Mobilfunk: Wenn Risiken relativ schrecklich sind (Allgemein)
Die Angstmacher unter den Mobilfunkgegnern benutzen gerne Tricks, um die möglichen Risiken des Mobilfunks möglichst schrecklich darzustellen. Der Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk z.B. titelt über die bekannte Interphone-Studie:
Hirntumore: Signifikant erhöhtes Risiko
Tatsächlich ist der Sachverhalt der Studie so, dass nur Langzeittelefonierer mit intensiver Handynutzung (mindestens 30 Minuten täglich) von einem 40 Prozent höheren Hirntumorrisiko bedroht sind.
Doch was bedeuten diese 40 Prozent?
Sie bedeuten, dass, wenn die Studie zutrifft, von 100'000 Menschen nicht mehr fünf an einem Gliom erkranken, sondern sieben. So hat es Christoph Schrader (Süddeutsche) in einem Artikel der Ausgabe 35 ausgerechnet. Die absoluten Zahlen sind deshalb so klein, weil Gliome seltene Tumoren sind.
Im Spiegel wird dieser Sachverhalt noch ein wenig drastischer formuliert:
"Die IARC-Beamten verdrehen die Daten in einer Art und Weise, die für eine WHO-Behörde blamabel ist. In acht Gruppen von Testpersonen ergaben sich Hinweise auf ein verringertes Krebsrisiko durch Handys - das behalten die Angst-Macher für sich. Stattdessen stützen sie sich ausschließlich auf eine Probanden-Gruppe, in der ein um 40 Prozent erhöhtes Krebsrisiko für Vieltelefonierer beobachtet wurde.
Das klingt bedrohlich, ist es aber nicht. Allein die relative Risikoerhöhung zu nennen ist ein statistischer Taschenspielertrick. Wie groß der Effekt in absoluten Zahlen wäre, verrät die IARC-Meldung wohl schon deshalb nicht, weil es keinem wirklich Angst machen würde. Pro Jahr erkranken 3 von 100 000 Menschen an einem Gliom. Eine Steigerung um 40 Prozent entspräche einem zusätzlichen Fall auf 100 000."
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –