Fake-News liefen schon im 18. Jahrhundert gut (Allgemein)

Gast, Mittwoch, 29.12.2021, 20:04 (vor 1045 Tagen)

Vor ein paar hundert Jahren behauptete einer, er könne vor Publikum in eine gewöhnliche Weinflasche steigen und darin singen. Oder eine Frau behauptete, sie hätte Kaninchen zur Welt gebracht. Immer mit von der Partie: die Medien. Heute sind es z.B. herzerweichende Berichten über "Elektrosensible" oder das Ende der Welt. Twitter und Facebook sind bloß etwas effizienter als die traditionellen Medien: Der Philosoph Ian Keable erzählt von der Verbreitung absurder Nachrichten im England des achtzehnten Jahrhunderts.

Am 11. Januar 1749 erschienen in zwei Londoner Tageszeitungen gleichlautende Anzeigen, die Aufsehen erregten: „Im Neuen Theater am Haymarket wird am kommenden Montag ... ein Mann auftreten, der ... dem Publikum eine gewöhnliche Weinflasche zeigen wird. Ein jeder, der es wünscht, kann sie untersuchen. Die Flasche wird auf einen Tisch in der Mitte der Bühne gestellt. Dann wird der Mann ... in voller Sicht des Publikums in sie hineinsteigen und in ihr singen. Während seines Aufenthaltes in dem Gefäß kann jedermann selbiges in die Hand nehmen und mit eigenen Augen sehen, dass es nichts anderes als eine normale Wirtshausflasche ist.“

Die Nachricht von dem geplanten Stunt verbreitete sich blitzartig. Über Nacht war sie Stadtgespräch. Am Abend der angekündigten Vorstellung war das Haus am Haymarket ausverkauft. Auf dem Parkett sowie in den Rängen und Logen herrschte gespannte Erwartung. Sie wich lautstarkem Unmut, als auch nach geraumer Zeit nichts auf der Bühne geschah. Als ein Sprecher des Theaters schließlich kleinlaut ankündigte, man werde die Eintrittsgelder erstatten, „sofern der Darsteller womöglich nicht erscheine“, entlud sich blanke Aggression. Die Kassen wurden gestürmt, das Theater demoliert. Auf der Straße wurde der abgerissene Bühnenvorhang des Hauses im Licht der Flammen des brennenden Theatergestühls an einem Flaggenmast gehisst. Der Skandal war perfekt. weiter ...

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