H3-Antenne: Spurensuche, verzweifelte (Esoterik)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 17.07.2014, 23:26 (vor 3613 Tagen) @ Radioburst

Tatsächlich ist das ein funktionsloser Gegenstand.

Nachdem ich aus Charles' PDF kein bisschen schlau geworden bin, was denn nun eigentlich ein H3-Antenne ist, wie sie funktioniert, was genau man damit empfangen kann und was zum Teufel die Lecherleitung mit alledem zu tun hat, habe ich versucht im www Erhellendes zu finden. Nachfolgend ein paar Kostproben.

Webseite Die Funktionsweise der H3-Antenne:

Dort gibt es eine professionell gemachte Animation für Laien, wie durch Überlagerung zweier Wellen stehende Wellen zustande kommen, die Funktionsweise der H3-Antenne wird darüber vergessen zu erklären. Immerhin ist die Grafik für Schulkinder brauchbar.

Bedienungsanleitung der H3-Antenne: PDF, 24 Seiten, deutsch

Meine Ausbildung als Ingenieur der Nachrichtentechnik nützt mir nicht viel, aus dem pseudotechnischen Gebrabbel des Autors irgend etwas Erhellendes zu filtern. Die H3-Antenne ist mMn lediglich ein 250 Euro teurer Draht-Kleiderbügel im Edel-Design (Herstellkosten schätzungsweise 20 Euro), der die Funktion einer Wünschelrute hat. Also keine Funktion.

Gut gefallen hat mir die Offenherzigkeit der folgenden Textpassage aus der Anleitung:

Um die H3-Antenne als ein präzises Hilfsmittel einsetzen zu können, ist zunächst - wie bei allen anderen radiaesthetischen Arbeiten auch - auf eine einwandfreie mentale Grundeinstellung zu achten. Für Einsteiger hat sich bewährt, zunächst auf jegliche geistige „Voreinstellung“ zu verzichten. Vorgeprägte Denkstrukturen, innere Muster oder sonstige „Vorurteile“ konditionieren und engen den Raum für neue Erkenntnisse ein.

Zunächst geistig „Leermachen“ und bei der Rutenarbeit in „kindlicher Neugierde“ bereit sein, für das was kommt.

"Geistig Leermachen" - ja, ich denke diese zwei Worte bringen die Voraussetzung für Kauf und Gebrauch einer H3-Antenne klar auf den Punkt.

Hochschule München: Versuche mit der Lecherleitung

Nett gemacht und vermittelt Grundlagen. Für gefühlvolle "Radiästheten" jedoch aller Voraussicht nach ein paar Nummern zu anspruchsvoll.

Website Die neue Generation einer Rute:

Mit der H3-Antenne werden radiaesthetisch wahrnehmbare Strahlungsfelder exakt angezeigt

In der Radiaesthesie - dem Erspüren von Strahlungen - sind die menschlichen Empfindungen Schlüssel zum Erfolg. Alternativmedizin, Geobiologie und Geomantie befassen sich mit feinenergetischen Strahlungen, die in unendlicher Vielfalt auftreten. Hier hilft ein abstimmbares Instrument, mit dem die unterschiedlichen Einflüsse sauber auseinander gehalten werden können.

Eine technische Antenne weist den besten Empfangsgewinn auf, wenn sie präzise auf die zu empfangene Strahlung abgestimmt ist. Ähnlich sind Radiaestheten wesentlich erfolgreicher, wenn sie ihre "Antennen" auf die feinen Strahlungsfelder abstimmen.

Aha. Informationsgehalt zur H3-Antenne praktisch Null.

Auszug aus der Webseite "Die H3-Antenne" auf gesund & mehr:

Die psychodynamische Radiästhesie ist aus der Erkenntnis heraus entstanden, dass Menschen und strahlendes Umfeld im Wechselspiel miteinander verbunden sind und sich gegenseitig prägen.
[...]
Der bekannte Radiästhet Hartmut Lüdeling - Autor von "Handbuch der Radiästhesie" und städtischer Baurat - hat zusammen mit seiner Frau Ingeborg auf der Grundlage der Grifflängentechnik nach R. Schneider die psychodynamische Radiästhesie entwickelt. Kernstück ist hierbei das Körperscannen mit der verbesserten Lecherantenne "H3" unter Einhaltung absolut vorprägungsloser Arbeitsbedingungen. Mit dem so gewonnenen Spektrum an unterschiedlichen Arbeitswellenlängen kann dann z.B. die Holografie des betreffenden Schlafplatzes gelesen werden. Hierdurch lassen sich die feinen Informationsbeziehungen zum Lebensumfeld aufspüren, mit deren Hilfe ein geschulter Therapeut schnell zum Kern der psychischen Ursachen vielerlei Leids findet.

Im englischen Sprachraum nennen Leute einen derart hilflosen Erklärungsversuch Bullshit, Synonyme dazu wären nach Wikipedia Firlefanz, Hafenkäse, Humbug, Irrwitz, Kladderadatsch, Kokolores, Larifari, Mumpitz, Nonsens, Quatsch, Schmarrn, Schmonzes oder Schwachsinn. Nichts davon ist verboten. Leider.

Fazit: Da ich auf meiner Suche nach substanzieller Information über die Wesenheit einer H3-Antenne fast nur auf Schwachsinniges gestoßen bin, habe ich meine Forschungsreise in die Unterwelt des gesunden Menschenverstandes nach dem Ziehen der Nieten enttäuscht eingestellt.

Auf meiner Reise stieß ich nur auf eine einzige Website über die H3-Antenne, von der einem nicht nur der stinkende Odem esoterischen Schwachsinns entgegen schlägt, sondern ganz irdische Interessen erkennbar sind. Für mich schließt sich hier der Kreis und ich erkenne ein wohlvertrautes Muster: Eine dünne Schicht von Hardware-/Infowareanbietern verdient gut an einer dicken Schicht "nützlicher Idioten", die den wertlosen Plunder mit Kusshand abnehmen. Das ist exakt das gleiche Geschäftsmodell, das auch die Mobilfunkdebatte am Leben erhält.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Radiästhesie, Wünschelruten, Hartmann, Geobiologie


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