Falsche Schlüsse (306): Markus Lanz verhaftet (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 26.12.2025, 16:22 (vor 9 Stunden, 50 Minuten) @ H. Lamarr

Markus Lanz in Handschellen ist das Lieblingsmotiv von Kriminellen, die Opfer in Anlagefallen locken wollen. Hinter den gefälschten Anzeigen auf Medien-Websites steckt ein Milliardengeschäft. Seit mindestens 2022 tauchen sie immer wieder auf Websites deutscher Medien auf, darunter auch SPIEGEL.de: Anzeigen, die den Moderator Markus Lanz in Handschellen zeigen, dazu Texte wie »Tausende strömen nach Lanz’ Verhaftung zu den Geldautomaten«. Wer auf die Anzeigen klickt, landet – zumindest auf den ersten Blick – bei einem Artikel der Tagesschau, in dem die angebliche Verhaftung des Talkmasters damit erklärt wird, er habe eine sensationelle Geldanlagestrategie verraten wollen.

So unglaubwürdig die Geschichte erst einmal klingt, so professionell werden alle Register der Kundentäuschung gezogen. Das Design einer Tagesschau-Website ist gekonnt imitiert. Unter dem Artikel erscheinen zusätzlich Kommentare von angeblich begeisterten Nutzern der Anlageplattform, die dem Ganzen den Anstrich von Authentizität geben. Zudem schüren die unbekannten Autoren Ressentiments, indem sie behaupten, dass »die Politik« dem »Durchschnittsbürger« den finanziellen Wohlstand vorenthalten wolle. [...] Hinter zahlreichen Angeboten stecken Organisationen, die oft Callcenter in mehreren Ländern betreiben. Das Geschäft verläuft immer ähnlich. Die Anleger werden erst dazu gebracht, zum Einstieg zunächst relativ kleine Beträge in die Plattform zu stecken. Anschließend wird ihnen weisgemacht, dass ihre Anlage sehr erfolgreich ist, sodass sie immer mehr Geld investieren. Wer jedoch irgendwann versucht, das angeblich leicht verdiente Geld wieder abzuheben, wird oft enttäuscht: Das Geld ist weg und die Anlageplattform schließlich verschwunden.

2023 erklärte dieser Spiegel-Artikel den gerissenen Trick, mit dem es den Kriminellen immer wieder gelingt, ihre verlogenen Werbeanzeigen auch auf seriösen Portalen wie spiegel.de ungehindert auszuspielen. Die Verlage scheinen machtlos zu sein, das liegt mMn aber auch an deren Online-Anzeigemodell "Programmatic Advertising", die solche hinterhältigen Tricks überhaupt erst ermöglichen. Technisch ließe sich der Missbrauch leicht eindämmen, die damit verbundenen Mindereinnahmen wollen die Verlage augenscheinlich aber nicht hinnehmen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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