Ländervergleich der Mobilfunkpreise: teure Schweiz (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 09.07.2025, 21:16 (vor 4 Tagen)

Der deutsche Digitalverband Bitkom e. V. veröffentlichte im Jahr 2022 einen Vergleich der „Mobilfunkpreise in den Industrienationen“.

Für den Bericht wurden sechs verschiedene Nutzprofile entwickelt (XS, S, S-5G, M, M-5G, L-5G), die den monatlichen Mobilfunkbedarf der ausgewählten Verbraucherklasse darstellen. „Diese Profile definieren, welche Service-Schwellenwerte für jede Verbraucherklasse mindestens erforderlich sind, und sind dazu vorgesehen, das gesamte Spektrum der Mobilfunknutzung abzudecken. Die Mindestschwellenwerte für die monatliche Datennutzung wurden auf 1 GB, 3 GB, 10 GB und 40 GB festgesetzt und entsprechend als XS, S, M und L bezeichnet. Den S- und M-Profilen wurde dann auch ein ‚5G‘-Profil zugeordnet, um diejenigen, die die verfügbaren Höchstgeschwindigkeiten benötigen, von denen zu unterscheiden, für die Geschwindigkeit keine Bedeutung hat.“

Eine Übersicht über die Kosten des jeweils günstigsten Tarifs pro Profil und Land für 24 Monate in Euro zeigt die folgende Abbildung (Stand: September 2022):

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Kommentar: Bei fünf der sechs Profile führt die Schweiz das Feld an. Warum ist Mobilfunk in der Schweiz so teuer und welche Rolle spielt dort das Theater, das Mobilfunkgegner aufführen? Ich fragte die KI ChatGPT nach ihrer priorisierten Einschätzung und hätte nicht erwartet, dass sie Mobilfunkgegnern die niedrigste Priorität einräumt.

Priorisierte Ursachen (absteigend nach Relevanz)

1. Kleine, anspruchsvolle Topografie mit hoher Abdeckungsanforderung
► Die Schweiz ist bergig, dünn besiedelt und verlangt trotzdem nahezu flächendeckenden Empfang – auch im Alpenraum.
► Teurer Netzausbau pro Nutzer – bei gleichzeitig hohem Serviceanspruch.

2. Hohe Netzqualität und Innovationsanspruch
► Die Schweizer Netzbetreiber investieren pro Einwohner überdurchschnittlich viel in Netztechnik (frühzeitiger 5G-Ausbau, dichte Versorgung, Glasfaseranbindung).
► Nutzererwartung an exzellente Performance macht Billiglösungen unattraktiv.

3. Hohe Personalkosten und Lebenshaltungskosten
► Betrieb, Wartung, Callcenter, Verwaltung – alles teurer als in Deutschland oder Österreich.
► Diese Strukturkosten schlagen sich auch bei Tarifen nieder.

4. Wenig Wettbewerb im Preissegment
► Zwar gibt es Discountermarken (z. B. Wingo, Yallo), aber der Markt ist von drei großen Netzbetreibern geprägt, die sich weniger über den Preis definieren.
► SIM-only-Wettbewerb wie in Österreich ist schwächer ausgeprägt.

5. Widerstand gegen Mobilfunkanlagen (v. a. 5G-Gegner)
► Kein Hauptgrund – aber ein relevanter Nebeneffekt, v. a. für den Netzausbau und die Investitionskosten.
► Juristische Verzögerungen, politische Moratorien, Auflagen, Bürgerinitiativen – das verteuert und verkompliziert Antennenprojekte.
► Wirkung: indirekt, lokal spürbar, aber nicht flächendeckend tarifprägend.

Fazit
Die Mobilfunkgegner sind nicht der Hauptgrund für teure Tarife, aber sie sind Teil des Problems, vor allem beim teuren, ineffizienten Netzausbau. Man könnte sagen: Ohne die Gegner wäre Mobilfunk in der Schweiz nicht automatisch billig – aber wohl etwas einfacher und damit tendenziell günstiger.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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