage hatte ich eigentlich in meinem letzten Posting beantworten wollen. Aber gut, nochmal in Zeitlupe.

Mein Ausgangspunkt war - wie gesagt - Ihr Posting. Was ich in meiner Antwort darauf - Ihrem Ausgangspunkt - behaupten wollte war, dass Ihr Argument ("nichtionisierend => keine erhöhte Radikalkonzentration") nicht korrekt ist - nichts weiter. Okay, missverständlich war vielleicht, dass ich Ihre Ausgangsfrage "Woher sollen denn die Strangbrüche kommen, wenn nicht durch Spaltungen von Atombindungen?" noch mitzitiert habe. Die wollte ich letztlich nicht beantworten.

Sie:

Der Name "nichtionisierende Strahlung" kommt daher, dass diese Strahlung nicht ionisieren kann. Die Photonen von nichtionisierende Strahlung (z.B. EMF) haben nicht genug Energie um die Atombindungen aufzuspalten, sie können also keine freien Radikale schaffen.

Nicht auf direktem Wege, das ist klar. Aber damit werden Sie Warnkes Schrieb nicht gerecht, denn das hat er ja auch nicht gesagt:

Auf Seite 46 wird behauptet, bei EMF Befeldung würden vermehrte "Freie Radikale" festgestellt.

Ich:

Aber Magnetfelder können - nachdem eine Bindung gebrochen wurde - die Wahrscheinlichkeiten, dass die Bruchstücke sich wieder zusammen schließen oder auseinander driften, (mehr oder weniger stark) beeinflussen.

Selbstverständlich ist, dass die Größe solch eines Effekts von den Parametern des Feldes und anderen Umständen abhängt und dass es für jede Konstellation der Parameter und Umstände eine Grenzfeldstärke gibt, unterhalb derer der Effekt zu klein ist um bemerkt werden zu können. Mein Einwand wäre natürlich substanzlos, wenn diese Grenzfeldstärke für jede realistische Konstellation von Parametern und Umständen jenseits des nur irgend Interessanten läge. Ich meine, typischerweise sieht man den Effekt bei Flussdichten > 1 mT, > 10 mT von statischen Feldern. Vögeln reicht schon das Erdmagnetfeld. Ob statisch oder Wechselfeld macht unterhalb einer gewissen Frequenz keinen großen Unterschied: Wenn das Radikalpaar nur eine Mikrosekunde lebt, dann sind Frequenzen unterhalb (mit genügend Abstand) von 0,5 MHz zu klein dafür, dass es bemerken könnte, dass das Feld ein Wechselfeld ist. Darüber können Frequenzen liegen, die diese Prozesse durch resonante Absorption beeinflussen.

Warum zeigt mein Einwand, dass Ihr Argument zu kurz gegriffen ist? Ihr Argument gilt (oder eben nicht) gleichermaßen für alles Nichtionisierende. Ein Gegenbeispiel irgendwo aus diesem Bereich genügt schon.

http://www.mobil-straaling.dk/menu11-en

Mit diesem Link wollte erstens belegen, dass mein Satz darüber nicht aus der Luft gegriffen ist. ("The radical pair mechanism is a documented mechanism by which a magnetic field can influence the yield of a chemical reaction.")

Zweitens, den spezielleren Bezug zu Mobilfunkfeldern (und damit auch zu Warnke) herstellen. Der Link würde nun wirklich nicht passen, hätte ich sagen wollen, dass dieser Effekt ohne Weiteres bei HF-Feldern auftrete. Haben Sie mal reingeschaut?

"We have performed numerical and analytical calculations that cover all conceivable situations and it is found that: (1) there is no effect for reactions in liquid media, (2) there is a potential effect for reactions going on in a membrane, but it requires a hyperfine constant of 32 mT for a 900 MHz rf-field; no such reactions are known, (3) enzyme mediated reactions are the only possible candidates, due to the presence of metal-ions that have large hyperfine constants. However, the resonance condition, i.e. the relation between the hyperfine constant A and the frequency of the rf-field f, is very restrictive and implies that only reactions involving radicals with very large hyperfine constants can be affected by the rf-field frequencies used for mobile communication systems. A higher frequency requires a larger hyperfine constant and consequently an effect becomes less likely."


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