Die Lust am Untergang: heute Affenpocken (Medien)
Endlich mal was Neues. Corona ist so gut wie tot, in der Ukraine ist der Bewegungskrieg in einen unspektakulären Abnutzungskrieg übergegangen, 5G hat sich als harmlos herausgestellt und Schulmassaker in den USA gehören leider zum American Way of Life wie die vier Jahreszeiten. Da kommt es gerade zur rechten Zeit, dass die Affenpocken endlich aus Afrika nach Europa übergesprungen sind und wir mit freundlicher Unterstützung der Medien frische Ängste tanken können. Gott sei Dank dürfen wir uns aus sicherem Abstand gruseln, sind doch bevorzugt Schwule und Schwarze betroffen. Mal wieder Schwein gehabt, untergehen tun die anderen.
Lassen sich Ängste nutzen, um Huckepack versteckte Botschaften in unser Hirn zu schleusen? Dass es so ist, kennen wir aus der Mobilfunkdebatte zur Genüge. Von der Angst vor Funkwellen profitieren nicht wenige der vermeintlich selbstlosen Warner. Ängste sind sozusagen die Trägerwellen, um aufmodulierte Botschaften unbemerkt ins Ziel zu bringen. Mohamed Amjahid erkennt dies auch bei der Berichterstattung über Affenpocken, die er scharfsinnig zum Teil als stigmatisierend und rassistisch einstuft. Da muss man erst mal drauf kommen. Gut, dass einem aufmerksame Beobachter dabei helfen.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –