EMF & Immunsystem: Parlamentarische Anfrage an EU-Kommission (Allgemein)
Eine Gruppe von sieben der 705 Abgeordneten des EU-Parlaments (Michèle Rivasi, Klaus Buchner, Ivan Vilibor Sinčić, Anja Hazekamp, Eleonora Evi, Piernicola Pedicini, Ivo Hristov) richtete am 24. April 2020 folgende parlamentarische Anfrage zur schriftlichen Beantwortung an die EU-Kommission:
Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge stärkt kurzfristige Bestrahlung mit Hochfrequenzwellen das Immunsystem, während langfristige Bestrahlung es schwächt. Dies ist kein Widerspruch. Der Mechanismus dieses Effekts wurde inzwischen vollständig entschlüsselt und in vielen Forschungsarbeiten untersucht (1), (2), (3), (4). Durch Hochfrequenzwellen werden die Calciumkanäle in den Zellmembranen geöffnet, und es erhöht sich die Konzentration von freien Radikalen.
Durch die Öffnung dieser Calciumkanäle werden Bedingungen geschaffen, die für die Replikation von Viren besonders günstig sind. Tatsächlich erreichen einige Viren durch die Öffnung von Calciumkanälen, dass ihre Replikation ermöglicht wird. Dies wurde auch beim für die Schweine-Diarrhö verantwortlichen porzinen Deltacoronavirus (PDCoV) nachgewiesen (5).
Die Ausbreitung von Virusinfektionen wird wahrscheinlich durch die Bestrahlung mit Hochfrequenzwellen beschleunigt. Dies ist neben der Luftverschmutzung und dem Rauchen ein Kofaktor, der bei der Analyse der gegenwärtigen Pandemie zu berücksichtigen ist.
1. Hat die Kommission die immunschwächende Wirkung einer Langzeitexposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Wellen in ihre Überlegungen einbezogen, bevor sie 5G und ähnliche Technologien förderte, durch die der Grad der Bestrahlung erheblich erhöht wird?
2. Hat sie die Möglichkeit einer verstärkten Replikation von Viren berücksichtigt, die durch die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Wellen verursacht wird?
3. Von welchem Beirat erhält die Kommission die notwendigen Fakten über die gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung?
Die Abgeordnetengruppe beruft sich auf diese Studien:
(1) El-Gohary O.A. and Said M.A., „Effect of electromagnetic waves from mobile phone on immune status of male rats: Possible protective role of vitamin D“, Canadian Journal of Physiology and Pharmacology, 95, Canadian Science Publishing, Ottawa, 2017, S. 151-156
(2) Szmigielski S., „Reaction of the immune system to low-level RF/MW exposures“, Science of the Total Environment, Elsevier, Amsterdam, 2013, pp. 454-455
(3) Johansson O., ‘Disturbance of the immune system by electromagnetic fields – A potentially underlying cause for cellular damage and tissue repair reduction which could lead to disease and impairment’, Pathophysiology, 16, Elsevier, Amsterdam, 2009, pp. 157–177
(4) Yakymenko I et al., ‘Oxidative mechanisms of biological activity of low-intensity radiofrequency radiation’, Electromagnetic Biology and Medicine , 35(2), Taylor and Francis Online, London, 2016, pp. 186-202
(5) Ponnusamy R., Moll R., Weimar T., Mesters J.R., Hilgenfeld R., „Variable oligomerization modes in coronavirus non-structural protein 9“, Journal of Molecular Biology, 383, Elsevier, Amsterdam, 2008, S. 1081-1096
Antwort der EU-Kommission steht noch aus.
Mitglieder des EU-Parlaments können Anfragen zur schriftlichen Beantwortung an den Präsidenten des Europäischen Rates, den Rat, die Kommission oder die Vizepräsidentin der Kommission und Hohen Vertreterin der Union richten.
Das Europäische Parlament ist sich der großen Zahl von Anfragen zur schriftlichen Beantwortung bewusst und hat daher die Ausübung seines Rechts, solche Anfragen zu stellen, selbst eingeschränkt (höchstens 20 Anfragen pro Mitglied des Europäischen Parlaments im Zeitraum von drei Monaten mit einer Höchstzahl von 200 Wörtern und nicht mehr als drei Unterfragen).
Hintergrund
Klaus Buchner hat auf seiner Website anlässlich seiner unverantwortlichen Äußerungen über Zusammenhänge zwischen 5G und Covid-19 kritische Kommentare unterdrückt. Am 9. April 2020 habe ich deshalb bei seiner Fraktion im EU-Parlament Beschwerde eingereicht. Eine Reaktion der Fraktion wurde mir nicht mitgeteilt, die parlamentarische Anfrage könnte jedoch vom zeitlichen Ablauf her eine mittelbare Folge der Beschwerde sein.
In der 8. Wahlperiode des EU-Parlaments von 2014 bis 2019 zeigte Klaus Buchner keine einzige parlamentarische Tätigkeit in Bezug auf das "Risiko Mobilfunk". In der 9. Wahlperiode (2019 bis 2024) waren seine diesbezüglichen Tätigkeiten zwei parlamentarische Anfragen an die EU-Kommission zur schriftlichen Beantwortung. Die jüngere ist oben zu lesen. Zuvor fragte er am 13. Dezember 2019 betreffend SCENIHR & ICNIRP, Kampf gegen Krebs und die karzinogene Wirkung elektromagnetischer Felder.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –