Leserbrief von Klaus Buchner in der Detailkritik (I) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 15.12.2013, 01:04 (vor 4013 Tagen) @ H. Lamarr

Telekom widerspricht internationalen Forschungserebnissen

Ob den Tippfehler in der Titelzeile Klaus Buchner zu verantworten hat, oder ein Redakteuer des DK, weiß ich nicht, deshalb hier kein Minuspunkt.

[...]

„Die Telekom schließt gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die von Mobilfunkanlagen erzeugten elektromagnetischen Felder bei Einhaltung der gesetzlichen Mindestabstände definitiv aus.“ wird die Bilanz des Briefs der Telekom an den Ortssprecher von Eggersberg zitiert.

Ich wette einen Kasten Franziskaner, der Ortssprecher hat den Brief der Telekom ganz ungeniert an die Presse gegeben, ohne sich vorab des Einverständnisses des Absenders zu versichern. Kein guter Stil. Habe ich in meiner Zeit als Mobilfunkgegner allerdings nicht viel anders gehandhabt - deswegen kann ich da keine allzu großen Töne spucken.

Diese Aussage steht im krassen Widerspruch zu den internationalen Forschungsergebnissen.

Da bin ich aber gespannt was jetzt kommt! Denn mWn steht die Aussage der Telekom voll im Einklang mit dem Stand der seriösen internationalen Wissenschaft und mit den Bewertungen durch nationale Expertenkommissionen. Überleg' doch mal, Klaus: Wäre der von dir behauptete "krasse Widerspruch" wahr, der Mobilfunk hätte das Schicksal von Asbest erlitten. Hat er aber nicht.

So hat 2011 der Europarat, das höchste europäische Gremium, aufgrund der neuesten Resultate einen Grenzwert gefordert, der (bei UMTS) 100 000-mal niedriger ist als der jetzt in Deutschland gültige.

Interessant, du bringst tatsächlich als erstes den Politclub Europarat als Beleg für "internationale Forschungsergebnisse". Hast du nichts Besseres? Und was willst du uns sagen mit der Behauptung, der Europarat sei das "höchste europäische Gremium"? Ist nicht der Europäische Rat der EU um ein Vielfaches mächtiger? Aber lassen wir das. Der Europarat bestand am 27. Mai 2011, als er seine Elektrosmog-Forderungen verabschiedete, aus gerade einmal 29 Personen, von denen 26 zustimmten. Nicht sonderlich beeindruckend. Und wer hat den Antrag überhaupt eingereicht? Ein Wissenschaftler? Nein, ein ausgemachter Mobilfunkgegner, der in Luxemburg einem Anti-Mobilfunk-Verein vorsteht und vorzügliche Kontakte in die Baubiologenszene hat. Kannst du alles in epischer Breite in dem aufwendig recherchierten IZgMF-Beitrag zur Resolution 1815 des Europarats nachlesen. Hast du versäumt, daher 1 Minuspunkt.

Bereits zehn Jahre zuvor hat die STOA-Kommission des EU-Parlaments denselben Grenzwert eingefordert.

Schämst du dich denn gar nicht, diese olle Karmelle auszugraben? Deine Behauptung ist nicht nur steinalt (2001), sie ist auch grundfalsch. Glaubst du nicht? Dann überzeuge dich selbst. Wegen deiner Skrupellosigkeit, das STOA-Märchen den Eggersbergern noch immer aufzutischen, gibt es 5 Minuspunkte.

Auch die Europäische Umweltagentur und viele ausländische Gremien warnen vor den schädlichen Wirkungen, so auch die IARC, ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation WHO, welche die Handystrahlung sogar als „möglicherweise Krebs erzeugend“ eingestuft hat – auf demselben Niveau wie Chloroform und DDT.

Mensch Klaus, ich kann nicht glauben, dass das deine Belege für den "krassen Widerspruch" sein sollen. Du widerlegst dich damit unfreiwillig selbst. Also, die EU-Umweltagentur hat nicht geforscht, sondern sich allein auf den anrüchigen BioInitiative-Report berufen. Anrüchig, weil entstanden unter dem Management der US-amerikanischen Baubiologin Cindy Sage. EMF-Expertenkommissionen weltweit haben diesen Report begutachtet und mit dem Vermerk "wissenschaftlich keine neuen Erkenntnisse" zu den Akten gelegt. Einer der Autoren des Reports (David Gee) arbeitet für die Umweltagentur, er war dort der Infektionsherd. Und warum die Umweltagentur auch sonst als Elektrosmog-Belastungszeuge keine imponierend gute Figur macht, das erfährst du hier. Ich gehe davon aus du bist mit 1 Minuspunkt einverstanden.

Die "vielen ausländischen Gremien", die angeblich warnen, die benenne doch bitte einmal, mir nämlich sind nach rd. 11 Jahren Teilnahme an der Mobilfunkdebatte so gut wie keine bekannt. Jedenfalls keine ernst zu nehmenden. Aber bitte ... Wenn du deine Behauptung belegen kannst, dann tu' das bitte, z.B. in einem weiteren Leserbrief an den Donaukurier - oder besser gleich hier an Ort & Stelle.

Die IARC hätte ich an deiner Stelle nicht genannt, denn mit ihr schießt du dir ins Knie. Die Krebseinstufung der IARC gilt, so schreibst du es, und so ist es auch bei der WHO nachzulesen, nicht für Sendemasten, sondern für Handys. In Eggersberg aber geht es den Bürgern einzig und allein um einen Sendemasten. Und wenn dank deiner Desinformation der Antennenträger nun wider Erwarten nicht unterm Schlossdach montiert wird, sondern irgendwo im Wald, dann müssen Handys unnötig stark senden, um den weit(er) entfernten Masten zu erreichen. Dann bist du es, der den Eggersbergern möglicherweise den Krebs bringt, nicht der Sendemast. Und dafür bekommst du 20 Minuspunkte wegen Rücksichtslosigkeit. Auch deshalb, weil du, ganz Alarmkritiker, die Gruselchemikalien "Chloroform und DDT" nennst, den Konsumartikel "Kaffee" aber, der ebenfalls dort eingruppiert ist, verschweigst. Entweder nennst du keinen der Stoffe, oder alle drei. Alles andere ist unseriös.

Der im Vergleich zu Deutschland 100 000-fach niedrigere Grenzwert leitet sich aus Experimenten ab, die zeigen, dass selbst bei dieser niedrigen Strahlung noch wichtige Funktionen im menschlichen Körper gestört werden, so zum Beispiel die Erzeugung der Neurotransmitter Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und PEA.

Ziemlich viel Biologie für einen Astrophysiker, meinst du nicht auch? Du sprichst hier von Experimenten in der Mehrzahl und redest doch nur von deiner ersten und einzigen Elektrosmog-Studie. Leider hast du in einem Journal publiziert, das unter Wissenschaftlern weithin unbekannt ist, eine kompetente Auseinandersetzung mit deiner Arbeit findet daher nicht statt. Gemäß Google-Schoolar wurde deine Arbeit nur 3-mal zitiert, davon 2-mal durch Olle Johansson! Nein, Klaus, das ist alles andere als weltbewegend, sondern wissenschaftlich am Rande der Bedeutungslosigkeit, auch wenn du Laien damit beeindrucken kannst.
Weil du uns deine eigene Arbeit heimlich als Grenzwertsenker ersten Ranges unterjubeln wolltest, und den wissenschaftlichen Status-quo bezüglich "Neurotransmitter Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und PEA" verschweigst, gibt es 5 Minuspunkte.

Auch die Produktion wichtiger Sexualhormone wird beeinträchtigt.

Und was bitte willst du uns damit sagen, außer unterschwellig Fortpflanzungsängste zu wecken? Ich bezweifle abermals, dass du objektiv den wissenschaftlichen Gesamtstand nennst und vermute, dass du wieder nur eine einzelne Studie zitierst, nur weil diese dir in den Kram passt.

Weil die Strahlung den Körper auf der Ebene der Zellen angreift, verursacht sie Schäden in ganz unterschiedlichen Bereichen.

Die Bioelektromagnetiker suchen seit Adam & Eva nach einem widerspruchsfreien Wirkmodell für athermische Effekte, und du als Astrophysiker willst es kennen? Klaus, ich bitte dich, etwas mehr Respekt vor den Lesern deines Briefes!

Fortsetzung in Teil II

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
STOA, Desinformation, Seilschaft, Leserbrief, Brandstifter, Rimbach, Telekom, Verbandszeitschrift, Bioelektromagnetik, BioInitiative-Report, Mount Stupid, Resolution 1815, Eggersberg, Belastungszeuge, Europarat, Skrupellos, Pensionäre


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