Lesenswerter Artikel zum Thema Parawissenschaft:
Glaubt das Wasser auch daran ?
Wissenschaftliche Arbeit erfordert eine spezielle Art von Ehrlichkeit, die sich nicht darauf beschränkt, nicht zu lügen. (Richard Feynman 1974, California Institute of Technology )
Sie verlangt, dass man jede mögliche Schwachstelle der eigenen Argumentation offen legt, jeden möglichen Einwand gegen sein Ergebnis diskutiert und, wenn er nicht entkräftet werden kann, ihn zusammen mit dem Ergebnis mitteilt. Dass man also dem eigenen Interesse bewusst entgegenarbeitet. Die Naturwissenschaft hat in ihrer geschichtlichen Entwicklung gelernt, wie man es vermeidet, sich selbst zu betrügen, sie hat in Feynmans Worten "a long history of learning how not to fool ourselves".
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Parawissenschaft wird von Akademikern verbreitet, typischerweise von Hochschullehrern, Ingenieuren, Ärzten oder Firmeninhabern, die beruflich erfolgreich waren und nun meinen, sie hätten auch auf weltanschaulichem Gebiet der Menschheit etwas mitzuteilen. Sie organisieren sich in gemeinnützigen Vereinen mit wissenschaftlich klingenden Namen, haben ihre eigenen Tagungen, Zeitschriften und ihre eigene Fachsprache. Sie bilden Netzwerke, in denen sie sich gegenseitig bestätigen, dass sie und nicht die sogenannte Schulwissenschaft den Fortschritt vertreten.
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Die sogenannte Komplementärmedizin ist ein sehr vielfältiger parawissenschaftlicher Bereich. Nicht alles, was dort getrieben wird, ist aus wissenschaftlicher Sicht abzulehnen, aber die Komplementärmedizin propagiert auch Heilmethoden, die auf geheimnisvollen Strahlungen beruhen und mit phantasievollen Namen wie "Bioresonanz", "Magnetfeldtherapie", "Energiemedizin" und dergleichen belegt werden [4].
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Die Homöopathie [5] behauptet, Wasser könne das Wirkprinzip von pharmazeutisch wirksamen Stoffen speichern, auch wenn die Lösung so stark verdünnt wird, dass kein einziges Molekül des Wirkstoffs mehr enthalten ist.Die Verdünnungen werden dann als "Hochpotenzen" bezeichnet, obwohl es sich ja um negative, also niedrige Potenzen der Wirkstoffkonzentration handelt. Im Wasser sollen dann nur noch "geistartige Abbilder" des Wirkstoffs enthalten sein, die sich auf ungeklärte Weise durch Schütteln und Weiterverdünnen beliebig vermehren und verstärken lassen. Schließlich kann man das chemisch reine Wasser über Zuckerkügelchen träufeln, trocknen lassen, und die geistartige Heilkraft ist nicht etwa mitverdunstet, sondern ungeschwächt auf die Zuckerkügelchen übergegangen!
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Das sind magische Konzepte aus vorwissenschaftlicher Zeit.
Vom gleichen Autor zum Thema Erdstrahlen
Die Störzonen, in denen Erdstrahlen entstehen, befinden sich nicht in der Erde, sondern im Kopf.
Ein interessanter Artikel aus der FAZ:
Jeder zweite Deutsche glaubt an Wunder. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kommt das Allensbacher Institut, das im Auftrag der F.A.Z. eine Repräsentativumfrage zum Thema „Wunder“ gemacht hat. Die meisten Befragten begreifen dabei Wunder nicht als „reine Zufälle“.
Glaube führt nicht zu Isolation
Man riskiert nicht, gesellschaftlich isoliert zu werden, wenn man sich in der Öffentlichkeit zum Glauben an Wunder bekennt.
Es hat den Anschein, als seien es umgekehrt eher diejenigen, die nicht an Wunder glauben, die für ihre Position wenig Verständnis finden.
K
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Homöopathie, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft, Komplementärmedizin, Feynman