Otmar Wiestler: Eine Stimme zum Tabaklobbyismus (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 11.07.2013, 12:18 (vor 3945 Tagen)

Auszug aus einem Interview des Spiegel mit Otmar Wiestler. Der Mediziner ist Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.

SPIEGEL ONLINE: Die Tabakindustrie hat jahrzehntelang deutsche Politiker und Wissenschaftler beeinflusst. Auch das DKFZ war betroffen. Wie groß ist ihr Einfluss heute noch?

Wiestler: In der Tat, es hat dunkle Zeiten gegeben. Es mag nach wie vor das eine oder andere schwarze Schaf geben, aber ich glaube, dass die Wissenschaft der Tabakindustrie heute wesentlich distanzierter gegenüber steht als noch vor zehn Jahren. Wir haben schon vor Jahren einen strengen Ethikkodex etabliert, den wir allen Forschungsorganisationen nachdrücklich zur Nachahmung empfehlen.

SPIEGEL ONLINE: Die Philip Morris Stiftung gibt es aber nach wie vor.

Wiestler: Ja, leider. Aber Sie werden keinen DKFZ-Experten in diesem Gremium finden. Es hat darüber viele Diskussionen gegeben, aber wir können nicht alles unterbinden. Dennoch glaube ich, dass sich, was diese Art der "Forschungsförderung" anbelangt, die Dinge radikal verändert haben.

Kommentar: Die Vodafone-Stiftung ist für einige Mobilfunkgegner ein rotes Tuch. Dieselben Leute arbeiten jedoch völlig ungeniert mit einem Ex-Tabaklobbyisten zusammen. Denn der Zweck heiligt die Mittel.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Doppelmoral, Tabak, Wissenschaftler, Manipulation, Stiftung, Kodex, DKFZ

Ethikkodex: BMJ kündigt der Tabakindustrie die Freundschaft

Gast, Dienstag, 12.11.2013, 00:20 (vor 3822 Tagen) @ H. Lamarr

Wiestler: In der Tat, es hat dunkle Zeiten gegeben. Es mag nach wie vor das eine oder andere schwarze Schaf geben, aber ich glaube, dass die Wissenschaft der Tabakindustrie heute wesentlich distanzierter gegenüber steht als noch vor zehn Jahren.

Eines der wichtigsten medizinischen Fachjournale trennt sich endgültig von der Zigarettenindustrie. Zu groß sei das Risiko, für tödliche Produkte missbraucht zu werden.

Das British Medical Journal (BMJ) hat einen Schlussstrich gezogen. Es wird keine Studien mehr veröffentlichen, die von der Tabakindustrie finanziert wurden. In einem Editorial ihrer Zeitung stellen die Herausgeber klar, dass sie nicht weiter dabei zusehen werden, wie die Industrie „Journale benutzt, um eine der tödlichsten Epidemien dieser Zeit aufrechtzuerhalten“. Neben dem Mutterblatt haben auch die Zeitschriften Heart, Thorax und BMJ Open die Vereinbarung unterschrieben.

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Nachricht von "Klaus" im hese-Forum

Tags:
Tabakindustrie, Kodex, DocCheck

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