2009 - Krebsalarm in Hennen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 13.01.2014, 23:26 (vor 3952 Tagen) @ H. Lamarr

Dr. med. Horst Eger, ein Allgemeinarzt aus Naila, hatte es 2004 mit der Naila-Studie zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Vor 2004 trat der Mediziner als Mobilfunkgegner nicht in Erscheinung, seit 2004 häufig.

Fünf Jahre nach der spektakulären Naila-Studie wollte Dr. Eger es noch einmal wissen und versuchte sich im rund 470 Straßenkilometer entfernten Hennen (Ortsteil von Iserlohn, NRW) an einer neuen Krebsstudie, der Hennen-Studie (PDF, 6 Seiten).

Doch diesmal blieb das große Medienecho aus obwohl Dr. Eger abermals die Entdeckung eines Krebsclusters im Umkreis eines Sendemasten zu berichten wusste:

Im Umkreis von 400 Meter um einen 1998 errichteten Sendemasten wurde ab 2003 nicht nur ein signifikanter Anstieg der Krebserkrankungen beobachtet, die Anwohner erkrankten zudem früher als üblich an Krebs.

Die Regionalpresse immerhin griff das Thema auf. "Der Westen" berichtete am 6. März 2009:

Für die Hennener Anwohner ist die Studie natürlich Anlass, die Abschaltung der Sendeanlage zu fordern. Neben den Risiken für die Anwohner hält Frank Neppe vor allem die direkte Nachbarschaft zur Grundschule für höchst beunruhigend. In einem Brief an Bürgermeister Klaus Müller will er nun die Ergebnisse der Studie darlegen als auch seine Forderungen formulieren, Sendemasten nicht mehr in Wohngebieten zuzulassen.

Auch das IZgMF nahm sich der Hennen-Studie an und brachte im Forum eine Grafik, die zeigt, wie viele Standorte für Mobilfunksender es im März 2009 in Hennen gab und wie viele Antennen damals dort in Betrieb waren:

Senderstandorte und 23 Antennen in Hennen, März 2009
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Bild: EMF-Datenbank BNetzA

Das Bundesamt für Strahlenschutz prüfte noch 2009 die Hennen-Studie und bescheinigte ihr erhebliche methodische Mängel. Danach kehrte wieder Stille ein in Hennen.

Inzwischen sind bald fünf Jahre vergangen und wir haben nachgesehen, ob Hennen wegen der Alarmstudie des Arztes aus Naila zu einem Funkloch geworden ist. Die Antwort gibt die folgende Grafik:

Senderstandorte (und 38 Antennen) in Hennen, Januar 2014
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Bild: EMF-Datenbank BNetzA

Wie unschwer zu erkennen ist, die drei Standorte des Jahres 2009 gibt es nach wie vor, und es ist sogar noch ein neuer Standort hinzu gekommen. Die Anzahl der Antennen habe ich jetzt nicht ins Bild eingetragen, sie lässt sich jedoch leicht recherchieren, wenn man nur auf die Symbole der Standorte klickt. Gab es 2009 noch 23 Antennen für ebensoviele Funkzellen in Hennen, so sind es heute 38. Der Löwenanteil des Zuwachses entfällt auf den Standort A, der von 2 auf 9 Antennen aufgerüstet wurde. Um diesen Standort ging es in der Studie. Dass dort jetzt mehr als 4-mal so viele Antennen sind und die Medien von keinerlei Aufständen der Bürger berichtet haben, zeugt von einer wirksamen Aufklärung der Bevölkerung vor Ort.

Standort B blieb bei seinen 6 Antennen, Standort C bekam zu den 15 noch drei Antennen hinzu und der neue Standort (links oberhalb von B) hat 5 Antennen.

Die Hennen-Studie sorgte 2009 regional kurzzeitig für Aufregung, wissenschaftlich hat sie zu keiner Zeit Bedeutung erlangt. So findet sich die Hennen-Studie heute nur noch auf den Webseiten unverbesserlicher Mobilfunkgegner. Der IARC-Arbeitsgruppe, die 2011 über das Krebsrisiko elektromagnetischer Felder befunden hat, war die Hennen-Studie zwar bekannt, sie erhielt jedoch dieselbe vernichtende Bewertung wie die Naila-Studie: The Working Group considered this study to be uninformative due to its small size and crude statistical methodology.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Eger, Franken, Mobilfunkstudien, Popanz


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