Ursachenforschung: totkranker Baum vor Mobilfunksendemast (Allgemein)
Einen derart demonstrativ kranken Baum in unmittelbarer Nähe eines Mobilfunksendemasten hatte ich noch nie gesehen (Fotos unten). Das Drama spielte sich in Söcking ab, der Sendemast steht auf dem Dach des Anwesens Riedeselstraße 2. An Ort und Stelle stehend meint man förmlich spüren zu können, wie die Strahlenkeulen des Sendemasten den Baum oben frontal vernichtend treffen und zum Absterben bringen, nur unten im Funkschatten blieb der Baum grün. Wanderärztin und EMF-Baumkasuistikerin Dr. med. Waldmann-Selsam hätte bei diesem überwältigenden Anblick vor Andacht vermutlich eine Kerze in der Kathedrale ihres Herzens angezündet. Doch Waldmann-Selsam hat bei ihren Streifzügen durch Deutschland dieses Musterexemplar eines vermeintlich von Funk dahingerafften Nadelbaums übersehen. Und da der Baum inzwischen gefällt wurde kann sie jetzt nur noch Beweismittelvernichtung vermuten.
Kranker Nadelbaum in Söcking, Riedeselstraße 2
Fotos: IZgMF (2017)
Zugegeben: Als wir den Baum Mitte 2017 entdeckten und fotografierten, war auch ich stark beeindruckt, denn es passte einfach alles, um den Sendemasten als Verursacher zu sehen. Wir versuchten damals eines Bewohners des Standort-Hauses habhaft zu werden, um Ursachenforschung zu betreiben, doch niemand öffnete die Tür.
Vor ein paar Tagen tourten wird dann wieder durch Söcking und fragten einen Einheimischen, was seiner Einschätzung nach der Grund für den sterbenden Baum gewesen sein mag. Von Mobilfunk wollte der alte Mann nichts wissen. "Die haben einen oder zwei Kupfernägel in den Stamm gehauen", sagte er, "spätestens zwei Jahre später ist der Baum dann tot". Als wir anschließend am Tatort nachschauen wollten, wie es dem Baum geht, war er tatsächlich verschwunden. Gefällt. Die Stimme aus dem Volk war mir dann aber doch nicht ganz geheuer, deshalb fragte ich heute bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Starnberg an, ob dort bekannt sei, was den Baum dahin gerafft hat.
Nachdem ich den Sachverhalt kurz geschildert hatte antwortete mein Gesprächspartner wie aus der Pistole geschossen, das Schadensbild (oben braun, unten grün) sei typisch für Borkenkäferbefall. Bei anderen Schädlingen könne das Schadensbild auch genau andersherum aussehen (oben grün, unten braun). Der Funkmast sei mit Sicherheit nicht schuld, denn das Schadensbild sei in München und Umgebung sehr häufig zu beobachten. Ursache wäre der kiesige Boden der Region (Gletschermuren der letzten Eiszeit), der nur wenig Wasser speichern könnte. Bei Nadelbäumen (Fichten) käme es deshalb infolge der Klimaveränderung zu Trockenschäden, diese würden die Bäume schwächen und anfällig für Schädlingsbefall machen. Und: Ein Baum mit Borkenkäfer könne nicht nur gefällt werden, er müsse.
Nach fünf Minuten war die Kausa Riedeselstraße für mich schlüssig geklärt. Man muss eben nur fachlich kompetente Leute fragen und nicht eine missionarisch gegen Mobilfunk predigende Humanmedizinerin, die sich selbst zur Baumkasuistikerin ernannt hat.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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H. Lamarr,
23.07.2018, 14:28
- Trockenstress: Fette Beute für Waldmann-Selsam - H. Lamarr, 06.08.2018, 10:37