VLC (LiFi) in Stuttgart – vom Hoffnungsträger zum Ladenhüter (Allgemein)
Mit großem Tamtam wurde 2017 am Stuttgarter Hegel-Gymnasium ein Pilotprojekt zur funkfreien Datenübertragung mittels VLC (Visible Light Communication) gestartet. Hinter der Initiative stand der Verein Diagnose-Funk, der die Stadt Stuttgart drängte, sichtbares Licht als Alternative zu W-Lan zu erproben. Die Technik stammt vom Fraunhofer HHI, Berlin, sie überträgt Daten über moduliertes LED-Licht – ganz ohne Funkwellen. Klingt gut, gescheitert ist das Projekt trotzdem.
Nach dem medienwirksamen Startschuss wurde es schnell still um das "Surfen mit Licht". Das Projekt lief bis Ende 2019 – danach: Funkstille. Der Grund ist schlicht: VLC ist zwar technisch faszinierend, aber für den Schulalltag untauglich. Es fehlen kompatible Endgeräte, die Technik ist teuer (mehr als 100'000 Euro für ein einziges Klassenzimmer), und die Reichweite ist stark eingeschränkt – jedes Hindernis im Lichtstrahl bedeutet Verbindungsabbruch.
Statt VLC flächendeckend auszurollen, setzt Stuttgart seitdem konsequent auf klassisches W-Lan. Rund 39 Millionen Euro flossen bis 2025 in die digitale Schulausstattung – für Tablets, Notebooks und eben: funkbasierte Vernetzung. Von VLC ist keine Rede mehr.
Diagnose-Funk schweigt zu diesem Rohrkrepierer. Dabei hatte der Verein das Projekt anfangs als Meilenstein gepriesen – in der Hoffnung, damit die W-Lan-Ausbreitung an Schulen zu stoppen. Geblieben ist ein teurer Pilotversuch ohne Folgen und ein weiteres Beispiel dafür, wie Lobbygruppen Technikpolitik mitbestimmen können – zum Schaden des Steuerzahlers. Die Stadt Stuttgart hatte seinerzeit für die bessere IT‑Ausstattung an Schulen gesamt 500'000 Euro bereitgestellt. Aus diesem Topf wurde auch der Pilotversuch finanziert.
Quellen
Stuttgarter Nachrichten, 31.01.2017: Surfen mit Licht im Klassenzimmer
Heise Online, 19. Okt. 2021 – „Wie Schulen jetzt vom Digitalpakt profitieren – und wo es klemmt“
Stadt Stuttgart, April 2025: Digitaloffensive Schulen