Next-up-Stuss (2) - 2,2 cm Sicherheitsabstand (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 09.01.2010, 20:59 (vor 5244 Tagen) @ H. Lamarr

Unermüdlich tönt das Sprachrohr von Next-up. Diesmal begeistert ihn der Chef der französischen Kritiker, ein pensionierter Soldat - fast so wie "Ex-Mobilfunker" hier - nur eben von der anderen Seite:

Serge Sargentini "Mobilfunk und wahre Pandemien"

http://www.next-up.org/Newsoftheworld/Medias.php#1 (etwas runter scrollen)

http://www.next-up.org/pdf/Serge_Sargentini_Mobilfunk_und_wahre_Pandemien_06_01_2010.pdf

In diversen Sprachen unter dem oberen Link verfügbar. Der Leiter von Next-Up nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht hier aus was Viele ḱaum zu denken wagen....

Liegt es schon am Original oder ist es die grottenschlechte Übersetzung? Die Gedanken des Next-up-Chefs wirken auf mich wirr und von Verschwörungsgedanken durchsetzt. Also nicht weiter der Rede wert. Eines fand ich dann aber doch interessant, einen technischen Aspekt. Sargentini schreibt ...:

Die Gehirntumor Pandemie ist kein Produkt der Einbildung, sie wird einen großen Einfluss haben, vor allem auf die jungen Menschen, die zum größten Teil die essentiellem Sicherheitsrichtlinien ignorieren, besonders den Sicherheitsbereich im Nahfeld ihrer Handy Antenne.

Diese Sicherheitsmaßnahme wird scharz auf weiß in den Anleitungen der Mobiltelefon Hersteller erklärt, gefolgt von – Sie ahnen es – einem vollständigen Haftungsausschluss.

Nokia, sagt zum Beispiel, in seinen Sicherheitshinweisen:
« ...dieses Gerät entspricht den gesetzlichen Bestimmungen im Hinblick auf Exposition durch Radio Frequenzen [z.B. künstliche Mikrowellen], wenn es in normal Position zum Ohr eingesetzt wird oder [wie genau!] mindestens in einem Abstand von 2,2 cm zum Körper ».

Schauen wir uns einmal an, worüber sich der alte Soldat da eigentlich aufregt. Er glaubt, mit dem Hinweis auf den Sicherheitsabstand von 2,2 cm, wie er tatsächlich in Bedienungsanleitungen von Nokia-Handys nachzulesen ist, etwas ganz "gefährliches" gefunden zu haben. Sozusagen die Quelle aller künftigen Hirntumore, weil selbstredend niemand die 2,2 cm einhält.

Dabei gibt es für den 2,2-cm-Hinweis eine ganz harmlose Erklärung. Ein erster Hinweis darauf ist das Nokia-Satzfragment, dass man ein Handy durchaus ans Ohr halten darf (und nicht 2,2 cm davon abrücken muss). Wie aber kommt das? Das kommt daher, weil die Antenne bei Handys stets auf der kopfabgewandten Seite platziert ist, damit sich die Funkfelder nicht erst mühsam durch die eigene Hardware hindurch ausbreiten müssen. Solange ein Handy "richtig rum" ans Ohr gehalten wird ist daher alles in Ordnung, der maximal zulässige SAR-Wert kann nicht überschritten werden. In der Hosen- oder Brusttasche aber kann ein Handy leicht "verkehrt rum" getragen werden, also mit Antenne zum Körper hin. Dann kann beim Telefonieren via Headset der zulässige SAR-Wert überschritten werden und statt 2 W/kg auch mal 4 W/kg erreichen. So, und damit eben dies nicht passiert, schreibt Nokia sicherheitshalber die 2,2 cm Abstand zum Körper vor. Es würde auch genügen, ein Handy nur "richtig rum" zu tragen. Weil dies aber viel zu kompliziert ist, wer weiß schon immer welche Seite nun die richtige ist, regelt Nokia das eben pauschal. Das, was Sargentini da hineingeheimnisst, ist mMn wieder einmal nur eines: Stuss. Denn beim Telefonieren mit einem Headset mag ein Handy edlen Körperteilen zwar unbotmäßig nahe kommen, das Gehirn aber ist es unter Garantie nicht!

Wieder ein frappantes Beispiel dafür, dass aus technischem Unverständnis heraus hanebüchene Fehlinterpretationen abgeleitet werden, die andere nur aufhetzen sollen. Wer sich wie "unwichtig" fleißig an der Verbreitung des Stuss' beteiligt manövriert sich mMn damit zielsicher ins Abseits. Denn auf Dauer lässt sich niemand gerne für dumm verkaufen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fehlinterpretation, Next-up, Sicherheitsabstand, Wirr


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