Forschungsbericht (II): DSM-5, und Wahnsinn wird normal (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.02.2013, 19:42 (vor 4139 Tagen) @ Lilith

Ulrich W. und Peter H. haben offenbar einen Forschungsbericht geschrieben.

Hoffentlich ist es kein Plagiat.

Inhaltlich scheint sich mit dem epochalen Werk freiwillig niemand auseinander gesetzt zu haben, ob es denn nun der gewohnte "Schmarrn" von der sogenannten Kompetenzinitiative ist, oder vielleicht diesmal einen Tick mehr Substanz hat.

Mich schreckt schon dieser Krampf ab, die eigentlich wenig geheimnisvolle Symptomatik "Burnout" jetzt im Nachhinein einer Immission von Funkwellen anlasten zu wollen, - als ob es keine besseren (plausibleren) Erklärungsmodelle gäbe. Das empfinde ich als schräg und abwegig, zumal beide Autoren als überzeugte Mobilfunkgegner den bekannten Tunnelblick haben. Sich auf ein Anwachsen der "Burnout"-Diagnosen parallel zur Verbreitung des Mobilfunks zu berufen ist Wissenschaft im Westentaschenformat. Wie soll denn das erst werden, wenn im Mai das neue DSM-5 herauskommt, dann drehen unsere beiden hellhörigen Forschungsberichterstatter vollends durch. Das DSM bestimmt, was noch normal ist und was verrückt.

Das DSM ist die "Bibel" der Psychiatrie (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen, herausgegeben von der Apa, der American Psychiatric Association). Die neue, fünfte Fassung dieser "Bibel" hat ca. 1000 Seiten, auf denen alle (anerkannten) psychischen Krankheiten dieser Welt verzeichnet sind, sozusagen ein Katalog der P-Krankheiten. Die erste DSM kam 1962 noch mit 130 Seiten aus. Das hat der Spiegel in einem Beitrag in Ausgabe 4/2013 recherchiert (Titel: Wahnsinn wird normal).

Klingelt's?

Ja, genau, der Katalog wird dicker und dicker, und damit steigen natürlich auch die Diagnosezahlen proportional an.

Der schusselige Gigaherz-Präsident Jakob muss sich besonders in 8 nehmen! Denn im Mai 2013 könnten Millionen Menschen auf einen Schlag zu psychisch Kranken erklärt werden. Altersbedingte "Schusseligkeit" soll fürderhin als "leichte kognitive Störung" gelten, Völlerei wird zur "Fressgelage-Störung" und die Tage vor den Tagen werden zur "prämenstruellen dysphorischen Störung" ernannt.

Hinter dem DSM-5 steht ein kleiner Kreis von 158 Personen, der im Auftrag der Apa die neues Ausgabe austüftelt.

Fiktion: Und in zehn Jahren bringen Dr. Ulrich Warnke und Peter Hensinger eine Neuauflage des sogenannten "Forschungsberichts" heraus, der die sprunghaft zugenommenen Diagnosezahlen bei leichten kognitiven Störungen ab 2013 beklagt und dilettantisch versucht, dies Tetra oder LTE in die Schuhe zu schieben.

:no:

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Das massive Plagiat der Herren Warnke und Hensinger
Wissenschaftlervereinigung alias "Kompetenzinitiative"

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Warnke, TETRA, Hensinger, LTE, Burnout, Psychiatrie, Plagiat


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