Adlkofers REFLEX-Rettungsversuche: Gegendarstellung von Speit (Allgemein)
Die jüngste Darstellung von Prof. Adlkofer zu den vollständig missglückten Replikationen der REFLEX-Studien bleiben nicht unwidersprochen. Der von Adlkofer verunglimpfte Prof. Günter Speit (Universität) hat eine Gegendarstellung verfasst, die er an die Stiftung Pandora mit der Bitte um Veröffentlichung geschickt hat. Herr Speit hat mich autorisiert, seine Gegendarstellung zu verwenden, um die aufgeworfenen Fragen zu klären.
Hier ist also die Gegendarstellung im Wortlaut:
"Die REFLEX-Studie bleibt ein Stachel im Fleisch der Mobilfunkindustrie - Gegendarstellung
In seinem Artikel setzt sich Herr Prof. Adlkofer mit Wiederholungsexperimenten zu genotoxischen Effekten durch hochfrequente elektromagnetische Felder auseinander, die im Rahmen REFLEX-Studie berichtet worden waren, und unterstellt mir, dass ich damit versucht habe, „die für die Mobilfunkindustrie so lästigen REFLEX-Ergebnisse ein für alle Mal zu entsorgen“. Es geht dabei um die Bewertung der Publikation der Wiener Gruppe (Diem et al., 2005) und die von uns auf Wunsch von Herrn Adlkofer durchgeführten Wiederholungsexperimente (Speit et al., 2007) sowie die Ergebnisse der Berliner Gruppe, die im Abschlußbericht der REFLEX-Studie publiziert wurden und die Wiederholungsexperimente, die auf Wunsch der Berliner Charité durchgeführt wurden (Speit et al., 2013). Herrn Adlkofers Ausführungen mangelt es ganz offensichtlich an Kompetenz und Sachlichkeit. Er unterstellt auch ziemlich direkt, dass ich im Interesse der Mobilfunkindustrie arbeiten würde und durch sie finanziert werden würde. Tatsache ist, dass ich keine Verbindungen zur Mobilfunkindustrie habe und weder ich noch die diskutierten Studien von der Mobilfunkindustrie finanziell unterstützt wurden.
Neben dieser Klarstellung erscheint es mir notwendig, zu wesentlichen inhaltlichen Falschaussagen Stellung zu nehmen:
1. Herr Adlkofer behauptet, dass alle Experimente der Wiener Arbeitsgruppe mit menschlichen Fibroblasten (Diem et al., 2005) unter Verwendung von modulierten GSM-Signalen durchgeführt worden wären.
Richtig ist, dass in der Publikation gezeigt wird, dass sowohl unmodulierte Strahlung (continuous wave) als auch Bestrahlung mit modulierten GSM-Signalen zu genotoxischen Effekten führte (siehe Material und Methoden; Abb.1 der Publikation).
2. Herr Adlkofer behauptet, dass wir nur Wiederholungsexperimente mit der nmodulierten Hochfrequenzstrahlung durchgeführt hätten. Dies ist ihm wichtig, da nach seiner Wahrnehmung die Experimente der Wiener Arbeitsgruppe mit unmodulierter Bestrahlung negativ verliefen. Dies ist jedoch falsch (s. Punkt 1.).
Richtig ist, dass wir (nach Rücksprache mit den Herren Rüdiger und Adlkofer, von denen wir den Auftrag zur Reproduktion hatten) die meisten Experimente ohne Modulation des Signals durchgeführt haben, da diese Bedingungen in den Wiener Experimenten zu eindeutig positiven Effekten geführt hatten. Diese Effekte konnten wir unter gleichen experimentellen Bedingungen nicht reproduzieren (Speit et al., 2007). Darüber hinaus haben wir weitere Experimente mit GSM-Modulation durchgeführt und in der Publikation beschrieben. Diese Experimente wurden in Ulm zusammen mit Mitarbeiterinnen von Herrn Rüdiger durchgeführt, um sicher zu stellen, dass es bei uns keine experimentellen Abweichungen gab.
Die von der Wiener Arbeitsgruppe berichteten genotoxischen Effekte waren in keinem Fall weder von uns noch von den Mitarbeiterinnen von Herrn Rüdiger reproduzierbar.
3. Herr Adlkofer behauptet, dass Herr Rüdiger in einem Brief an den Herausgeber von Mutation Research zu unserer Publikation (Speit et al., 2007) mitgeteilt hätte, dass „alle Experimente der Wiener Arbeitsgruppe mit menschlichen Fibroblasten unter Verwendung von GSM-Signalen durchgeführt wurden und dass unmodulierte 1.800-MHz-Strahlung dabei ohne Wirkung war“.
Richtig ist, dass Herr Rüdiger diesen Brief geschrieben hat und der Herausgeber ihn mir zur Kenntnis gegeben hat. Nachdem der Herausgeber Herrn Rüdiger darauf aufmerksam gemacht hat, dass er sich irrt und tatsächlich genotoxische Effekte durch unmodulierte 1.800-MHz Strahlung publiziert wurden (Diem et al., 2005), hat Herr Rüdiger den Brief zurückgezogen. Der besagte Brief wurde deshalb nie publiziert.
4. Herr Adlkofer behauptet, dass meine Arbeitsgruppe ein Experiment der Wiener Arbeitsgruppe zur Induktion von Mikrokernen durch GSM-Strahlung bestätigt hätte.
Richtig ist, dass wir damals vier kodierte Präparate von Herrn Rüdiger bekommen haben, die wir ausgewertet haben und bei denen wir unterschiedliche Effekte gemessen haben. Dadurch haben wir bestenfalls die Auswertung von Präparaten bestätigt – aber keinesfalls das Experiment.
5. Herr Adlkofer behauptet, dass die Berliner REFLEX-Ergebnisse ihre stärkste Stütze für die Richtigkeit durch eine Doktorarbeit aus demselben Forschungslabor bekämen.
Richtig ist, dass diese Doktorarbeit unter ganz anderen experimentellen Bedingungen (Expositionskammer, Art der Exposition) durchgeführt wurde und die Ergebnisse mit denen der REFLEX-Studie nicht direkt vergleichbar sind.
6. Herr Adlkofer spekuliert über meine Zusammenarbeit mit der Berliner Gruppe und die finanzielle Förderung dieser Arbeiten. Richtig ist - und in der Publikation (Speit et al., 2013) beschrieben - dass es aufgrund anhaltender Kritik an der REFLEX-Studie der Wunsch der Charité war (im Jahr 2011), die dort durchgeführten Experimente zu wiederholen und zu bestätigen – und zwar von den Wissenschaftlern, die die Daten im Rahmen der REFLEX-Studie erhoben hatten. Die Kosten der Wiederholungsexperimente wurden von der Charité getragen. Die Charité hat eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet und mich als externen Experten gebeten, die Ergebnisse der Wiederholungsversuche unabhängig zu beurteilen. Es war in diesen Experimenten den Berliner Wissenschaftlern nicht möglich, ihre in der REFLEX-Studie beschriebenen Effekte zu reproduzieren. Es ist aus wissenschaftlicher Sicht zu begrüßen, dass die Berliner Wissenschaftler den Versuch einer Reproduktion unternommen haben und dem Vorschlag der Untersuchungskommission folgten und die Daten zusammen mit mir publizierten. Auch von der Berliner Gruppe waren zuvor genotoxische Effekte nach Exposition sowohl gegenüber unmodulierten Signalen als auch gegenüber GSM-Signalen berichtet worden. (z. B. Abb. 78 des Abschlussberichts für das REFLEX-Projekt). Da die berichteten genotoxischen Effekte des REFLEX-Projekts durch unmodulierte Signale als besonders fragwürdig angesehen wurden, wurde auch von der Berliner Gruppe zunächst versucht, diese zu reproduzieren. Nachdem diese Reproduktion misslang, wurde von weiteren Versuchen abgesehen. Die Tatsache, dass wesentliche und besonders kritische Ergebnisse sowohl der Berliner Gruppe als auch der Wiener Gruppe unter gleichen experimentellen Bedingungen und unter Beteiligung der am REFLEX-Projekt beteiligten Wissenschaftler nicht reproduzierbar waren, stellt die biologische Bedeutung der in der REFLEX-Studie berichteten genotoxischen Effekte hochfrequenter elektromagnetischer Felder insgesamt in Frage.
Ulm, den 1.10.2013 Prof. Dr. Günter Speit"
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert