Unwürdige Behandlung von Pflegeheiminsassen (Allgemein)

Doris @, Samstag, 08.03.2008, 11:41 (vor 6494 Tagen) @ underground

Nicht, dass ich den Vorfall gut heiße, aber was soll denn ein derartiger Schwachsinn wie Handyverbot bewirken?

Die Nächsten filmen das Ganze dann halt mit einem ebenso kleinen Camcorder und ziehen die Filmchen dann eben vom Speicherchip aus ins Netz.

Verbietet man dann also auch diese Geräte?

Mir scheint, dass nicht nur die Täter im speziellen Fall einigermaßen "einfach strukturiert" um nicht zu sagen, verblödet, sind.

Das sehen Sie m.E. zu einseitig. Das ausgesprochene Handyverbot war nur eines der getroffenen Maßnahmen und wird auch nicht in den Mittelpunkt des Vorfalls gestellt.
Ich bin der Meinung, diese Maßnahme musste sein, da der Vorfall eben sehr eng mit dem mitgeführten Handy in Verbindung stand. Der Vergleich von Ihnen, dass der andere mit einem Camcorder filmen kann und diesen Film dann ins Internet stellt hinkt m.E. "Gelegenheit macht Diebe", heißt ein bekanntes Sprichwort. Ich gehe nicht davon aus, dass diese jungen Mädchen, die mit 18 und 23 Jahren ja auch schon als Erwachsene gelten, gezielt geplant hatten so eine Aktion zu starten. Vermutlich entstand so etwas aus einer Laune heraus und mit einem ständig mitgeführten Handy mit allen technischen Möglichkeiten kann so ein Spielchen eben dann auch gefilmt und letztendlich sogar ins Netz gestellt werden. Zu der Grundausstattung eines Menschen gehört nicht ein Camcorder, aber ein Handy. Bei vielen Heranwachsenden spielt in einem gewissen Alter z.B: das Probieren von Alkohol eine Rolle. Wenn ich meinen Sohn erwischen würde, wie er in seinem Zimmer vor einer Flasche Whiskey sitzt, würde ich ihm diese auch wegnehmen und nicht denken, wenn ich ihm die jetzt wegnehme, dann geht er raus und kauft sich eine neue. Ich sehe in dem "Handyverbot" eine Zeichensetzung und gerade da hapert es doch in unserer Gesellschaft. Es wird bei jeder geplanten Sanktion sofort von jeder Seite gestreut warum dies nicht funktionieren wird und daran krankt unsere Gesellschaft. Man traut sich nicht Grenzen zu setzen. Ich weiß nicht, ob Sie Kinder im pubertären Alter haben. Aber es ist immer wieder sehr erstaunlich, wie wirkungsvoll Grenzsetzungen auch in höherem Alter noch sind, wenn unmissverständlich rüberkommt, wie ernst die einem sind. Es ist schon fast rührend, aber auf jeden Fall beschämend, wenn Jugendliche z.B. den Lehrern ein gutes Zeugnis ausstellen, die diszipliniert, streng, aber fair und humorvoll sind. Eindeutig fehlt den meisten Jugendlichen eine Orientierung und einen festen Halt, den fordern sie heraus durch Grenzüberschreitungen.
Ob nur "einfach strukturierte" junge Menschen so etwas tun können, würde ich nicht sagen. Die Heimleitung zeigte sich entsetzt, weil z.B. das ältere Mädchen recht intelligent sei und es nicht nachvollziehbar ist, wie sie sich so ihre berufliche Zukunft schädigen kann. Der Heimleitung "Verblödung" zu unterstellen, finde ich etwas anmaßend und es erweckt bei mir den Eindruck, dass Sie so eine Geschichte ausschließlich nur unter dem Aspekt bewerten, dass sich jemand an "die heilige Kuh" Handy heranwagt. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir durch den Handykult bei Kindern und Jugendlichen ein weitaus größeres Problem hinsichtlich Missbrauch, Vereinsamung und Suchtproblematik bekommen als durch eine evtl. Strahlenbelastung. Und deshalb kritisiere ich an den Netzbetreibern (und vor allen Dingen an den Politikern, die das zulassen) die gezielte Bewerbung von Kindern und Jugendlichen und das Suggerieren der Eltern, ihre Kinder dadurch ständig überwachen zu können. Den Netzbetreibern geht es nur ums Geld, die dadurch entstehenden Schäden wird unsere Gesellschaft tragen und dafür tragen die Politiker die Verantwortung. Unsere Kinder und Jugendliche sind überfordert mit der Vielzahl von Medien und dazu gehört nun mal das Handy und oft hilft nur, indem man den Zugang zu den verschiedenen Medien von klein auf einfach strenger reglementiert und nicht naiverweise auf die Eigenverantwortung des Kindes hofft. Ist es nicht traurig und ein Zeichen der Hilflosigkeit, dass Bestrafungen von randalierenden Jugendlichen neben Führerscheinentzug auch ein zeitlich limitiertes Handyverbot vorsehen. Sind wir schon soweit, dass der Entzug eines Handys auf Zeit eine so harte Strafe ist?


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