Erster Blauer Engel für Handys vergeben (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 10.08.2007, 23:06 (vor 6106 Tagen)

Blauer Engel fuer Handy

08. August 2007 - Zur ersten Kennzeichnung eines Mobiltelefons mit dem Umweltsiegel "Blauen Engel" erklaert der zustaendige Berichterstatter der Arbeitsgruppe Ernaehrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der SPD-Bundestagsfraktion, Manfred Zoellmer:

Das vom Muenchner Mobiltelefonhersteller Kandy angebotene Mobiltelefon fuer Kinder ist als erstes tragbares Telefon mit dem Umweltsiegel "Blauer Engel" ausgezeichnet worden. Damit gilt es als besonders strahlungsarm. Diese erste Kennzeichnung eines Handy ist ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz und Information fuer die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Mit dem "Blauen Engel" werden durch das RAL Deutsches Institut fuer Guetesicherung und Kennzeichnung (RAL) seit 1978 nationale und internationale Produkte fuer eine besondere Umweltfreundlichkeit praemiert.

Das entscheidende Beurteilungskriterium fuer Handys stellt die geringe Strahlungsemission dar. Mit einem maximalen Strahlungswert von 0,59 Watt pro Kilogramm (W/kg) liegt das ausgezeichnete Telefon deutlich unterhalb des vom Gesetzgeber vorgeschriebenen maximal zulaessigen Wertes von 2,0 W/kg und unterschreitet auch den vom Bundesamt fuer Strahlenschutz empfohlenen Wert von 0,6 W/kg.

Bereits seit Juni 2002 hat das RAL Richtlinien fuer die Kennzeichnung von Mobiltelefonen mit dem "Blauen Engel"
festgelegt. Bislang scheuten die grossen Hersteller vor der Verwendung des Umweltsiegels jedoch ausnahmslos zurueck, da befuerchtet wurde, Kunden koennten Telefone ohne Siegel folglich fuer gesundheitsschaedigend halten. Produkte anderer Hersteller, die ueber vergleichbar niedrige Strahlungswerte wie das Telefon von Kandy verfuegen, bleiben in ihrer Boykotthaltung daher bedauerlicherweise weiterhin ungekennzeichnet.

Mit der erstmaligen Verwendung des Guetesiegels "Blauer Engel"
fuer ein Mobiltelefon wurde ein richtiger und wichtiger Schritt getan. Auch andere Hersteller sollten nunmehr ihre strahlungsarmen Geraete kennzeichnen und so den Verbraucherinnen und Verbraucher auf diese Weise ermoeglichen, neben anderen technischen Details auch den Strahlungswert des Mobiltelefons zu erfahren.

Quelle der SPD-Meldung
Mobilfunkrubrik des Blauen Engel
Pressemeldung von Kandy (Word-Datei)

Kommentar: Dass es ausgerechnet ein Kinderhandy ist, das den ersten Blauen Engel für Handys bekommt, ist zwar nicht ganz so prickelnd - weil Kinder von Handys ohnehin die Finger lassen sollten - überrascht jedoch nicht. Jetzt heißt es abwarten, ob der "Nestbeschmutzer" Kandy nicht Druck von der linientreuen Branche bekommt und dann wegen unerklärlicher Lieferschwierigkeiten eingeht wie eine Primel ohne Wasser, oder ob der erste Blaue Handyengel eine Signalwirkung auf andere hat, die sich bisher nur nicht getraut haben, den Boykott des Blauen Handyengels zu boykottieren.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Augenwischerei

H. Lamarr @, München, Samstag, 11.08.2007, 02:32 (vor 6106 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus der Kandy-Pressemeldung:

"Mit einem maximalen Strahlungswert von 0,59 Watt/Kilogramm (W/kg) liegt Kandy Mobile weit unterhalb des vom Gesetzgeber vorgeschriebenen maximal zulässigen Wertes von 2,0 W/kg und unterschreitet auch den vom Bundesamt für Strahlenschutz (www.bfs.de) empfohlenen Wert von 0,6 W/kg."

Da hat das Kandy-Handy also nur mit Ach & Krach die Bedingungen des Blauen Engels geschafft. Auf der Website der Firma wird der SAR-Wert freilich erst gar nicht genannt (Stand: 11. August 2007), sondern nur von einer "intelligent angeordneten Antenne für niedrigste SAR-Werte" geredet. Dabei sind 0,59 W/kg keineswegs "niedrigst". Da geht noch viel mehr, wie ein Blick auf die Website handywerte.de zeigt, wo aktuelle Modelle mit SAR-Werten von nur 0,1 W/kg aufgelistet sind. Nicht zu reden vom Vermögen eines Handys, möglichst viel Sendeleistung für den Kontakt zur Basisstation zu verwenden und möglichst wenig Sendeleistung in den Kopf des Nutzers zu pumpen. Diese Eigenschaft eines Handys, die z.B. vom Connect-Strahlungsfaktor beschrieben wird (je kleiner, desto besser), ist für Kinder besonders wichtig - Kandy erwähnt sie nicht einmal.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Stell Dir vor ein Autohersteller ....

helmut @, Nürnberg, Samstag, 11.08.2007, 18:30 (vor 6105 Tagen) @ H. Lamarr

Stelle Dir vor ein Autohersteller z. B. SMART-Mobil bringt in der Werbung:

"Mit einem maximalen Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern (km/h)
liegt Ihr SMART-Mobil weit unterhalb des vom Gesetzgeber vorgeschriebenen
maximal zulässigen Wertes von 320 Stundenkilometern (km/h) und unterschreitet auch den vom Kraftfahrtbundesamt empfohlenen Wert von 130 Stundenkilometern (km/h)."

Beim Handy ist es ebenso. Auch mit einem Handy mit niedrigen SAR-Wert kann man in der Stadt wunderbar telefonieren. Ob es aber dann noch am Baggersee oder durch den Wald dorthin funktioniert, das ist die Frage!

Nicht umsonst kehren manche Handynutzer reumütig zu Ihren "Briefbeschwerern" zurück

MfG
Helmut

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In der Mobilfunk-BI und
"In der Abendsonne kann selbst ein kleiner Zwerg große Schatten werfen" (frei nach Volker Pispers)


Meine Kommentare sind stets als persönliche Meinungsäußerung aufzufassen

Stell Dir vor ein Kinderfreund ...

H. Lamarr @, München, Samstag, 11.08.2007, 23:35 (vor 6105 Tagen) @ helmut

Auch mit einem Handy mit niedrigen SAR-Wert kann man in der Stadt wunderbar telefonieren. Ob es aber dann noch am Baggersee oder durch den Wald dorthin funktioniert, das ist die Frage!

Ja mei, deshalb ist ein kleiner SAR-Wert eben nicht das gelbe vom Ei. Das, was connect Strahlungsfaktor nennt und TCO Development den TCP-Wert, muss eben zusätzlich in die Kaufentscheidung mit einfließen. Das kann's aber nur, wenn die Käufer die erforderlichen Informationen mit vertretbarem Aufwand bekommen können und nicht mühsam Modell für Modell irgendwo herausfieseln müssen. Das ist doch einfach Bauernfängerei, wenn z.B. Kandy auf der eigenen Website für das einzige dort angepriesene Handy noch nicht mal den SAR-Wert konkret nennt. Ich denke, die wissen ganz genau, dass Ihr Hong-Kong-Import technisches Mittelalter ist, ehrliche Sorge um die grauen Zellen von Kinderhirnen kann ich bei dem Auftritt von Kandy jedenfalls nicht erkennen - eher strammes Geschäftsinteresse. Es kann doch nicht so schwer sein, für Unverbesserliche ein echtes Kinderhandy zu bauen, das in beiden Disziplinen SAR und TCP blitzsaubere Werte hat, damit die Omma das Ding ohne allzu große Gewissensbisse schenken kann.

Wenn ich mich nicht irre, verhandeln Umweltbundesamt und TCO schon seit geraumer Zeit darüber, die Kriterien der TCO-Plakette (SAR + TCP) auch für den Blauen Engel zu übernehmen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Kinderhandy, SAR-Wert, Bauernfängerei

Offener Brief von Dr. Bergmann

Gast, Montag, 13.08.2007, 22:27 (vor 6103 Tagen) @ H. Lamarr

Offener Brief von Dr. med. Wolf Bergmann, Facharzt für Allgemeinmedizin und Homöopathie, an den Umwelt-Bundesminister


Betr.: Auszeichnung eines Kinderhandys und eines Babyphones mit dem "Blauen Engel." - Offener Brief.


Sehr gehrter Herr Minister Gabriel,

einer Pressemitteilung Ihres Ministeriums habe ich entnommen, dass gerade ein Kinderhandy und ein Babyphone mit dem Blauen Engel durch das Bundesumweltministerium ausgezeichnet wurden. Aufgrund der niedrigen sog. Spezifischen Absorptionsrate (SAR) werden diese Geräte als besonders strahlungsarm eingestuft.

Ich freue mich sehr über jede Initiative und jede Maßnahme Ihres Ministeriums zur Minderung der Strahlenbelastung der Bevölkerung und insbesondere der Kinder durch hochfrequente Mikrowellen des Mobilfunks und durch damit verbundene Niederfrequenzbelastungen. (E-Smog.).

In der Pressemitteilung heißt es u.a.: "Auf den Blauen Engel ist Verlaß."

Die Auszeichnung ebenso wie die Pressemitteilung könnten allerdings mißverstanden werden und den Eindruck erwecken, als wären die ausgezeichneten Produkte gesundheitlich ungefährlich und ihr Einsatz ein verlässlicher Schutz vor Schäden.

Ich möchte Sie sehr herzlich bitten, dieser Gefahr entgegenzutreten.

Die als Kriterium für die Auszeichnung gewählte Spezifische Absorptionsrate hat bekanntermaßen nichts zu tun mit der biologischen Wirkung der ausgesendeten Frequenzen auf lebende Organismen und der Frage gesundheitlicher Schäden. Sie ist ein physikalisches Maß für die im Gewebe absorbierte Energie. Gemessen bei gesunden Probanden für eine sehr kurze Zeit mit jeweils einer Frequenz.

Die für die biologische Wirkung und damit für die gesundheitliche Schädigung entscheidende Problematik der Ankoppelung technischer Frequenzen (Information) an biologische Schwingkreise lebender Organismen über Resonanz wird durch die SAR überhaupt nicht erfaßt.

Genau darin liegt aber das große Problem der Gesundheitsschäden durch technische Mobilfunkfrequenzen und anderer technischer Frequenzen, mit denen lebende Zellen in Resonanz treten: In Resonanz zu treten mit technischer Information bedeutet für Lebewesen, mit technischer Fehlinformation konfrontiert zu werden, was zu einer Irritierung und Schädigung der natürlichen biologischen Regelkreise führt und damit zu Krankheitsanfälligkeit und manifesten Krankheiten.

Dies gilt uneingeschränkt auch für die von Ihrem Ministerium ausgezeichneten Produkte, die für Kinder wie auch für Erwachsene - v.a. im Zusammenhang mit der immer massenhafter verbreiteten Mobilfunktechnologie (DECT, UMTS, W-Lan, Tetra usw.) - eine erhebliche Gesundheitsgefährdung darstellen, auch mit diesen SAR-Werten!
In ganz besonderem Maße, wenn sie in der Schlafphase von Säuglingen und Kleinkindern strahlen, in denen das Immunsystem, die Blutbildung usw. sich regenerieren müssen.

Ich möchte anregen, dass das Umweltministerium - wie z.B. in England und Rußland - sich einsetzt für eine Kennzeichnung aller Handies, dass Kinder und Jugendliche diese Technologie möglichst nicht benutzen sollten. Übrigens hat auch der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Prof. Wolfram König, sich in gleichem Sinne geäußert.

Es wäre eine fatale Situation, wenn aufgrund der Auszeichnung von Handies und Babyphonen mit dem Blauen Engel die berechtigte Skepsis von Eltern und der Bevölkerung betäubt würde und statt weniger mehr Babies, Kleinkinder und Kinder durch Babyphone und Handys einer Strahlenbelastung ausgesetzt würden.


Ich möchte Sie bitten, sich dieser dringenden Problematik anzunehmen. Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen.


Mit freundlichen Grüßen

Tags:
Homöopathie, Brief Bergmann

Erster Blauer Engel für Handys vergeben

KlaKla, Sonntag, 02.09.2007, 10:02 (vor 6084 Tagen) @ H. Lamarr

Erstes Handy mit Umweltzeichen - Billen: Das muss Schule machen

29.08.2007 - Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert alle Handyhersteller auf, strahlungsarme Handys mit dem Umweltzeichen zu kennzeichnen. Erstmals wurde heute ein Handy der Firma Kandy Mobile mit dem 'Blauen Engel' ausgezeichnet. "Es ist eine Schande, dass es fünf Jahre dauern musste, bis ein erster Handyhersteller den Blauen Engel beantragt hat", sagte vzbv-Vorstand Gerd Billen.

"Angesichts möglicher Gesundheitsrisiken durch Mobilfunkstrahlen haben Verbraucher ein Recht darauf zu erfahren, in welchem Maße sie sich beim Telefonieren elektromagnetischen Wellen aussetzen", kritisiert Billen den Boykott der großen Handyanbieter. Die wichtigen Informationen zum Strahlungswert und zu den Umwelteigenschaften würden von den Herstellern nach wie vor eher versteckt. Vor allem für Eltern, die ihre Kinder mit dem Kauf des richtigen Handys einer möglichst geringen Strahlung aussetzen wollen, sei eine transparente Kennzeichnung unverzichtbar. "Der Einsatz des Blauen Engels würde strahlungsarme Geräte auf einen Blick erkennbar machen". Billen hofft, dass das Beispiel Kandy Mobile Schule macht und weitere Hersteller ihre Informationspolitik den Kundenbedürfnissen anpassen. Mehr ...

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband

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