Drießen über Mobilfunkgegner: "werden nicht ernst genommen" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 24.10.2021, 14:26 (vor 939 Tagen) @ Gast

Auszug: Angst vor Wlan-Router, Tablet und Smartphone?

Noch eine treffende Einschätzung von Sarah Drießen:

Die Skeptiker übertreiben oft, und sie beziehen sich häufig auf halbgare, schlechte Studien, sodass sie am Ende nicht ernst genommen werden. Wenn man das aber vernünftig aufziehen würde, könnte man fundiert schon einiges bemängeln. Wir müssen aber auch sehen: Wenn es richtig harte, schlimme Effekte gäbe, dann hätten es die vorhandenen Studien schon gezeigt. In die Grenzwerte ist ein Sicherheitsfaktor eingerechnet, sie gelten auch für geschwächte Menschen. Nur könnte es eben dennoch Restrisiken geben – und es würde sich sicher lohnen, diese im Sinne einer guten Vorsorge weiter zu untersuchen. Allerdings fehlt bei uns meines Erachtens der politische Wille, weitere systematische Untersuchungen zu fördern und auch nachhaltig am Ball zu bleiben. Vielleicht möchte man die Diskussion gar nicht neu anfachen.

Drießen bringt in dem Interview den Sachverhalt gut auf den Punkt. Nur einen wichtigen Punkt vermisse ich bei ihr (und bei allen anderen Wissenschaftlern): Um die Mobilfunkdebatte besser nachvollziehen zu können, muss man die Motivation von Mobilfunkgegnern in die Betrachtung mit einbeziehen. Es wird gerne so getan, als seinen Mobilfunkgegner durchwegs selbstlose edle Kämpfer gegen einen unsichtbaren Feind, der sich auf eine breite Unterstützung von Politik und korrupter Wissenschaftler verlassen kann. Nach 20 Jahren tagtäglicher Beschäftigung mit dem Thema behaupte ich: Das ist ein von organisierten Mobilfunkgegnern listig eingefädelter Trugschluss, der auf dem althergebrachten Stereotyp beruht, dass "die da oben" denen "da unten" grundsätzlich nicht wohlgesonnen sind. Was zuweilen ja auch zutreffen mag.

Meine Erfahrung ist jedoch eine ganz andere: Ein maßgebender Anteil der Mobilfunkgegner ist keineswegs edel und selbstlos, sondern zieht aus der fortwährenden Befeuerung der Mobilfunkdebatte ohne Wenn & Aber materiellen oder immateriellen Profit. Belege für diese Behauptung finden sich hier im Forum massenhaft. Aus meiner Sicht ist die Mobilfunkdebatte, die zu gefühlt 90 Prozent von Laien geführt wird, zum weit überwiegenden Teil eine Inszenierung, die den persönlichen Interessen der Profiteure dient. Zu den Profiteuren zähle ich z.B. fortgebildete "Baubiologen", wenn diese gratis irrationale Ängste gegenüber Funkwellen schüren, nur um diese dann gegen Honorar mit objektiv unnötigen Dienstleistungen (Messungen, Schirmmaßnahmen ...) wieder zu nehmen. Damit kein Missverständnis aufkommt: Das Gros laienhafter Mobilfunkgegner sind mMn von Profiteuren aufgehetzte Mitläufer, die zumindest anfangs aufgrund irrationaler Ängste im festen Glauben an eine gute Sache unfreiwillig in die Anti-Mobilfunk-Szene hinein stolpern und sich willig instrumentalisieren lassen. Die meisten kehren der Szene nach einiger Zeit wieder den Rücken, einige aber finden Geschmack an ihrer Rolle und genießen die ihnen zuteil werdende Aufmerksamkeit. Sie bleiben bei der Stange und werden zu Profiteuren aus immateriellen Interesse.

Die mit Abstand wichtigsten Stimmen in der Mobilfunkdebatte sind die von Wissenschaftlern der Bioelektromagnetik. Doch deren Blick ist auf Studien und Fakten gerichtet, sie kümmern sich nicht um die Motivationen von Mobilfunkgegnern – und schweigen deshalb zu diesem Thema. Soziologen könnten Licht ins Dickicht der Motivationen bringen, mir ist jedoch keine einzige soziologische Studie bekannt, die sich mit den materiellen und immateriellen Interessen von Mobilfunkgegnern beschäftigt hat. Dabei wäre eine solche Studie aus meiner Sicht ein gar nicht so schwierig zu setzender Meilenstein in der Mobilfunkdebatte. Denn wer die Hintergründe öffentlich wahrgenommener Mobilfunkgegner recherchiert, erkennt recht schnell, woher der Wind weht und wohin der Hase läuft.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Angst, Durchlauferhitzer, Inszenierung, Motivation, Krankheitsgewinn, materieller/immaterieller Profit


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