Die Wahrheit liegt verdammt noch mal nicht in der Mitte (Allgemein)
Dirk Steffens ist Journalist und TV-Moderator (Terra X). Wenn im Windschatten der Meinungsfreiheit zu Wissenschaftsthemen auch abseitige Stimmen in den Medien zu Wort kommen, hält er das für ein Grundversagen seines Berufsstandes. Die Wahrheit liege "verdammt noch mal nicht in der Mitte", so der Journalist in einem Interview.
Wie sollten TV-Talkshows und sonstige Medien mit Menschen umgehen, die den Klimawandel, das Coronavirus [oder die Ungefährlichkeit von 5G] leugnen? Seit einiger Zeit wird über Fragen wie diese bisweilen heftig diskutiert. ZDF-Journalist Dirk Steffens äußerte sich dazu nun in einem Interview klar und deutlich: „Es ist falsch, über Unsinn zu berichten und Verblendeten das Wort zu erteilen“, so der „Terra X“-Moderator im Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau. „Wir haben das journalistisch die ganze Zeit gemacht und damit riesigen Schaden angerichtet. Es ist ein journalistisches Grundversagen.“ Wende man das Prinzip des politischen Journalismus, also „mit allen Seiten zu sprechen“, auf den Wissenschaftsjournalismus an, werde es „katastrophal falsch“. weiter ...
Kommentar: Steffens sprich mir aus der Seele. Ein Beispiel aus der Bayerischen Provinz, bei dem sich mir der Magen umdreht: Das Regionalblatt OVB online meldet im September 2021, die Bad Feilnbacher Initiative "Gesundheit vor 5G" habe in den vergangenen Wochen Unterschriften gegen sogenannte Small Cells (Klein- und Kleinst-Sender) gesammelt. Die 152 Unterschriften würden jetzt als Bürgerantrag im Rathaus an Bürgermeister Anton Wallner (CSU) übergeben. Es ist mMn nicht zu fassen, dass das Blatt selbst über die blödsinnigsten Aktionen einer handvoll 5G-Technophobiker berichtet. Die Sprecherin der BI hat keinerlei Eigenkompetenz in Sachfragen des Mobilfunks, sie schluckt willig die Desinformation des Stuttgarter Vereins Diagnose-Funk und verbreitet diese im Chiemgau an andere. Weiter heißt es in dem Blatt: "Ein Mobilfunkkonzept wird ab dem 17.9. bis November von der Gemeinde Bad Feilnbach zusammen mit den örtlichen Bürgerinitiativen erstellt." Ja, ist denn die Gemeinde von allen guten Geistern verlassen worden? Sollte die Politik dort tatsächlich Anti-5G-Spinner auf Augenhöhe (und nicht aus politischem Kalkül) in die Ausarbeitung eines "Mobilfunkkonzepts" einbinden, sehe ich darin ein "politisches Grundversagen", nämlich die Kapitulation von Kommunalpolitikern gegenüber den irrationalen Überzeugungssystemen einiger weniger Verblendeter. Das kann nicht gut gehen. Und wenn es so ist, wie es gegenwärtig scheint, wird es auch nicht gut gehen.
Hintergrund
Das Ergebnis ist vorgegeben, die Fakten werden angepasst
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –