Off topic: Nanotechnologie (Allgemein)

Doris @, Dienstag, 24.03.2009, 23:15 (vor 6064 Tagen)

Ab und zu mal ein Blick über den Tellerrand. Es gibt noch andere Risiken.

Gesundheit
Kleines mit großer Wirkung

Nun muss die Kosmetikindustrie künftig verwendete Nanomaterialien auf dem Produkt angeben. In der Kosmetik und bei Lebensmitteln werden bereits nachweislich rund 100 Nanomaterialien verwendet – wie sie wirken, ist teilweise unbekannt.

Mit der entsprechenden Änderung der Kosmetik-Verordnung will das Europäische Parlament die Gesundheit der Verbraucher schützen. Denn wie Nanopartikel im Körper des Menschen wirken und welche Folgen sie haben, weiß bisher kaum jemand. Fakt ist: Diese winzig kleinen Partikel haben aufgrund ihrer Größe leichtes Spiel, in den Körper einzudringen. Was sie dort anrichten, ist bislang nicht ausreichend erforscht.

Weil aber diese kleinen Dinger aus unterschiedlichen Stoffen für die Hersteller so praktisch in der Anwendung sind und manche Produkte scheinbar verbessern, durften sie trotz der Unwissenheit über mögliche Schäden einfach verwendet werden. So werden Nanopartikel beispielsweise gezielt als Transportmittel für Wirkstoffe in die tieferen Hautschichten eingesetzt. Titan- oder Zinkoxidpartikel werden in Sonnenschutzmittel eingebracht und sollen dadurch eine höhere Wirksamkeit und bessere Hautverträglichkeit als bisher gewährleisten.

Nanopartikel messen nur wenige hundert Nanometer und sind damit etwa 50 000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Sie wirken aufgrund ihrer winzigen Abmessungen chemisch und physikalisch meist stärker als größere Teilchen des gleichen Stoffes. Weil sie so klein sind, können sie leichter in Zellen, Gewebe und Organe eindringen. Ihre stärkere biologische Reaktionsfähigkeit kann auch zur höheren Giftigkeit führen. So kann beispielsweise der sonst unbedenkliche Lebensmittelzusatz Titandioxid in Nanogröße das Erbgut sowie Zellfunktionen schädigen und so die Abwehrkräfte von Immunzellen beeinträchtigen. Mit der Nahrung aufgenommene Nanopartikel können außerdem die Darmwände durchdringen und ins Blut übergehen.
In der Kosmetik und bei Lebensmitteln werden bereits nachweislich rund 100 Nanomaterialien verwendet, in der Kosmetik beinhalten mindestens fünf Prozent aller Produkte Nanopartikel. Enthalten sind sie zum Beispiel in verschiedenen Ketchups, Gemüsebrühen oder im Puderzucker, um deren Fließ- und Rieseleigenschaften zu verbessern. Auch werden verkapselte Geschmacks-, Farb- und Konservierungsstoffe in Nanogröße bei der Wurstherstellung verwendet; in kleinen Kapseln eingeschlossene Mineralstoffe und Vitamine sollen den Nährwert von Backwaren und Erfrischungsgetränken steigern. Oder Nano-Silber in Zahnpasta soll die antimikrobielle Wirkung verbessern. Dabei können die Silberpartikel die Mundflora auch erheblich schädigen und die Bildung von resistenten Stämmen schädlicher Mikroorganismen fördern. Dies kritisiert zum Beispiel der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Er hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass trotz der möglichen Gesundheits- und Umweltgefahren diese winzigen Partikel von Lebensmittel- und Kosmetikherstellern eingesetzt werden. Nun muss wenigsten die Kosmetikindustrie die Ungefährlichkeit der verwendeten Nanomaterialien belegen und ihre Produkte kennzeichnen. Auf die Verwendung von Nanostoffen in Lebensmitteln hat das allerdings keine Auswirkung.

Quelle: Focus 24.03.2009

siehe auch: Europäisches Parlament: Überarbeitung der EU-Vorschriften für Kosmetika


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