Ärzte und Mobilfunk (Allgemein)

caro, Samstag, 30.09.2006, 10:41 (vor 6424 Tagen)

Stuttgarter Nachrichten, 22.09.06

Mobilfunk: Ärzte-Fortbildung ruft Gegner auf den Plan

Bürgerinitiativen halten die Veranstaltung für einseitig - Wissenschaftlicher Leiter weist Kritik zurück

Eine Fortbildung für Ärzte zum Thema Mobilfunk und Gesundheit in der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg hat die Mobilfunkgegner auf den Plan gerufen. Sie werfen der Veranstaltung des Informationszentrum Mobilfunk Einseitigkeit vor.

VON EVA FUNKE

Ein Dutzend Gegner haben sich an den zwei Eingängen der Bezirksärztekammer in Degerloch postiert. Vor der Veranstaltung konfrontieren sie die Teilnehmer mit Material über die Schädlichkeit von Mobilfunk. Einen "neutralen Überblick", wie in der Einladung zur Fortbildung versprochen, sollen Ärzte, Heilpraktiker und Apotheker nach ihrer Überzeugung dort nicht bekommen.

Hintergrund der Befürchtung: Die Fortbildung wird von dem Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) organisiert und finanziert, das von den Mobilfunknetzbetreibern Vodafone, O2, T-Mobile und E-Plus getragen wird. Der Verein verfügt nach eigenen Angaben über ein Jahresbudget von rund 1,8 Millionen Euro. Veranstaltungen wie die in Stuttgart kosteten 2000 bis 3000 Euro.

"Das ist ein Versuch der Mobilfunkindustrie die Ärzte zu gewinnen, um über sie die Patienten zu beschwichtigen", sagt Jürgen Groschupp, Vorsitzender des Vereins Mobilfunk Bürgerforum. Dem Dachverband sind auch Stuttgarter Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk angeschlossen.

Grund für die Fortbildung, die jetzt im dritten Jahr bundesweit angeboten wird, sei die Nachfrage von praktischen Ärzten und Mitarbeitern der Gesundheitsämter, sagt Franziska Kröling vom IZMF. Und Caroline Herr, eine von drei Vortragenden, erklärt als Ziel, den Patienten durch die Ärzte irrationale Ängste vor dem Mobilfunk zu nehmen. "Natürlich bleibt bei allen Tests eine Rechtsunsicherheit. Doch negative Auswirkungen von Mobilfunk sind derzeit wissenschaftlich nicht belegbar", sagt sie. Gegenteilige Ergebnisse seien nicht belegt, da sie sich auf Einzelfallbeobachtungen stützten.

Empört reagierte auch der Esslinger Heilpraktiker Marcus Mühleisen auf die Einladung zur Fortbildung. Ihn stört nicht nur, dass Neutralität beansprucht wird, sondern dass sie von der Landesärztekammer zertifiziert ist. Das ist wichtig für die Ärzte, wenn sie eine Veranstaltung auf ihr Fortbildungszertifikat anrechnen lassen wollen.

"Wir klären nur, ob die Formalien für eine Zertifizierung erfüllt sind", weist der Sprecher der Landesärztekammer, Oliver Erens, die Kritik zurück. Dies sei der Fall. Denn nicht das IZMF, sondern Karl Ernst von Mühlendahl, Leiter der Kinderumwelt gGmH der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin in Osnabrück, habe die wissenschaftliche Leitung. "Natürlich wollen die Mobilfunkbetreiber gut Wetter machen. Doch beeinflusst das nicht unsere Arbeit", so Mühlendahl auf Anfrage. Das IZMF bestreite lediglich die Referentenhonorare, die bei je rund 800 Euro inklusive Anfahrt und Übernachtung lägen, und die Finanzierung einer von der Kinderumwelt herausgegebenen Broschüre zum Thema Mobilfunk und Gesundheit.

Auf die 800 Einladungen gingen laut IZMF 65 Anmeldungen ein. "Ich will mich informieren, bin aber skeptisch wegen der Verbindung zur Mobilfunkindustrie. Ein Urteil werde ich mir heute nicht bilden", sagt eine Stuttgarter Ärztin. Kinderärztin Gisela Riering aus Wendlingen ist da, weil Mobilfunk ein Dauerthema im Ort sei. Beide Ärztinnen betonen, dass sie auch für die Argumente der Gegner offen seien.

Tags:
, Lobbyarbeit, Seilschaft, Ärzte, J. Groschupp

Ärzte und Mobilfunk

H. Lamarr @, München, Samstag, 30.09.2006, 13:23 (vor 6423 Tagen) @ caro

VON EVA FUNKE

Respekt, sauber recherchiert mit interessanten Zahlen! Der Bericht macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, dass Ärzte von Seiten der Kritiker nicht mit Annahmen, Vermutungen und Dramatisierungen verprellt, sondern mit vernünftigen glaubhaften Informationen versorgt werden. Anzumerken wäre vielleicht noch die Reihenfolge: Zuerst stellen die Kritiker gemeinsam mit Medizinern eine ganze Kette von warnenden Ärzteappellen auf die Beine. Deshalb drohten den Mobilfunkern bei dieser Meinungsbildungsgruppe die Felle davonzuschwimmen. Die Reaktion sind nun diese Ärzteveranstaltungen des IZMF, mit denen die Wirkung der Ärzteappelle nach Möglichkeit aufgehoben werden soll.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Ärzte und Mobilfunk

KlaKla, Samstag, 30.09.2006, 16:55 (vor 6423 Tagen) @ caro

Und Caroline Herr, eine von drei Vortragenden, erklärt als Ziel, den Patienten durch die Ärzte irrationale Ängste vor dem Mobilfunk zu nehmen. "Natürlich bleibt bei allen Tests eine Rechtsunsicherheit. Doch negative Auswirkungen von Mobilfunk sind derzeit wissenschaftlich nicht belegbar", sagt sie. Gegenteilige Ergebnisse seien nicht belegt, da sie sich auf Einzelfallbeobachtungen stützten.

Man beachte die fett gekennzeichnete Aussage von Caroline Herr. Und bedenke, das es Hinweise auf negative Auswirkungen bzgl. Mobilfunkstrahlung gibt. Laut Ecolog-Institut steht am Anfang der Verdacht, dann der Hinweis und zum Schluss der Beweis.

"Wir klären nur, ob die Formalien für eine Zertifizierung erfüllt sind", weist der Sprecher der Landesärztekammer, Oliver Erens, die Kritik zurück. Dies sei der Fall. Denn nicht das IZMF, sondern Karl Ernst von Mühlendahl, Leiter der Kinderumwelt gGmH der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin in Osnabrück, habe die wissenschaftliche Leitung. "Natürlich wollen die Mobilfunkbetreiber gut Wetter machen.

Haben wir's hier mit einem Mietmaul zu tun?

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