Eine Biene macht noch keinen Frühling (Allgemein)
In der Physik bahnt sich eine Sensation an: Forscher haben möglicherweise eine bisher unbekannte Grundkraft der Natur entdeckt. Sollten sich die Daten aus einem US-Teilchenbeschleuniger bestätigen, wäre es wohl die wichtigste physikalische Entdeckung der vergangenen Jahrzehnte. So stand es am 7. April 2011 bei Spiegel-Online. Am 10. Juni bahnte sich die Sensation dann wieder ab: Enttäuschung unter Physikern: Der Verdacht auf ein bisher unbekanntes Elementarteilchen oder gar eine neue Grundkraft der Natur hat sich höchstwahrscheinlich zerschlagen. Ein zweites Forscherteam hat nachgerechnet - und konnte die spektakuläre These nicht bestätigen.
Was das mit Mobilfunk zu tun hat? Eigentlich nichts! Doch auch in der Mobilfunkdebatte werden liebend gerne einzelne Alarm-Studien als "Sensationsentdeckungen" gefeiert, obwohl auch dort der Aufregung in aller Regel die Ernüchterung auf dem Fuße folgt. Bislang unbekannte Elementarteilchen kann es ebenso geben wie Krebscluster um ehemalige C-Netz-Sender - sind derartige Entdeckungen jedoch einmalig, ist gesundes Misstrauen immer ein guter Ratgeber. Bekanntlich ist Wissenschaft ein kumulativer Prozess, eine Sensation ist erst dann wirklich eine, wenn Sie von unabhängiger Seite bestätigt wird, am besten mehrfach. Zuvor ist das Pulver zu feucht, um sich weit nach vorne zu wagen. Dies gilt auch für elektrosensible Bienen und für EHS, die dem Ein-/Ausschalten eines DECT-Telefons angeblich so prompt folgen wie ein Automotor, wenn der Fahrer am Zündschlüssel dreht.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –