Heilwasser für Elektrosensible? (Allgemein)

Robert, Sonntag, 05.01.2014, 18:14 (vor 3992 Tagen) @ H. Lamarr

Mein Senf dazu:

Wie das Stichwort Wasseraufbereitung bereits nahelegt, geht es meiner Meinung nach um ein Verfahren, das im Bereich der Esoterik anzusiedeln ist. Dafür spricht auch der Begriff “linksdrehend”. Bis auf gewisse Ausnahmen überwiegend verwendet von Esoterikern.
“Wirbel” ist auch so ein Reizwort.

Elektronen haben einen Spin, der in einem Magnetfeld entweder parallel oder antiparallel ausgerichtet sein kann (+1/2 oder –1/2). Warum das eine rechts und das andere linksdrehend sein soll – keine Ahnung. Und auch warum linksdrehende Elektronen gesünder sein sollen.

Nehmen wir mal an, der Erfinder möchte einen Fluss von Elektronen erzeugen, die vorwiegend eine bestimmte Spin-Ausrichtung haben sollen. Der Fachausdruck für einen solchen Elektronenstrahl heisst “spinpolarisiert”.
Solche spinpolarisierte Elektronenstrahlen sind in der Forschung von Interesse, siehe zB die Habilitationsschrift von Hillert:

http://www-elsa.physik.uni-bonn.de/Publikationen/texte/hillert_habil.pdf

Darin findet man auf Seite 6, dass sich bereits Bohr und Pauli (nicht Spatenpauli!) in den 30ern Gedanken gemacht haben, wie man Elektronenspins ausrichtet. Zitat von Hillert: “
Eine Spinfilterung von Elektronenstrahlen durch makroskopische Felder wird seither in den Lehrbüchern als undurchführbar dargestellt”. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass der Erfinder Sachen berichtet, die man in Lehrbüchern nicht lesen kann.

Wenn man Elektronen einem Magnetfeld aussetzt, nehmen sie eine Ausrichtung parallel oder antiparallel ein. Da die Energiedifferenz beider Zustände viel kleiner ist als die thermische Energie, ist die Besetzung beider Zustände praktisch gleich. Magnetfeld allein hilft also nicht. Einstrahlung von Licht macht auch keinen rechten Sinn, da die Übergangsenergie von +1/2 zu –1/2 bei realistischen Magnetfeldstärken im Mikrowellenbereich liegt, also viele Grössenordnungen weniger. Einstrahlung von zirkular polarisiertem Licht macht für mich noch weniger Sinn.
Und wie Kuddel bereits erwähnt hat, stossen die Elektronen im Wasser/Luft/Metall nach einigen Nanometern und da Elektronen bekanntlich ein schlechtes Gedächtnis haben, dürften beim “Nutzer” keine Elektronen mit der gewünschten Drehung mehr ankommen.
Das Ganze ist für mich komplett sinnfrei. Ich lasse mich aber gerne belehren.

Welchen enormen Aufwand man betreibt, um spinpolarisierte Elektronen zu erzeugen, findet man auch bei Hillert.
Würde eine solch banale Vorrichtung wie beschrieben auch funktionieren, wäre das schon lange Stand der Technik und somit nicht mehr patentierbar.
Warum der Prüfer sowas durchgehen lässt – keine Ahnung.
Warum man sowas einreicht - Investoren beeindrucken?

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Niemand ist unnütz.
Man kann zumindest noch als schlechtes Beispiel dienen.

Tags:
Geschäftsidee, Irrtum, Kommerz, Täuschen, Investor


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