Hirntumoren entstehen nicht bevorzugt hinterm Handy-Ohr (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 04.07.2011, 17:17 (vor 4807 Tagen)

Die Juli-Ausgabe des "American Journal of Epidemiology"; Vol. 174, berichtet über eine bedeutsame Studie aus dem Bereich der körpernahen Mobilfunk-Emission: Location of Gliomas in Relation to Mobile Telephone Use: A Case-Case and Case-Specular Analysis.

Ein international besetztes Forscherteam ist der Frage nachgegangen, ob sich Kopftumoren vom bösartigen Typ Gliom dort entwickeln, wo beim Telefonieren mit einem Handy die stärkte Funkfeldeinwirkung stattfindet. Ausgewertet wurden dazu 888 Gliom-Fälle aus sieben europäischen Ländern, das Zentrum der Tumoren wurde durch dreidimensionales Vermessen bestimmt. Die Autoren ziehen zusammenfassend das Fazit, sie hätten keine Hinweise erkennen können, dass Gliome bei Handy-Nutzern sich bevorzugt in den Gehirnregionen entwickeln, die der stärksten Funkfeldeinwirkung durch das Handy ausgesetzt sind.

Zum Abstract der Studie

Daten zur Studie im EMF-Portal

Kommentar: Diese Studie ist im Zusammenhang mit der Interphone-Studie bedeutsam. Denn Interphone hat ein erhöhtes Tumorrisiko bei langjährigem Intensivgebrauch von Handys gefunden, jedoch nur unter der Annahme, dass der Tumor sich an der Kopfseite entwickelt, an die das Handy beim Telefonieren gehalten wird. Ohne diese Annahme, dass Gliome sich am Ort der stärksten Immission bilden, könnte auch Interphone kein höheres Tumorrisiko melden. Ein wesentlicher Punkt spielt dabei das Erinnerungsvermögen der untersuchten Tumorpatienten, die über viele Jahre rückblickend wissen mussten, an welchem Ohr sie bevorzugt telefonierten. Über die Qualität dieses Erinnerungsvermögens und damit die Qualität der Studienaussage gab es unter den Autoren der Interphone-Studie Kontoversen. Die neue Studie, an der etliche Autoren der nationalen Interphone-Teilstudien mitwirkten, stärkt nun die Position der Wissenschaftler, die die Gliom-Ergebnisse der Interphone-Studie auf Designfehler zurück führen und nicht auf die Funkfeldeinwirkung von Handys.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
EMF-Portal, Hirntumor


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