Schweiz: Bundespräsidentin will "adaptive 5G-Antennen" (Technik)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 22.09.2020, 14:14 (vor 1355 Tagen)

Gigaherz-Präsident Jakob hat sich jahrelang abgestrampelt, smarte "adaptive Antennen" für 5G mit pseudotechnischen Begründungen als Werk des Teufels zu stigmatisieren. Wie es aussieht, war die Mühe vergebens, denn einem Bericht der Schweizer Boulevardzeitung Blick zufolge will die Schweizer Regierungschefin Sommaruga eben diese Antennen, um 5G mit den bestehenden Anlagegrenzwerten in dem Alpenstaat zum Durchbruch zu verhelfen. Auszug aus dem Blick-Beitrag vom 20. September 2020:

[...] Im Gegensatz zu herkömmlichen Anlagen erfassen deren Strahlen nur diejenigen Mobilbenutzer, die ihr Smartphone tatsächlich gerade benutzen. Bislang war unklar, wie hoch die Strahlen­belastung dieser neuartigen 5G-Antennen ist. SonntagsBlick weiss: Sommarugas Departement führte an zwei Standorten 5G-Messungen durch. Diese zeigen: Lädt ein Handynutzer einen Film dank 5G in Rekordzeit herunter, kann die Belastung bei einer adaptiven Antenne für kurze Zeit höher ausfallen als bei einer konventionellen Mobilfunkanlage. Sobald das Telefon nicht mehr benutzt wird, ist die Strahlung geringer. Insgesamt nimmt die Belastung dadurch nicht zu.

Gestützt auf die Testmessungen erarbeitet Sommarugas Departement jetzt die Vollzugshilfen für die Bewilligungen von adaptiven Antennen. Sie ermöglichen es Kantonen und Gemeinden, Baugesuche für die 5G-Antennen zu bewilligen. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Adaptive Antennen

Schweiz: Bundespräsidentin will Grenzwerte beibehalten

H. Lamarr @, München, Dienstag, 03.11.2020, 23:48 (vor 1313 Tagen) @ H. Lamarr

Gigaherz-Präsident Jakob hat sich jahrelang abgestrampelt, smarte "adaptive Antennen" für 5G mit pseudotechnischen Begründungen als Werk des Teufels zu stigmatisieren. Wie es aussieht, war die Mühe vergebens, denn einem Bericht der Schweizer Boulevardzeitung Blick zufolge will die Schweizer Regierungschefin Sommaruga eben diese Antennen, um 5G mit den bestehenden Anlagegrenzwerten in dem Alpenstaat zum Durchbruch zu verhelfen.

Gut einen Monat später rudert Sommaruga vermeintlich zurück. Im Thuner Tagblatt ist zu lesen:

Simonetta Sommaruga kündigt an, dass der Bundesrat an den tiefen Grenzwerten für 5G-Antennen festhält. Damit wird der Ausbau des neuen Mobilfunknetzes verlangsamt, aber nicht gestoppt.

«Basis für die weiteren Arbeiten sind die heutigen Grenzwerte», sagte die Bundespräsidentin anlässlich der Schweizer Digitaltage 2020. Mehr Substanzielles ist dem Zeitungsbericht nicht zu entnehmen. Dabei hatte Sommaruga viel mehr gesagt, wie das Video von ihrer Eröffnungsrede belegt.

Ab Minute 5:00 spricht die Regierungschefin, die in ihrer Rede konsequent von Grenzwerten redet und nicht differenziert zwischen Anlagegrenzwerten und Immissionsgrenzwerten, auch über adaptive Antennen und was diese von herkömmlichen Antennen unterscheidet. Mehrfach weist sie darauf hin, sie wolle Fakten schaffen, um Bedenken und Einwänden zu begegnen. Dies deutet mMn darauf hin, dass die Anlagegrenzwerte zwar beibehalten werden, zugleich aber bei adaptiven Antennen der Fakt der zeitlich befristeten Befeldung unbeteiligter Anwohner es den Netzbetreibern gestattet, die Sendeleistung mit einem amtlich vorgegebenen konservativ bemessenen sogenannten "Reduktionsfaktor" zu beaufschlagen, was ihnen eine gewisse Anhebung der Sendeleistung gestattet. Insofern kann ich nicht nachvollziehen, warum dem Zeitungsbericht zufolge 5G-Rebekka gesagt haben soll: «Wir sind erleichtert, dass der Bundesrat sein Wort halten will». Möglicherweise entfuhr Frau Meier damit die ungewollte Zustimmung zu Sommarugas unausgesprochenem Vorhaben, mit einem faktisch begründbaren Reduktionsfaktor unter Beibehaltung der Anlagegrenzwerte den Bedürfnissen der Schweizer Mobilfunknetzbetreiber entgegen zu kommen. Dies wäre kurios, für die Schweizer Anti-Mobilfunk-Szene jedoch typisch.

Wie Simonetta Sommaruga es schaffen will, die im Fall des Falles mit Sicherheit kommenden Vorwürfe einer (angeblichen) Täuschung der Öffentlichkeit wirksam zu entkräften, wird spannend zu beobachten sein. Sommaruga hätte zwar die Fakten auf ihrer Seite, doch 5G-Gegner werden mit alternativen Fakten und Populismus dagegen halten. Die Regierungschefin weiß das. Vielleicht wird sie deshalb treffsicher erst zum Ende ihrer Amtszeit im Dezember 2020 die Karten in Gestalt der lange erwarteten Vollzugshilfen für die Bewilligung von 5G-Antennen auf den Tisch legen :-).

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Schweiz: Bundespräsidentin will Grenzwerte beibehalten

e=mc2, Mittwoch, 04.11.2020, 08:10 (vor 1312 Tagen) @ H. Lamarr

Ab Minute 5:00 spricht die Regierungschefin, die in ihrer Rede konsequent von Grenzwerten redet und nicht differenziert zwischen Anlagegrenzwerten und Immissionsgrenzwerten, auch über adaptive Antennen und was diese von herkömmlichen Antennen unterscheidet. Mehrfach weist sie darauf hin, sie wolle Fakten schaffen, um Bedenken und Einwänden zu begegnen.

Eine seltsam manipulative Rede, wenn man Fakten schaffen will. Der Bericht der Arbeitsgruppe spricht explizit vom Immissionsgrenzwert, und dass darunter keine Gesundheitseffekte nachgewiesen seien. Wenn das nun als Argument für das Festhalten an den Anlagegrenzwerten benutzt wird, wirkt sich das wohl negativ auf das Vertrauen der Mobilfunker aus. Auf der anderen Seite werden sich die Strahlenskeptiker bald betrogen fühlen, wenn sie realisieren, dass für adaptive Antennen Erleichterungen gewährt werden.
Zudem wäre es nichts als fair explizit zu erwähnen, dass das Festhalten an den jetzigen Antennengrenzwerten nicht gratis kommt. Es bedeutet 2.5-Mal mehr Antennen als zurzeit (+26‘500) und Kosten von 7.7 Mrd. Schweizer Franken, also rund 1000 Franken pro Mobilfunkabonnement. Würde man auch noch auf den Korrekturfaktor verzichten, gäbe es 4-Mal mehr Antennen (+46‘500) mit Kosten von 13 Mrd. Schweizer Franken. Steht übrigens auch im Bericht der Arbeitsgruppe.

Was adaptive Antennen mit Mikrowellenöfen verbindet

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 05.11.2020, 00:35 (vor 1312 Tagen) @ e=mc2

Auf der anderen Seite werden sich die Strahlenskeptiker bald betrogen fühlen, wenn sie realisieren, dass für adaptive Antennen Erleichterungen gewährt werden.

5G-Rebekka hat mit ihren Worten «Wir sind erleichtert, dass der Bundesrat sein Wort halten will» schon den Grundstein für diese Empörung gelegt. Ganz im Stil einer "selbsterfüllenden Prophezeiung", mit der ein alter Schweizer Mobilfunkgegner schon vor 20 Jahren seine Anhänger aufwühlte:

1. Zuerst setzte Gigaherz-Jakob lupenrein faktenfrei das Gerücht in die Welt, Icnirp würde sich als "Unterorganisation" der WHO ausgeben.
2. Dann fragte er bei der UNO an, ob Icnirp eine "Unterorganisation" der WHO sei.
3. Die UNO reichte die Unterstellung zur Beantwortung an die WHO weiter.
4. Das Vorzimmer des WHO-Generalsekretärs bestätigte wahrheitsgemäß, Icnirp sei selbstredend keine "Unterorganisation" der WHO.
5. Gigaherz-Jakob verbreitete trunken vor Glück weltweit die Nachricht: Er hätte herausgefunden, bestätigt von der WHO, Icnirp sei keine "Unterorganisation" der WHO.

5G-Rebekka folgt diesem Leitfaden 20 Jahre später treu, indem sie vorsorglich den Eindruck erweckt, der Bundesrat habe sein Wort gegeben, die Grenzwertregelung der Schweiz nicht anzutasten. Doch das hat er in dieser Tragweite meiner Beobachtung nach gar nicht getan, sondern er hat sich lediglich darauf festgelegt, die Anlagegrenzwerte nicht zu lockern. Kommt nun für adaptive Antennen ein "Reduktionsfaktor" in der Schweiz zum Tragen, bleibt der Anlagegrenzwert mathematisch effektiv in Kraft, obwohl den Netzbetreibern eine höhere maximale Sendeleistung zugestanden wird. Sollte dieses Szenario Realität werden, wird 5G-Rebekka versuchen, dem Bundesrat das Plus an Sendeleistung als Wortbruch ans Bein zu flicken, obwohl dies faktisch nicht stimmt.

Auch die Mehrheit der Schweizer dürfte zuhause einen Mikrowellenofen (mit Magnetron) stehen haben, bei dem sich die Leistung vermeintlich einstellen lässt. Tatsächlich lässt sich die Leistung eines Magnetrons jedoch gar nicht einstellen, es bläst seine Mikrowellen immer mit voller Leistung in den Garraum. Mit der vermeintlichen Leistungseinstellung wird, Sie wissen es, lediglich periodisch das Magnetron ein- und ausgeschaltet (das kann man meist auch hören), also die tatsächliche Zeitdauer der Mikrowelleneinwirkung verkürzt. Bei auf 50 Prozent verkürzter tatsächlicher Zeitdauer sendet das Magnetron noch immer mit voller Leistung, das Gargut aber wird nur halb so warm.

Im Prinzip ist es bei adaptiven Antennen nicht anders, deshalb begeht der Bundesrat keinen Wortbruch, wenn er für diese Antennen, gegenüber dauerstrahlenden herkömmlichen Antennen, eine höhere Sendeleistung bewilligt, die zeitlich gemittelt die Anlagegrenzwerte dennoch einhält – damit es den Schweizern nicht so warm wird wie den Deutschen, die keinen Anlagegrenzwert haben und deshalb, wenn ich mich nicht irre, künftig von adaptiven Antennen (kurzzeitig) sogar über den Immissionsgrenzwert hinaus strapaziert werden dürfen.

Zudem wäre es nichts als fair explizit zu erwähnen, dass das Festhalten an den jetzigen Antennengrenzwerten nicht gratis kommt. Es bedeutet 2.5-Mal mehr Antennen als zurzeit (+26‘500) und Kosten von 7.7 Mrd. Schweizer Franken, also rund 1000 Franken pro Mobilfunkabonnement. Würde man auch noch auf den Korrekturfaktor verzichten, gäbe es 4-Mal mehr Antennen (+46‘500) mit Kosten von 13 Mrd. Schweizer Franken. Steht übrigens auch im Bericht der Arbeitsgruppe.

Harte Fakten. Nur, was zählen diese in einer Debatte, die offensichtlich stark von alternativen Fakten geprägt ist?

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Schweiz: Bundespräsidentin will Grenzwerte beibehalten

Gustav, Mittwoch, 04.11.2020, 13:29 (vor 1312 Tagen) @ H. Lamarr

Die Regierungschefin weiß das. Vielleicht wird sie deshalb treffsicher erst zum Ende ihrer Amtszeit im Dezember 2020 die Karten in Gestalt der lange erwarteten Vollzugshilfen für die Bewilligung von 5G-Antennen auf den Tisch legen :-).

Das wissen sie ja mehr als alle anderen. Richtig ist, der Bundespräsident, bzw. die Bundespräsidentin der Schweiz wird für ein Jahr gewählt. "Regierungschefin" ist wohl die falsche Bezeichnung. Der Schweizer Bundesrat regiert als Kollegialbehörde und unterscheidet sich damit teils erheblich von den Regierungen anderer demokratischer Staaten.

Die Bundespräsidentin der Schweiz hat nur wenige zusätzliche Kompetenzen. Bei Abstimmungen im Bundesrat gibt sie bei Stimmengleichheit (was bei sieben Bundesräten höchst selten der Fall ist) den Stichentscheid. Abgesehen davon obliegen der Bundespräsidentin einige Repräsentationsaufgaben wie z.B. die Radio- und Fernsehansprachen zu Neujahr.

Schweiz: Chefrepräsentantin Sommaruga

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 04.11.2020, 15:39 (vor 1312 Tagen) @ Gustav

Die Regierungschefin weiß das. Vielleicht wird sie deshalb treffsicher erst zum Ende ihrer Amtszeit im Dezember 2020 die Karten in Gestalt der lange erwarteten Vollzugshilfen für die Bewilligung von 5G-Antennen auf den Tisch legen :-).

Das wissen sie ja mehr als alle anderen. Richtig ist, der Bundespräsident, bzw. die Bundespräsidentin der Schweiz wird für ein Jahr gewählt. "Regierungschefin" ist wohl die falsche Bezeichnung. Der Schweizer Bundesrat regiert als Kollegialbehörde und unterscheidet sich damit teils erheblich von den Regierungen anderer demokratischer Staaten.

Jetzt seien Sie doch nicht so streng mit dem Bürger eines Schweizer Grenznachbarn, der mit "Regierungschefin" gewohnheitsmäßig nur etwas sprachliche Abwechslung zum Einerlei der "Bundespräsidentin" einbringen wollte. Wegen Ihrer Rüge aber gelobe ich Besserung und werde Frau Sommaruga nicht mehr zur Chefin aufwerten :-). Ginge denn "Chefrepräsentantin der Schweiz" bei Ihnen durch?

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