Niederfrequente Strahlung und Gesundheit (Allgemein)

Doris @, Montag, 21.01.2008, 21:16 (vor 5964 Tagen)

Ich meine, das Thema hatten wir schon mal im Forum, hier nun die genauen Ausführungen von Frau Ziegelberger im Wortprotokoll

In ihrem Vortrag auf der von Dr. Martin Runge, MdL organisierten und durchgeführten Anhörung der GRÜNEN zum Thema "Mobilfunk, Gesundheit und die Politik" am 20 Juli 2007 im Bayerischen Landtag hat Dr. Gunde Ziegelberger vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zur Thematik "niederfrequente Strahlung und Gesundheit" eine durchaus interessante, aber auch erschütternde Aussage getroffen. Frau Dr. Ziegelberger hat zu Beginn ihres Vortrages von konsistenten Erkenntnissen aus epidemiologischen Untersuchungen über den Zusammenhang einer Form der Leukämie bei Kindern und relativ erhöhter Magnetfeld-Exposition gesprochen und auf gesundheitliche Risiken "weit unterhalb der bestehenden Grenzwerte" hingewiesen.

Nachfolgend die entsprechenden Ausführungen von Frau Ziegelberger im Wortprotokoll:

"Wir haben möglicherweise Risiken bei niederfrequenten Feldern, weit unterhalb der bestehenden Grenzwerte. Die 26.BImschV legt die Grenzwerte für manche Frequenzbereiche fest, u.a. auch bei Hausstrom. Niederfrequente Felder kommen dort bei der Hausstromverteilung vor. Wir haben seit einigen Jahren recht konsistente Erkenntnisse aus epidemiologischen Untersuchungen, d.h. statisischen Assoziationen zwischen einer Form der kindlichen Leukämie und möglicherweise relativ erhöhten Magnetfeld-Exposition. Diese Studien gibt es schon lange. Sie haben u.a. dazu geführt, dass die International Agency for Research on Cancer im Bereich der WHO, die niederfrequenten Felder als möglicherweise cancerogen einstuft. Das hat natürlich international dazu geführt, dass man gesagt hat, jetzt braucht man Studien, um das irgendwie zu verifizieren. Epidemiologische Studien haben nämlich so viele Begleiterscheinungen, so viele Confounder, dass, wenn das Risiko gering ist, sie einfach anfällig sind für Störfaktoren.

Bisher haben zwar experimentelle Studien an Tieren dies nicht bestätigt, aber die epidemio¬logischen Befunde sind so konsistent, dass wir da eigentlich Handlungsbedarf sehen. Die niederfrequenten Felder sind bezüglich des Nachweises und des Wissenschaftlichen mehr greifbar unterhalb der Grenzewerte als im hochfrequenten Bereich. Ich weiß, dass wahrscheinlich gerade hier das nicht so wahrgenommen wird, aber bei den hochfrequenten Felder ist der wissenschaftliche Stand so, dass es immer wieder einzelne Hinweise zu verschiedenen Punkten gab, z.B. Gentoxikotät oder Blut-Hirnschranke, aber das war nie reproduzierbar. Das konnte aus wissenschaftlicher Sicht nie als gesundheitliches Risiko dargestellt werden. D.h. unterschiedliche Frequenzbereiche, wo auch das Wort Vorsorge unterschiedliches bedeutet. Aber es ist richtig, dass bestehende Grenzwerte nur vor nachgewiesenen Gefahren schützen. Sie haben keine Vorsorgekomponente. Man hat nicht gesagt, jetzt machen wir einen Abschlag von irgendetwas und machen Vorsorgegrenzwerte. Bis dato ist es so, dass die Grenzwerte sich ableiten von nachgewiesenen Effekten oder gesundheitlichen Gefahren. Wohl aber sieht das BfS, und da ist das BfS nicht alleine, das hat sich durchaus europaweit verfestigt, dass Vorsorgemaßnahmen nicht ausreichen, wenn sich einzelne Hinweise verfestigen. Wenn unterhalb der Grenzwerte Hinweise vorliegen, müssen die berücksichtigt werden. Was wir zu Vorsorgemaßnahme zählen, ist Forschung. Wenn Ergebnisse auftauchen, haben wir die Verantwortung es zu reproduzieren. Da macht man dann eine zweite Studie, wo sich das verifizieren lässt. Auf alle Fälle ist die transparente Öffentlichkeit wichtig, Information über den Stand der Studien und Minimierung der Risiken. Das wird unser Hauptthema heute sein. Das betrifft Nieder- wie Hochfrequenz. Wir fördern den Verbraucherschutz wie den Blauen Engel für Strahlenreduktion. Dem Verbraucher muss man die Möglichkeit geben seine individuelle Belastung zu minimieren…."

Quelle: Hese-Forum

Tags:
Landtag, NF, Anhörung, 26. BImSchV, Runge, Ziegelberger, Vorsorgekomponente

Niederfrequente Strahlung und Gesundheit

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 23.01.2008, 23:10 (vor 5962 Tagen) @ Doris

Ich meine, das Thema hatten wir schon mal im Forum, hier nun die genauen Ausführungen von Frau Ziegelberger im Wortprotokoll

Ja, das war hier, auch Frentzel-Beyme taucht dort auf. Im übrigen enthält der Bericht oben ein paar bemerkenswerte Feststellungen, die ich so von einer BfS-Mitarbeiterin nicht erwartet hätte.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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BfS

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