Protestaktion gegen Garchinger Forschungsreaktor FRM-II
Umweltinstitut München e.V. - Newsletter vom 8. Juni 2004
Offizieller Startschuss für den Garchinger Forschungsreaktor FRM-II
Protestaktion
Am 9. Juni 2004 wird der international umstrittene Forschungsreaktor FRM-II in Garching
offiziell eingeweiht. Ab 9.00 Uhr findet eine Protestaktion mit Kundgebung statt.
Auf der Kundgebung sprechen Christina Hacker vom Umweltinstitut München e. V. sowie
VertreterInnen des Bündnis gegen den Atomreaktor Garching. Die Aktion findet gegenüber
dem alten Atomei auf dem Garchinger Forschungsgelände statt.
Unter dem Motto "Jetzt gehen die Probleme los" werden wir Nebelkerzen und Verschleierungen
sichtbar machen, z.B. Einleitung radioaktiver Stoffe in die Isar, Abgabe radioaktiver
Stoffe in die Luft, Gefahr eines Atomunfalls, ungelöste Entsorgung, kein ausreichender
Schutz gegen Flugzeugabsturz, Verwendung von atomwaffenfähigem Material, Neutronentherapie
- äußerst fragwürdige Krebstherapie, Kostenexplosion, Störfälle usw.
Unsere Pressemitteilung dazu:
Bayern, der neue "Schurkenstaat"?
München, 8. Juni 2004 Nach 15 Jahren - von der "aktiven Planung" bis zur Einweihung
- geht der international umstrittene Garchinger Forschungsreaktor FRM-II zumindest
symbolisch offiziell in Betrieb. Damit reiht sich Bayern ein in die Liste der wenigen
Staaten, die das weltweit aufgelegte Programm zur Abrüstung von Forschungsreaktoren
torpedieren. Die jahrzehntelangen Bemühungen, die Proliferation, also den Handel und
die Weiterverbreitung von hoch angereichertem, waffenfähigem Uran (HEU) zu unterbinden,
werden damit zunichte gemacht.
"Würde der FRM-II nicht in Deutschland sondern im Irak oder in einem anderen so genannten
Schurkenstaat stehen, er wäre längst im Visier der `Terrorbekämpfer´ und Grund genug
für einen Angriffskrieg", kommentiert Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut
München e. V.
Die zuletzt erteilte dritte Teilgenehmigung enthält die Auflage, dass der FRM-II bis
2010 auf nicht waffentauglichen Brennstoff umgerüstet werden muss. Die Technische
Universität München (TUM) ist aber lediglich bereit, auf einen Brennstoff mit geringerer
Urananreicherung (ca. 50%) umzusteigen, der noch immer als hoch angereichert - also
waffentauglich gilt. Dazu Karin Wurzbacher, Physikerin im Umweltinstitut München e.
V.: "Eine sinnvolle Umrüstung kann nur auf sog. LEU, niedrig angereichertes Uran bis
maximal 20 % Anreicherung, vollzogen werden, eine Umrüstung auf höher angereichertes
Uran, so wie es der Betreiber wünscht, ist keine Abrüstung in proliferationspolitischer
Hinsicht." Aber selbst diese halbherzige Umrüstung wird von der TU München heute bereits
in Frage gestellt, weil dies angeblich technisch nicht möglich sei.
Im März dieses Jahres warnte Frau Trisha Dedik, Direktorin des Office of Nonproliferation
Policy im US-Department of Energy, vor den Gefahren eines Nuklear-Terrorismus. Im
Rahmen der 8. RRFM-Konferenz (International Topical Meeting on Research Reactor Fuel
Management) in München nannte sie als wesentlichen Baustein zur Verhinderung dieser
neuen Art von Terrorismus die Eliminierung von HEU aus dem zivilen Kreislauf, also
aus Forschungsreaktoren. Dazu erinnerte sie an eine gemeinsame amerikanisch-russische
Stellungnahme vom November 2003, in der das Ziel der vollständigen Herausnahme von
HEU aus dem zivilen Nuklearbereich sowie entsprechende Selbstverpflichtungen benannt
werden.
Gerade in der derzeitigen Weltlage, gezeichnet von Terroranschlägen und der Angst
vor Massenvernichtungswaffen, setzt Bayern mit der Inbetriebnahme eines HEU-Reaktors
das völlig falsche Signal. Anstatt den Terrorismus zu bekämpfen, gibt Bayern ihm eine
Chance. Das Umweltinstitut München e.V. fordert die bayerische Staatsregierung auf,
das gefährliche Projekt ganz einzustellen. Zumindest muss den Bemühungen, HEU komplett
aus dem zivilen Verkehr zu ziehen, entsprochen werden und der FRM-II sofort auf niedrig
angereichertes, nicht waffentaugliches Uran als Brennstoff umgerüstet werden.
Ihre Ansprechpartnerinnen im Umweltinstitut München e. V.:
Karin Wurzbacher, Christina Hacker 089 / 30 77 49-11, e-mail: radi@umweltinstitut.org
Mit herzlichen Grüßen, Ihre
Christina Hacker
Vorstand
Umweltinstitut München e.V.
Schwere-Reiter-Str. 35 / 1 b
D-80797 München
http://www.umweltinstitut.org
ch@umweltinstitut.org
-------------------------------------------------------
Finden Sie unsere Arbeit gut?
- unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende!
Nur mit Ihrer Hilfe können wir unsere unabhängige Forschungs- und Aufklärungsarbeit
fortsetzen.
Unser Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00
Konto 8 831 100
Spenden an das Umweltinstitut München e.V. sind steuerlich abzugsfähig.
-------------------------------------------------------
Alternativ können Sie auch online spenden:
http://www.umweltinstitut.org/frames/allg/f-form.htm
-------------------------------------------------------